Geht es unseren Haustieren besser als früher?

Publiziert am Dienstag, 3. Februar 2015 von Manfred Weiblen

Schon seit Jahrtausenden sind Haustiere Begleiter des Menschen. Hunde, Pferde und Katzen wurden früher gehalten zum Schutz von Haus und Hof, zur Arbeit oder einfach zum Mäusefangen. Andere Kleintiere, wie beispielsweise Hasen und Kaninchen, dienten schlichtweg als Fleischlieferanten. Um die Zeit der Industrialisierung begann der Wandel vom Nutztier zum Haustier. Mehr und mehr Bürger hielten sich ein Haustier als Statussymbol. Das Tierschutzgesetz wurde in den 1980er Jahren verbessert, sogar das Zivilrecht wurde geändert: Tiere sind seitdem keine Sachen mehr. Die Haltung von Haustieren ist wesentlich emotionaler geworden.

Hunde, Katzen und Kleinsäuger stehen oben auf der Rangliste

In Deutschland leben in den Haushalten mehr als 8 Mio. Katzen, 5 Mio. Hunde und ebenso viele Hasen, Meerschweinchen und Hamster. Sie haben alle eines gemeinsam: Der Mensch hat zu ihnen eine besondere Beziehung entwickelt und die Haustiere sind so etwas wie Familienmitglieder. Viele Menschen halten sich Haustiere, um nicht einsam zu sein oder sogar um nicht depressiv zu werden. Für Kinder sind Haustiere vermeintlich tolle Spielgefährten.

Das Geschäft mit Haustieren boomt

Es gibt in Deutschland unzählige Zoohandlungen, Tiermärkte, die so groß sind wie Baumärkte und eine Auswahl an Fachliteratur, die mittlerweile in Buchhandlungen ganze Abteilungen einnehmen. Für unsere Haustiere wird viel gemacht. Hundeschulen entstehen landauf, landab, Hundetrainer schießen wie Pilze aus dem Boden und vor allem für Hunde gibt e mittlerweile ein Sportangebot, das sich so umfangreich anhört wie ein VHS-Jahresprogramm. Wer vor 40 Jahren ein Haustiere besaß, muss sich heute mit Blick zurück schon fast schämen und fragen, ob sich sein Haustiere damals wohlgefühlt hat. Keine Sorge, so ist es definitiv nicht. Der Stress für Haustiere begann so richtig erst in den letzten Jahren.

Meerschweinchen, Kaninchen und Co. sind beliebte Kuscheltiere

So eine kleine Fellnase für den Nachwuchs, da kann das Elternherz doch nicht Nein sagen. Schließlich sollen die lieben Kleinen doch Verantwortung lernen und auch noch einen Spielgefährten dazugewinnen. Was aus Elternsicht so häufig Realität ist, bedeutet für die Haustiere ein Leben voller Stress. Sicher, Kinder verstehen es nicht anders und möchten mit dem neuen Familienzuwachs spielen. Ob sich das Kaninchen aber dauerhaft wohlfühlt, wenn es immer aus dem Gehege herausgeholt und auf den Arm genommen wird, ist fraglich. Schließlich sind sie von Natur aus Fluchttiere und der Instinkt steckt nach wie vor in ihnen. Dazu kommt, dass beispielsweise Zwergkaninchen deshalb gezüchtet werden, weil sie so niedlich sind. Der schwere Gendefekt, der für den Wuchs verantwortlich ist, fällt dabei gänzlich unter den Tisch.

Manche Züchtungen von Hunden sind schon reichlich fragwürdig

Kleine Bulldoggen und Mopsarten erfreuen sich momentan großer Beliebtheit. Sie sind gerade so kompakt, dass Herrchen und Frauchen sie gerade noch auf dem Arm tragen können. Diese kurznasigen Hunderassen haben ein Atemproblem. Sie können schlechter atmen als ihre Artgenossen mit der langen Schnauze. Das führt zu Überanstrengung und die Hunde fallen vor Erschöpfung einfach mal um. Dazu kommt, dass Hunde nicht schwitzen. Sie nutzen die Verdunstungskälte ihrer Nase für die Wärmeregulierung. Bei kurznasigen Hunderassen funktioniert dieses eigentlich angeborene Prinzip nur noch sehr schlecht. Sobald es wärmer wird, werden vermehr kollabierte Hunde in den Tierkliniken behandelt. Ein Zuchtproblem, dass nicht einfach so wegzuwischen ist.

Freizeit kann für Hunde Stress bedeuten

Agility, Hundeschule, Dog-Dance – in den letzten Jahren gibt es immer mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für Hunde. Was auf den ersten Blick noch toll klingt, kann für Hunde aber auch enorm stressig sein. Schließlich nutzen manche Hundehalter diese Freizeitangebote bald täglich und der Hund wird täglich irgendwohin transportiert, um sich zu bewegen. Dabei stellt sich die Frage, ob diese Hundesportarten nicht eher eine Beschäftigungstherapie für Herrchen oder Frauchen sind. Sicher, Bewegung ist immer noch besser, als den ganzen Tag zuhause rumzuliegen und warten, dass Herrchen von der Arbeit kommt. Dann sollte sich man aber generell keine Hunde halten. Wenn Hunde nur einfach Gassi gehen – das aber regelmäßig – geht es ihnen noch lange nicht schlechter als ihren Artgenossen, die schon fast einen Stundenplan an der Pinnwand in der Küche hängen haben.

Katzen können auch unter Stress leiden

Die Katze ist ein Raubtier und ist von ihrem Wesen gewohnt umherzustreifen und nach Beute zu suchen. Dieser natürliche Instinkt ist bei den meisten Wohnungskatzen gänzlich unterdrückt, wenn sie überhaupt nicht mehr nach draußen kommen. Vor allem, wenn Katzen tagsüber allein sind, kann das zu Stress führen. Fehlende Bewegung in der Wohnung trägt ebenfalls dazu bei. Wird die Katze darüber hinaus auch noch allein gehalten, sind schwere Verhaltensauffälligkeiten vorprogrammiert. Katzen sind nämlich keine Einzelgänger und benötigen einen Spielgefährten.

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