Droht auf dem Land ein Tierarztmangel?

Publiziert am Dienstag, 26. November 2013 von Manfred Weiblen
Tierärztin untersucht ein Pferd

Für viele Absolventen des Studiums der Tiermedizin ist die Ausbildung und die Qualifikation zum Tierarzt immer noch ein Traumberuf. Langsam stellt sich aber heraus, dass es in absehbarer Zeit Mängel bei der Versorgung von Großtieren, gerade auf dem Land geben wird. Das liegt vielfach auch daran, dass der Beruf des Nutztierarztes eine Männerdomäne ist, auf den Universitäten aber überwiegend junge Frauen studieren, um im Bereich der Kleintiermedizin aktiv zu werden. Die Folge: In ländlichen Regionen droht ein Mangel an Tierärzten.

Unattraktive Arbeitszeiten machen es dem Landtierarzt schwer

Gerade bei der tierärztlichen Versorgung von Pferden, Schweinen oder Kühen ist Manpower gefragt. Da überlegt sich manche Studentin der Tiermedizin, ob sie sich nicht lieber direkt auf den Kleintierbereich spezialisiert. Vor allem auf dem Land müssen die Tierärzte bei Wind und Wetter die Nutztiere versorgen, oftmals zu unwirtlichen Uhrzeiten wie in der Nacht oder an Feiertagen. Die eigenen Kosten wie z. B. die Anfahrt mit dem eigenen Auto, werden durch die Behandlung kaum hereingeholt. Es steckt aber bei den praktizierenden Tierärzten immer noch genug Motivation im Blut, um diesen beschwerlichen Job mit viel Idealismus auszufüllen.

Frauen planen ihre Zukunft anders

Die Versorgung von Großtieren zu jeder Tag- und Nachtzeit ist mit ein Grund, warum Frauen sich von vorneherein nicht für den Nutztierbereich entscheiden. Zu aufwendig ist es, den Beruf und später die Familie unter einen Hut zu bekommen. Mit geregelten Arbeitszeiten in einer Tierklinik oder einer Tierarztpraxis lässt sich vieles einfacher planen.

Arztpraxen reichen aus – aber nicht die Ärzte

Im ländlichen Raum ist die Versorgung mit Tierarztpraxen durchweg ausreichend. Das bestätigen die Tierärztekammern. Allerdings fehlt es an Tierärzten, die sich mit der medizinischen Versorgung von Nutztieren befassen. Ein Tierarzt vom Niederrhein klagt, dass in seiner Praxis zwar vier Tierärzte damit beschäftigt sind, die Versorgung von Großtieren zu gewährleisten. Doch auch sie arbeiten alle am Limit, Unterstützung durch einen neuen Tierarzt ist nicht zu erwarten.

Die Wirtschaftlichkeit ist ein Problem

Immermehr landwirtschaftliche Betriebe schließen. Wo ein Landtierarzt früher noch im Umfeld diverse Höfe versorgen konnte, muss er nun z. B. wegen der Geburt eines Kalbes zig Kilometer fahren. Anders als bei Kleintieren ist der Versorgungsaufwand auch wesentlich zeitintensiver. Schließlich kommen Großtiere nicht zum Tierarzt in die Praxis, sondern die Behandlung muss vor Ort durchgeführt werden. Das kann sich von der Zeit her strecken, ein geregelter Feierabend ist da nicht immer in Sicht.

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