Einsame Katzen – wann entwickeln sie Auffälligkeiten?

Publiziert am Freitag, 3. September 2021 von Manfred Weiblen
Getigerte Katze liegt auf der Seite

Katzen gelten als Einzelgänger, die sich ihren Weg allein suchen und weder auf Menschen noch Artgenossen angewiesen sind. Dieser Mythos kommt vor allem daher, dass Katzen gerne einzeln und nicht im Rudel jagen. In Wirklichkeit sind Katzen sehr soziale Wesen, daher können einsame Katzen sehr schnell auffällige Verhaltensmuster zeigen.

Denn sie haben bereits kurz nach der Geburt soziale Kontakte geknüpft, nämlich mit ihren Geschwistern und auch mit ihrem Menschen. In dieser Zeit erfahren sie sehr viel Zuneigung und Aufmerksamkeit. Gerät diese Zuwendung im Laufe der Zeit ins Hintertreffen, weil sich keiner mehr um die älter gewordene Katze kümmert, dann sorgen Langeweile und Einsamkeit zu Verhaltensauffälligkeiten.

Woran erkennen Sie, dass Ihre Katze einsam ist?

Zuallererst sollte sich der Gedanke aufdrängen, ob Sie überhaupt genug Zeit für Ihre Katze haben. Daraus lässt sich schnell ableiten, ob dadurch bei Ihrer Katze Langeweile oder Einsamkeit aufkommt. Achten Sie dabei aber auch auf Verhaltensmuster, die einsame Katzen an den Tag legen. Diese Auffälligkeiten sind aus der Erfahrung der Tierärzte keine Folge von gesundheitlichen Problemen, sondern tatsächlich ein Stück weit psychisch bedingt:

  1. Gesteigerte Aktivität bis hin zur Hyperaktivität
  2. Aggressives Verhalten Ihnen gegenüber
  3. Lustlosigkeit und Desinteresse
  4. Erhöhtes Aufmerksamkeitsbedürfnis
  5. Unreinliches Verhalten

Einsame Katzen entwickeln gesteigerte Aktivität

Ist Ihnen womöglich aufgefallen, dass Ihre Katze keine Ruhe findet? Ständig rennt sie umher, wirkt gehetzt oder nimmt sich kaum mal eine Auszeit zum Dösen. Vor allem Letzteres sollte ein Alarmsignal sein, da Katzen eigentlich sehr häufig dösen und darauf warten, dass vor dem wachen Auge ein Mäuschen vorbeirennt. Das kann ein Anzeichen dafür sein, dass Ihre Katze Langeweile hat. Niemand beschäftigt sich mit ihr, da sucht sie sich selbst Beschäftigung. Oftmals geht das auch mal in die Hose, wenn bei hektischen Sprüngen Dekogegenstände auf der Kommode dran glauben müssen. Vor allem Katzen, die Freigänger sind und aufgrund einer Erkrankung nun drinnen bleiben müssen, können eine solche Aktivität entwickeln. Das legt sich wieder, wenn sie nach Genesung nach draußen dürfen. Allerdings kann es durchaus passieren, dass eine Katze, die nun zur Wohnungskatze umerzogen wird, leidet, da ihr Bewegungsdrang massiv eingeschränkt ist.

Wenn sich vermehrt aggressives Verhalten andeutet

Sind Sie schonmal nach Hause gekommen und Ihre Katze ist Ihnen ohne Vorwarnung an die Beine gesprungen? Nehmen Ihre Möbel mittlerweile unansehnliche Züge an, da Ihre Katze permanent daran kratzt? Sind die Türrahmen womöglich schon bis auf das Mauerwerk abgefräst? Wenn Ihre Katze beginnt, Dinge zu beschädigen, dann können Sie definitiv davon ausgehen, dass Ihre Katze an Langeweile leidet. Entweder gibt es zu wenig Beschäftigungsmöglichkeiten, wenn Sie nicht da sind oder Ihre Katze bekommt zu wenig Aufmerksamkeit von Ihnen.

Wichtiger Hinweis: Lassen Sie Ihre Katze bei einem solchen Verhalten in jedem Fall vom Tierarzt untersuchen. Womöglich ist Ihr Katze erkrankt und leidet unter Schmerzen. In vielen Fällen lassen sich Erkrankungen erst beim Tierarzt nach einer genaueren Untersuchung erkennen. Unser Tipp dazu: Reichen Sie die Tierarztrechnung nach der Untersuchung oder auch Behandlung Ihrer Katze unbedingt bei Ihrer Katzenkrankenversicherung ein, damit Sie die Kosten erstattet bekommen.

Kann Einsamkeit Depressionen auslösen?

Es ist möglich, dass einsame Katze Depressionen entwickeln. Zuerst müssen wir sagen, dass Katzen den Tag über viele Stunden dösend oder schlafend verbringen. Damit sammeln sie Kraft, um im wachen Zustand auf den Punkt topfit zu sein. Wenn sich allerdings diese Phasen sehr lange hinziehen und Ihre Katze keine Lust mehr hat, mit ihren Lieblingsdingen zu spielen und auch ansonsten unmotiviert wirkt, kann das durch Langeweile passieren und zu einer Depression führen.

In solchen Fällen vernachlässigen Katzen ihre Fellpflege und das Fressverhalten verändert sich. Ihre Katze wirkt mäkelig, nimmt kaum noch Nahrung auf und neigt dazu, an den unterschiedlichsten Stellen in der Wohnung zu urinieren. Um dafür körperliche Ursachen auszuschließen, ist es auch hier wichtig, dass Sie mit Ihrer Katze zum Tierarzt gehen, um sie gründlich untersuchen zu lassen.

Werden einsame Katzen anhänglich?

Bei Katzen ist es im Grunde genommen nicht anders als bei Kindern. Bekommen sie zu wenig Aufmerksamkeit, sorgen sie für Aufmerksamkeit. Das führt in der Regel zu eher ungewünschten Effekten. Es kann also das folgende Szenario eintreten: Sie sind beruflich bedingt oder durch ihre Freizeitgestaltung nicht häufig zu Hause. Ihre Katze wird in der Zeit, die Sie dann zu Hause sind, Ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen.

  • Beim Hereinkommen streicht Ihre Katze Ihnen unentwegt zwischen den Beinen.
  • Ihre Katze lässt Sie nun so gut wie gar nicht mehr aus den Augen.
  • Sie lässt ihr Futter stehen, wenn Sie aus dem Raum gehen.
  • Wenn Sie ein Nickerchen machen oder schlafen wollen, macht Ihre Katze lautstark auf sich aufmerksam.
  • Ihre Katze reagiert aggressiv oder beleidigt, wenn Sie nach kurzer Abwesenheit den Raum oder das Haus betreten.

Diese Form der Anhänglichkeit kann für den Katzenfreund zu einer ernsthaften Belastung werden. Spätestens jetzt wird es Zeit, das Problem der Einsamkeit anzugehen.

Das Katzenklo wird ignoriert

Stellen Sie fest, dass Ihre Katze vermehrt ihren Urin in der Wohnung absetzt und nicht mehr auf dem Katzenklo? Dann wird es Zeit zum Handeln. Einerseits kann dahinter eine Krankheit stecken, die tierärztlich behandelt werden muss. Das kann zum Beispiel eine Blasenentzündung sein. Dann kann es sein, dass das Katzenklo nicht den Ansprüchen Ihrer Katze Genüge tut. Es kann aber auch passieren, dass Ihre Katze aus Missbilligung über die Einsamkeit ihr Geschäft nicht mehr auf dem Katzenklo erledigt, sondern in der Wohnung. Wichtig ist dabei, dass Sie schnellstmöglich den Ort des Missgeschickes gründlich reinigen, sonst hinterlässt das Spuren. Sie dürfen auch nicht mit Ihrer Katze schimpfen, denn sie will Sie nicht ärgern. Diese Art von Emotionen ist Katzen fremd. Es geht darum, dass Ihre Katze einen Hilferuf absetzt, da sie sich einsam fühlt.

Wie können Sie für einsame Katzen Abwechslung verschaffen?

Einsamkeit bekämpfen bedeutet nicht, dass Sie fortan von Zuhause aus arbeiten oderkündigen müssen. Sie müssen sich Ihrer Katze nicht unterordnen. Freigängerkatzen haben sicherlich mehr Möglichkeiten, sich zu beschäftigen. Sei es jetzt die Jagd nach Mäusen oder einfach das Beobachten von Insekten oder Vögeln. Wohnungskatzen haben es dagegen nicht so einfach. Ihre Umgebung ist in vielen Fällen nicht artgerecht, da sie nicht dem natürlichen Umfeld entspricht. Deshalb ist es sinnvoll, wenn Sie Ihrer Katze genug Abwechslung bieten, solange Sie nicht da sind.

Hier gibt es mehrere Möglichkeiten:

  1. Ziehen Sie bei Ihrer Wohnungskatze in Erwägung, ihr einen Spielgefährten an die Seite zu stellen. Schließlich sind Katzen sehr soziale Tiere und Ihre Katze wird sich freuen, wenn sie einen Kumpel oder eine Gefährtin zum Herumtoben hat.
  2. Lassen Sie in Ihrer Wohnung größere und leere Kartons stehen. Katzen lieben Kartons, da man sich darin verstecken kann und sie darüber hinaus auch noch ein guter Beobachtungsposten sind.
  3. Gestalten Sie für Ihre Katze eine oder mehrere Fensterbänke so, dass sie sich darauflegen und ihre Umgebung beobachten kann. Ein guter Platz mit Blick nach draußen ist für Katzen wie für uns ein gemütlicher Kinositz - einschließlich Spannung.
  4. Besorgen Sie sich sogenannte Fummelbretter für Katzen, in denen Sie Futter verstecken. So hat Ihre Katze tagsüber genug zu tun, um sich das eine oder andere Leckerli zu ergattern.
  5. Die Wohnung muss nicht immer steril aufgeräumt sein. Das mag zwar manchen Menschen schwerfallen, tut Ihrer Katze aber gut. Lassen Sie doch mal die Wäsche vom Vortag auf dem Boden liegen. Ihre Katze wird sich schon dadurch wohlfühlen, da sie Ihren Geruch wahrnimmt.
  6. Stellen Sie kleine Kartons auf die Sie mit Dingen aus der Natur befüllen. Das reicht von Tannenzapfen über Steine bis hin zu Moos oder Kastanien. Alle diese Dinge haben unterschiedliche Gerüche, fühlen sich anders an und machen beim Herumspielen unterschiedliche Geräusche.

Wichtig ist nur, dass Sie die aufkommende Einsamkeit bei Ihrer Katze erkennen. Ignorieren Sie den Zustand nicht mit dem Gedanken, dass sich das schon wieder legen würde. Das führt in die falsche Richtung. Widmen Sie Ihrer Katze Aufmerksamkeit in der Zeit, in der Sie zu Hause sind. Sie müssen nicht Ihren Tagesablauf umkrempeln, aber Sie sollten den Bedürfnissen Ihrer Katze gerecht werden.

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