Corona bei Pferden

Publiziert am Freitag, 4. Dezember 2020 von Manfred Weiblen
Pferd im Stahl

Für Pferdefreunde wird die Diagnose Corona durch den Tierarzt erst einmal wie ein kleiner Schock wirken. Denn schließlich setzen Sie sich seit dem Frühjahr 2020 mit allerlei Szenarien auseinander, die durch die Covid-19-Pandemie hervorgerufen werden.

Corona bei Pferden ist aber von geringerer Tragweite als bei uns Menschen. Zumal das Equine Coronavirus ja nicht neu ist, sondern bereits Ende der 1990er Jahre bei einem Fohlen in den USA nachgewiesen wurde. Seitdem kommt es immer wieder zu Coronaerkrankungen bei Pferden - auch in Europa.

Coronavirus bei Pferden - welche Folgen können auftreten

In den vergangenen 20 Jahren haben Tierärzte beobachtet, dass weniger als zehn Prozent aller Pferde überhaupt mit dem Coronavirus in Berührung kommen. Die häufigsten Fälle treten auf bei immungeschwächten Pferden oder Fohlen, deren Immunsystem noch nicht so ausgeprägt ist. Es kommt zu Durchfallerkrankungen oder leichten Kolikerscheinungen. Die Sterberate ist sehr gering, zumal viele Pferdefreunde bei entsprechenden Symptomen direkt den Tierarzt verständigen und dieser die medizinische Betreuung einleiten kann.

Wichtig zur Unterscheidung: Equine Coronaviren haben nichts mit den seit 2019 aufkommenden Covid-19-Viren zu tun. Hier gibt es noch keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass Pferde sich mit SARS-CoV-2 angesteckt hätten.

Corona-Symptome bei Pferden

Für Sie ist wichtig, dass Sie auf die ersten Anzeichen von Corona reagieren und Ihren Tierarzt hinzuziehen. Das gilt vor allem, wenn Ihr Pferd bereits an Krankheiten leidet, die es anfälliger für eine Viruserkrankung machen. Das sind die typischen Symptome für Corona bei Pferden:

  • Ihr Pferd ist unruhig.
  • Es tritt regelmäßig nach seinem Bauch und schaut teilweise nervös dort hin.
  • Ihr Pferd legt sich häufiger als gewöhnlich hin.
  • Es sind Anzeichen Lethargie sichtbar, Ihr Pferd frisst deutlich weniger.
  • Parallel dazu treten leichte Kolikerscheinungen auf.
  • Es kommt zu Fieberschüben mit Temperaturen von bis zu 41 Grad.
  • Der Kotabsatz ist sehr weich und von breiartiger Konsistenz.

Am häufigsten kommt es im Herbst und Winter zu dieser Form der Erkrankung. Allerdings zeigen auch viele Pferde, die sich mit dem Equinen Coronavirus (ECoV) infizieren, überhaupt keine Anzeichen. Bei den erkrankten Pferden sind nur wenige schwerwiegende Verläufe bekannt, dabei kommt es in seltenen Fällen zur Darmverengung und Dehydrierung. Schwere Koliksymptome durch Corona können in diesen Fällen ebenfalls auftreten. Bei den bekannten Todesfällen ist das Equine Coronavirus nicht die Hauptursache. Vielmehr kommt es im Zusammenhang mit den Vorerkrankungen zu Komplikationen, die dann tödlich verlaufen können - wohlgemerkt in Einzelfällen.

Wie kommt es zu Corona bei Pferden?

Das Equine Coronavirus ist nicht nur in Europa, sondern weltweit verbreitet. In der Regel scheiden Pferde die Erreger über den Kot aus, dadurch kommt es zu einer fäkalen-oralen Übertragung auf andere Pferde. Das bedeutet, dass die Infektion über die Aufnahme von Kotresten über die Nahrungswege aufgenommen wird. So ist es möglich, dass sich anderen Herdenmitglieder über Coronaviren im Pferdekot anstecken.

Eine Übertragung ist aber auch durch den Menschen möglich. Dabei reden wir nicht von Covid-19 bei Pferden, sondern von den Equinen Coronaviren, die durch mangelnde Hygiene im Stall übertragen werden können. Das passiert beispielsweise, wenn die Hände nicht ausreichend gewaschen wurden. Kommt nun Stallequipment, dass für ein infiziertes Pferd genutzt wurde, bei einem anderen Pferd zum Einsatz, ist eine Übertragung möglich. Das kann ein Fieberthermometer sein, aber auch Reinigungsutensilien.

In vielen Fällen ist Corona bei Pferden bereits ansteckend, noch bevor das erkrankte Pferd die ersten Symptome zeigt. Die Inkubationszeit beim Equinen Coronavirus liegt zwischen 48 Stunden und 21 Tagen. Da viele Pferde bei einer Erkrankung keine Symptome zeigen, kann es sein, dass über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen der ganze Stall durchseucht wird.

Diagnose Equines Coronavirus

Was ist zu tun bei dem Verdacht, dass sich Ihr Pferd mit dem Coronavirus angesteckt hat? Setzen Sie sich in jedem Fall mit Ihrem Tierarzt in Verbindung und isolieren Sie Ihr Pferd von seinen Artgenossen. Infizierte Pferde haben eine sehr starke Virenausscheidung. Ihr Tierarzt entnimmt eine Kotprobe und muss diese im Labor untersuchen. Innerhalb der Kotprobe muss nun ein kleiner Teil des Viren-Erbgutes vervielfältigt werden. Dann kann im Labor untersucht werden, auf welche Virenart das vervielfältigte Erbmaterial zurückzuführen ist.

Das häufigste Symptom bei einer Coronaerkrankung ist Durchfall. Daher muss Ihr Tierarzt Ihr Pferd mit einer Infusion versorgen, damit der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen wird. Insbesondere die Resorption (lat. die Aufnahme von Stoffen) des Darms ist gestört und muss durch die Infusion einigermaßen ins Gleichgewicht gebracht werden. Daneben kommen Medikamente zum Einsatz, die, falls notwendig, das Fieber senken und mögliche Folgeinfektionen durch das gestörte Darmverhalten verhindern sollen.

Wichtig: Corona bei immungeschwächten Pferden ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Wenn es auch nicht vergleichbar ist mit dem zurzeit grassierenden Covid-19-Virus, so können die verschiedenen Symptome Pferden mit Vorerkrankungen beträchtlich zusetzen. Eine tierärztliche Versorgung ist also unumgänglich - auch zum Schutz anderer Pferde. Sofern Sie über eine Pferdekrankenversicherung verfügen, können Sie die Behandlungskosten darüber abrechnen.

Maßnahmen bei Infektion des Pferdes

Equines Corona bei Pferden löst ähnliche Maßnahmen aus wie Covid-19 bei Menschen. Wenn Ihr Pferd davon betroffen ist, muss es von den anderen Pferden getrennt werden, um nicht noch weiter als Virenüberträger zu fungieren. Sie, der Tierarzt und das Stallpersonal müssen die Hygienemaßnahmen verbesseern. Tragen von Einweghandschuhen, das regelmäßige Händewaschen und Benutzung nur von eigenem Equipment für die Pferdepflege sollten selbstverständlich sein. Dazu gehört auch, dass Sie beim Reinigen der Box den Mist so lagern, das er für andere Pferde nicht irgendwie erreichbar ist. Verwenden Sie beim Ausmisten eine separate Schubkarre und Mistgabel. Da Corona durch Kot übertragen wird, können Reste vom Mist in der Schubkarre oder der Mistgabel auf andere Boxen verteilt werden und das sollten Sie verhindern.

Wie können Sie Corona bei Pferden vorbeugen?

In den meisten Fällen lässt sich einer Infektion nicht vorbeugen. Insbesondere, da Pferde teilweise eine relativ lange Inkubationszeit haben. Es bleibt nur die Möglichkeit, dass Sie rechtzeitig auf die Symptome reagieren und Ihr Pferd isolieren. Meistens trifft es mehrere Pferde gleichzeitig, da das infizierte Pferd - wie bereits beschrieben - zunächst keine Symptome zeigt, aber dennoch Viren ausscheidet. Eine übermäßige Ausbreitung ist kaum möglich, da Pferde nicht so häufig ihren Standort wechseln und dadurch das Virus von eine in die andere Herde übertragen. Das Equine Coronavirus kann außerhalb des Pferdekörpers maximal zwei bis drei Tage überleben. Bei einer rechtzeitigen Tierarztbehandlung kann das Equine Coronavirus also rasch eliminiert werden.

Covid-19 und Corona bei Pferden

SARS-CoV-2 ist nicht gleichzusetzen mit dem Equinen Coronavirus, selbst wenn beide zu den Coronaviren gehören. Corona bei Pferden unterscheidet sich ganz klar von der Wirkungsweise. Bei Pferden löst es in den meisten Fällen Darmprobleme aus. Die humane Version - also das Virus, welches zur Erkrankung Covid-19 führt - schlägt sich auf die Lunge nieder. Es kommt zu Atemwegsbeschwerden und Erkrankungen der Atemwege. Es gibt auch keinen nachgewiesenen Fall, indem ein Pferd durch die Übertragung von SARS-CoV-2 vom Menschen erkrankt ist. Ebenso ist noch keine Übertragung des Equinen Coronavirus auf den Menschen nachgewiesen. Beide Coronavarianten sind also völlig unabhängig voneinander zu betrachten.

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