Der fliegende Tierarzt aus Baden-Württemberg

Da wundert sich schon mancher Landwirt im Kreis Ludwigsburg: Ist auf dem Hof ein Notfall eingetreten, etwa weil eine Stute fohlt oder sich ein anderes Tier verletzt hat, dann landet nicht selten ein kleiner Hubschrauber mit dem Tierarzt direkt vor dem Stall. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Ultraleicht-Helikopter, der es dem Tierarzt ermöglicht, innerhalb weniger Minuten in einer Notlage bei seinen tierischen Patienten zu sein. Ein Umstand, der dem hohen Verkehrsaufkommen in der Region rund um die Autobahn A 81 geschuldet ist.

Eine kalbende Kuh war der Auslöser für die Idee

Es war ein eher trauriger Umstand, der den Tierarzt Dr. Stefan Kappelmann auf diese Idee gebracht hat. Er wurde zu einem Notfall auf einem weiter entfernten Bauernhof in Remseck gerufen. Dort kalbte eine Kuh, es gab Komplikationen. Das Kalb stecke fest. Der Verkehr auf den umliegenden Straßen war aber so dicht, dass der Tierarzt den Hof nicht mehr rechtzeitig erreichen konnte. Bei seinem Eintreffen war das Kalb tot. Keiner schöner Moment für einen Menschen, der sich der Hilfe für Tiere verschrieben hat. Damals dachte der Tierarzt, dass sich ein solcher Fall nicht mehr ereignen sollte. Das ist nun zehn Jahre her.

Der Tierarzt erwirbt die Hubschrauber-Lizenz

Gedacht, getan. Nach dem Erwerb der Hubschrauber-Lizenz ging es an die Formalitäten. Dazu gehörte auch, bei Regierungspräsidenten die Flug- und Landeerlaubnis einzuholen, damit er rund 30 entlegene Bauerhöfe mit seinem Ultraleicht-Helikopter ansteuern konnte. Der erste Flug wurde im Jahr 2009 absolviert. Der Landwirt, der den Tierarzt angefordert hatte, staunte nach Dr. Kappelmanns Aussage jedenfalls nicht schlecht, als der Veterinär mit dem Flugobjekt vor seinem Stall landete. Mittlerweile ist es fast alle zwei Wochen erforderlich, dass der Tierarzt mit seinem Helikopter entlegene Höfe ansteuert. Die größte Entfernung, die er zu überbrücken hatte, waren 70 Kilometer zu einem Hof im benachbarten Hohenlohekreis. Die Fahrtzeit mit dem Auto wäre einfach zu lang gewesen, um schnelle Hilfe zu leisten.

Von der Tierarztpraxis in den Hubschrauber

Der kleine Helikopter ist schon ziemlich auffällig. Rot lackiert und mit der großen Aufschrift „Tierarzt“, so bewegt sich Dr. Kappelmann durch die Lüfte. Bei einem Anruf in seiner Praxis fährt er mit dem Auto wenige Minuten zu dem Hof, wo der Helikopter untergebracht ist. Dann hebt er ab, um in Notfällen schnell am Einsatzort zu sein. In der kalten Jahreszeit ist warme Kleidung angesagt, denn in der unüberdachten Kanzel herrschen in 300 Metern Flughöhe natürlich ziemlich eisige Temperaturen. Dennoch lässt er sich den Spaß am Fliegen nicht nehmen. So überbrückt er auch schon Mal längere Strecken, wenn es z. B. zu einer Fortbildung ins benachbarte Bundesland Bayern geht. Sein nächstes Ziel ist die Berufspilotenausbildung. Dann muss er beim Regierungspräsidenten nicht die Bürokratie bemühen, wenn er andere Ziele wie die bisher angesteuerten Bauernhöfe anfliegen möchte.

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