Epilepsie bei Katzen

Publiziert am Freitag, 5. November 2021 von Manfred Weiblen
Rote Katze auf dem Boden

Unruhe, Zuckungen im Gesicht oder starkes Speicheln: Das sind nicht etwa Symptome einer Vergiftung, sondern der Epilepsie bei Katzen. Bei der Epilepsie handelt es sich um Funktionsstörungen im Großhirn der Katze.

Diese äußern sich in epileptischen Anfällen mit Symptomen unterschiedlicher Ausprägung. Die Epilepsie bei Katzen kann angeboren sein oder im Laufe des Lebens erworben werden. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, die nicht heilbar ist, aber mit Medikamenten gut eingestellt werden kann.

Symptome der Epilepsie

Grundsätzlich lässt sich jeder epileptische Anfall in vier Stadien einteilen, die sich allesamt von ihren Symptomen unterscheiden:

  1. Die Prodromalphase (Vorläuferphase einer Erkrankung) findet bereits Stunden oder sogar Tage vor dem eigentlichen Ausbruch statt. Diese Phase äußert sich durch starke Unruhe Ihrer Katze.
  2. Die Aura (Ankündigung des epileptischen Anfalls) tritt unmittelbar vor dem Anfall auf. Dabei sucht Ihre Katze deutlich mehr Nähe zu Ihnen. In Einzelfällen können aber auch andere Verhaltensweisen auftreten wie Aggressivität oder Scheu.
  3. Nach der Aura tritt der Iktus ein, also der eigentliche Anfall mit sichtbaren Symptomen.
  4. Daran schließt sich die Erholungsphase (postiktale Phase) an, in der Ihre Katze sehr erschöpft ist. Auch wenn ein epileptischer Anfall von kurzer Dauer ist, kostet er Ihre Katze dennoch eine Menge Energie.

Vor allem während der iktalen Phase treten die folgenden Symptome auf. Diese können je nach Ausprägung der anderen Phasen auch dort auftreten:

  • zuckende Muskulatur
  • Krämpfe am ganzen Körper
  • Stürze aus dem Stand heraus
  • vermehrtes Miauen
  • herumrennen
  • Kaubewegungen
  • vermehrtes Speicheln
  • Harn- und Kotabsatz
  • kurzzeitige Bewusstlosigkeit

Wenn es zu einem Anfall kommt, können Sie zwar nichts dagegen unternehmen, aber Ihre Katze dennoch unterstützen. Während des Anfalls können Sie alle Dinge aus dem Weg räumen, an denen sich Ihre Katze stoßen kann. Ist der Anfall vorüber, zeigt Ihre Katze schwere Erschöpfungssymptome. Lassen Sie ihr genug Zeit, sich wieder zu finden und wirken Sie beruhigend auf sie ein. Es kann durchaus passieren, dass Ihre Katze sich in dieser Phase aggressiv verhält. Lassen Sie sie dann einfach gewähren. Dieser Schub gilt schließlich nicht ihnen.

Wichtig ist, dass Sie Ihre Katze in jedem Fall tierärztlich untersuchen lassen, damit Sie Gewissheit zu der Erkrankung haben. Das hilft Ihnen in der Folgezeit Ihre Katze medikamentös oder therapeutisch zu unterstützen und ihr Lebensqualität zurückzugeben.

Wo liegen die Ursachen für die Epilepsie bei Katzen?

Für die Epilepsie bei Katzen gibt es eine Vielzahl von Ursachen. Bei einem epileptischen Anfall verändert sich die Aktivität der Nervenzellen im Gehirn. Diese zeichnen sich in dieser Phase durch eine enorme Aktivität aus. Das führt wiederum zu den oben beschriebenen Verhaltensweisen.

Die Anfälligkeit für eine Epilepsie spielt bereits in den Erbanlagen eine Rolle, diese kann also angeboren sein. Auf der anderen Seite spielen Veränderungen im Gehirn im Laufe der Zeit eine gewichtige Rolle. Dazu gehören beispielsweise eine Verringerung der Blutversorgung im Gehirn (Ischämie) durch Tumore, Verletzungen und Missbildungen oder auch Gehirnentzündungen (Enzephalitis). Bei der Ischämie sprechen Tiermediziner von einer primären Epilepsie, bei Erkrankungen, die eine Epilepsie auslösen, von einer sekundären Epilepsie.

Hier gibt es noch weitere Unterscheidungskriterien:

  • Intrakraniell (Ursachen im Gehirn): Entzündungen, Unfälle, Tumore, Wasserkopf, Hirnerkrankungen
  • Extrakraniell (Ursachen außerhalb vom Gehirn): Nieren- und Leberkrankheiten, Unterzuckerung, Stoffwechselkrankheiten, Infektionen, Vergiftungen

Wie lässt sich die Epilepsie bei Katzen diagnostizieren?

Sofern Sie den Verdacht haben, dass es bei Ihrer Katze zu einem epileptischen Anfall gekommen ist, notieren Sie sich die Symptome und suchen Sie einen Tierarzt auf. Er wird Sie nach den Symptomen befragen und die weitere Diagnostik durch bildgebende Verfahren einleiten. Dazu gehört beispielsweise die Computertomografie oder auch die Magnet-Resonanz-Tomografie.

Die Blutentnahme und die Entnahme von Rückenmarksflüssigkeit ist notwendig, um möglichen extrakraniellen (äußerlichen) Ursache auf den Grund zu gehen wie Vergiftungen oder Infektionen. Sofern Sie über eine >Katzenkrankenversicherung verfügen, können Sie darüber die Kosten der Diagnostik und der Behandlung darüber abrechnen.

Ist die Epilepsie bei Katzen heilbar?

Leider ist die Epilepsie bei Katzen eine Erkrankung, die nicht heilbar ist. Es hängt vom Verlauf der Erkrankung ab, welche Maßnahmen erforderlich sind. Wenn es nur unregelmäßig zu epileptischen Anfällen kommt, dann sind in der Regel keine weiteren Maßnahmen erforderlich. Bei regelmäßigen Anfällen von Epilepsie muss Ihre Katze medikamentös eingestellt werden. Es gilt also, die Lebensqualität Ihrer Katze aufrechtzuerhalten.

Medikamente aus der Schulmedizin

Das Ausmaß der epileptischen Anfälle entscheidet über die notwendige Medikation. Dabei setzen Tierärzte Antiepileptika ein. Diese sind aber nicht speziell für Katzen entwickelt worden, sondern für Tiere allgemein. Für Katzen sind diese auch anwendbar. Eines der am häufigsten verabreichten Medikamente ist Phenobarbital. Dabei handelt es sich um ein Medikament, das wie ein Beruhigungsmittel wirkt. Dadurch werden die Nervenzellen im Gehirn Ihrer Katze träger und die Entladungen, die die epileptischen Anfälle auslösen, eingeschränkt.

Homöopathische Behandlung

Ihr Tierarzt kann auf homöopathische Mittel einschwenken, wenn die klassischen Medikamente von den Nebenwirkungen her nicht verträglich sind oder sogar keinen Erfolg bringen. Eine Behandlung aus beiden Komponenten ist nicht ausgeschlossen. In einem solchen Fall sollten Sie aber auf einen Tierarzt zurückgreifen, der sich im Bereich der Homöopathie weitergebildet hat.

Epilepsie bei Freigängerkatzen

Wenn Ihre Katze ein Freigänger ist, liegt Ihnen viel daran, ihren Lebensraum nicht einzuschränken. Aus einem Freigänger macht man nicht mal eben von heute auf morgen eine Wohnungskatze.

Sie müssen sich sicher sein, dass epileptische Anfälle draußen nicht zu einem Problem werden können. Daher ist es wichtig, zunächst einmal die Form der Epilepsie zu diagnostizieren. Treten die Anfälle regelmäßig auf, sollten Sie Ihre Katze erst mit Medikamenten einstellen lassen. Sicherlich ist dieser vorübergehende Hausarrest nicht erfreulich für Ihre Katze und bedeutet womöglich auch jede Menge Stress. Aber ohne genaue Erkenntnisse zum Verlauf der Epilepsie kann ein Anfall außerhalb der eigenen vier Wände zu einer echten Gefahr werden.

Führt die Epilepsie bei Katzen zu einer verkürzten Lebenserwartung?

Das muss nicht unbedingt der Fall sein. Wenn Ihre Katze entweder nur selten epileptische Anfälle erleidet oder mit den richtigen Medikamenten eingestellt ist, muss das nicht zwangsläufig die Lebenserwartung verkürzen. Anders verhält es sich natürlich, wenn die Epilepsie die Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung ist. Dann spielt der Verlauf dieser Krankheit primär eine Rolle, was die Lebenserwartung angeht.

Können Sie der Epilepsie bei Katzen vorbeugen?

Die Epilepsie ist eine Erkrankung, gegen die es im Vorfeld kaum Möglichkeiten gibt, Ihre Katze davor zu schützen. Die Erkrankung ist, wie bereits beschrieben, teilweise angeboren und genetisch bedingt. Ursachen wie Gehirnverletzungen oder Beeinträchtigungen von Gehirngefäßen können Sie ebenfalls nicht beeinflussen.

Wichtig ist einfach, dass Sie auch bei unregelmäßigen epileptischen Anfällen mit Ihrer Katze zum Tierarzt gehen. Denn ohne eine Behandlung können sich aus seltenen oder leichten Anfällen schnell stärkere Anfälle bilden. Das ist dann der Fall, wenn sich das Gehirn der Katze an solche Anfälle gewöhnt und mit jedem Anfall stärker reagiert.

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