Das Cushing-Syndrom bei Pferden

Publiziert am Montag, 10. August 2020 von Manfred Weiblen
Pferdefütterung

Zu den häufigsten Hormonerkrankungen bei Pferden gehört das Cushing-Syndrom. Es handelt sich dabei um eine fortschreitende Krankheit, die nicht heilbar ist, aber durchaus behandelt werden kann. Das Cushing-Syndrom bei Pferden tritt nicht nur bei älteren Tieren auf.

Neben der Erkrankung bei älteren Pferden können auch jüngere Pferde davon betroffen sein. Wenn Sie die Symptome des Cushing-Syndroms nicht rechtzeitig erkennen, dann geht das mit weiteren Erkrankungen einher, die vom Tierarzt zusätzlich aufwendig behandelt werden müssen.

Welche Symptome treten beim Cushing-Syndrom auf?

Bedingt dadurch, dass eine Hormonstörung das Cushing-Syndrom auslöst, sind die Symptome recht vielfältig und können leicht auch bei anderen Krankheitsbildern auftreten. Auf drei Merkmale müssen Sie hier besonders achten:

  1. Veränderung des Erscheinungsbildes bei Ihrem Pferd: Es kommt zum Abbau von Muskeln und Ihr Pferd magert ab. Das führt zu einem Hängebauch und gleichzeitig zu einer Senkung im Bereich des Rückens. Es bilden sich zusätzlich Fettdepots an Stellen, die normalerweise nicht von Fettansammlungen betroffen sind. Das kann an den Augen der Fall sein, aber auch am Mähnenkamm.
  2. Es kommt zu einer Fellwechselstörung: Die klassischen Anzeichen für das Cushing-Syndrom sind langes, dichtes und lockiges Fell. Es bilden sich längere Haare im Bereich der Kinnpartie und an den Hinterbeinen. Haare aus dem Winterfell bleiben noch im Sommer übrig. Im weiteren Verlauf treten die Störungen beim Fellwechsel immer deutlicher auf. Die Haare am gesamten Körper werden länger. Teilweise kommt es sogar zu Verfärbungen.
  3. Auftreten der Hufrehe: Bei der Hufrehe handelt es sich um eine hormonell bedingte Durchblutungsstörung in den Hufen. Es kommt zu schmerzhaften Entzündungen und weiteren Begleiterkrankungen. Die Hufrehe tritt bei rund 50 bis 80 Prozent aller vom Cushing-Syndrom betroffenen Pferde auf. Anzeichen für die Hufrehe sind unter anderem Entlastungsverhalten der erkrankten Hufe und Gewichtsverlagerung auf die Hinterhufe.

Wie erkenne ich das Cushing-Syndrom?

Neben den drei Hauptmerkmalen kann es beim Cushing-Syndrom auch noch zu weiteren Symptomen kommen:

  • Die Wundheilung verläuft nur schleppend und dauert länger an als normal.
  • Es tritt eine Leistungsschwäche auf – Ihr Pferd ist weniger belastbar.
  • Regelmäßig treten infektiöse Erkrankungen auf, die durch das geschwächte Immunsystem begünstigt werden.
  • Ihr Pferd trinkt häufiger Wasser und muss vermehrt Wasserlassen.
  • Bei Stuten zeichnen sich Fruchtbarkeitsstörungen ab.

Mittlerweile sprechen Tiermediziner bei dieser Hormonerkrankung auch von PPID (Pituiary Pars Intermedia Dysfunktion), da hiermit die Krankheitsursache treffender bezeichnet wird.

Ursachen für das Cushing-Syndrom

Das Equine Cushing-Syndrom bei Pferden (abgekürzt ECS) entsteht durch eine Erkrankung innerhalb der Hirnanhangdrüse. Diese ist zuständig für die Produktion einer Vielzahl von Hormonen. Bei gesunden Pferden gelangen die Hormone in den Blutkreislauf und tragen so zu einem ausgeglichenen Hormonhaushalt bei. Dazu gehört unter anderem der Botenstoff Dopamin, der allgemein auch als Glückshormon bezeichnet wird. Beim Cushing-Syndrom wird dieses Hormon stark reduziert. Dopamin hat eine starke Kontrollfunktion im Beriech der Hirnanhangdrüse. Fehlt es an Dopamin, entwickelt sich in der Hirnanhangdrüse ein gutartiger Tumor. Das wiederum führt zu einer vermehrten Ausschüttung von Hormonen wie ATHC (Adrenocorticotropes Hormon), eine Art Stresshormon und Cortisol. Cortisol ist ebenfalls ein Stresshormon, das im Normalzustand dem Körper energiereiche Verbindungen bereitstellt. Bei einer Überproduktion geraten Stoffwechsel, Glukoseproduktion und auch die Insulinproduktion aus den Fugen.

Das Cushing-Syndrom bei Pferden ist eine Art Wohlstandserkrankung, die vor allem durch Fehler in der Pferdehaltung und der Fütterung ausgelöst werden. Vermehrt tritt das Cushing-Syndrom bei Pferden auf, die einen Hang zum Übergewicht haben und nur wenig in Bewegung sind. Studien zur Folge sind Pferde in freier Wildbahn davon deutlich weniger betroffen, da sie dort nicht auf ein Überangebot von Futter treffen, sondern sich dort lediglich bedarfsgerecht ernähren.

Welche Pferde sind vom Cushing-Syndrom betroffen?

Das Cushing-Syndrom tritt vor allem bei Pferden und Ponys auf, die das 15. Lebensjahr vollendet haben. Nachweislich ist etwa jedes fünfte Pferd davon betroffen. Es gibt aber auch Pferde, bei denen das Cushing-Syndrom nur wenige Symptome hinterlässt. Daher ist die Dunkelziffer der betroffenen Pferde weitaus höher. Der Anteil der sichtbar erkrankten Pferde steigt bis zum 30. Lebensjahr noch deutlich an. Es ist durchaus möglich, dass sogar jüngere Pferde am Cushing-Syndrom leiden. Bei ihnen sind die typischen Krankheitssymptome aber weitaus weniger auffällig. Das kann sich aber in den Folgejahren in die andere Richtung drehen.

Wie können Tierärzte das Cushing-Syndrom feststellen?

Beim Verdacht auf das Cushing-Syndrom bei Ihrem Pferd nimmt der Tierarzt eine ACTH-Messung vor. ACTH (Adrenokortikotropes Hormon) ist ein Hormon, das durch die die Zellen der Hirnanhangdrüse ausgeschüttet wird. Bei der Überschreitung von bestimmten Grenzwerten ist die Diagnose gesichert. Wichtig dabei ist, dass der Tierarzt auch alle anderen Symptome des Pferdes mit in seine Diagnose einfließen lässt. Es ist durchaus möglich, dass in bestimmten Situationen der ACTH-Wert nach oben ausschlägt. Das kann beispielsweise in Stresssituationen der Fall sein oder auch bei Erkrankungen, die Schmerzen auslösen. Damit Sicherheit besteht, macht es Sinn, wenn diese Messungen über einen bestimmten Zeitraum mehrfach vorgenommen werden. Bedingt durch die regelmäßig anfallenden Kosten ist es sinnvoll, wenn bereits im Vorfeld eine Pferdekrankenversicherung vorhanden ist. Damit sind Sie von einem großen Teil der Tierarztkosten entlastet.

Welche Therapie hilft beim Cushing-Syndrom?

Leider ist eine Heilung dieser Erkrankung nicht möglich. Es ist lediglich möglich, die Symptome über die Jahre in den Griff zu bekommen. Dazu setzen Tierärzte Medikamente ein, die den Wirkstoff Pergolid enthalten. Dieser Wirkstoff führt dazu, dass die Produktion von Dopamin im Gehirn angeregt. Die Ausschüttung von Dopamin führt dazu, dass die Entwicklung von Stresshormonen gestoppt wird. Damit wird wiederum die Stoffwechselfunktion des Pferdes unter Kontrolle gebracht.

Die Lebensqualität kann sich durch den Einsatz geeigneter Medikamente deutlich verbessern. Es gibt Studien, die bei rund 90 Prozent der betroffenen Pferde eine Besserung des Gesundheitszustandes erkennen lassen. Dazu haben die Pferde etwa 0,5 bis 1 Milligramm Pergolid pro 500 Kilogramm Körpergewicht verabreicht bekommen. Dadurch sinkt auch im Laufe der Zeit die Anfälligkeit für die Hufrehe. Wichtig ist allerdings, dass Sie bei Ihrem Pferd regelmäßig den Hormonhaushalt beim Tierarzt checken lassen. Je nach Hormonhaushalt muss die Dosis der Medikamente angepasst werden.

Der Vorteil der Medikamente ist, dass diese für das Pferd gut verträglich sind und nur selten Nebenwirkungen zeigen. Durch die Tablettenform ist die tägliche Versorgung relativ einfach. Einfach in ein Stück Möhre oder einen Apfel hingedrückt, ist die Medizin schnell aufgenommen. Die Tablette können Sie natürlich auch unter Melassefutter mischen oder in Wasser auflösen.

Fütterung bei Cushing-Syndrom

Die Fütterung bei PPID-Patienten muss stetig an den Ernährungszustand und an das Krankheitsbild angepasst werden. Es ist wichtig, dass Ihr Pferd regelmäßig vom Tierarzt untersucht wird, damit Sie notwendige Empfehlungen zur Fütterung umsetzen können.

  • Eine gezielte Versorgung mit Energie und Protein hat Priorität. Dagegen sind Futtermittel mit zu hohen Anteilen von Kohlenhydraten zu reduzieren. Dazu gehören Getreide, Obst oder Karotten.
  • Empfehlenswert ist eine Versorgung mit einem hohen Rohfaseranteil. Dazu gehören Heu, Möhrenchips, Rübenschnitzel oder auch Sojaprodukte.
  • Unterstützung des Immunsystems durch die Zugabe von Vitamin C und Vitamin E sowie entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren.

Cushing bei Pferden lässt sich am besten durch eine angepasste Ernährung und ausreichend Bewegung vermeiden. Bezeichnend ist, dass überwiegend ältere und übergewichtige Pferden davon betroffen sind. Diese Faktoren lassen sich sehr gut durch die artgerechte Haltung des Pferdes vermeiden.

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