Herzerkrankungen bei Pferden

Publiziert am Donnerstag, 14. Mai 2020 von Manfred Weiblen
Eine Frauenhand streichelt ein Pferd am Kopf

Das Herz ist das zentrale Organ des Pferdes. Wenn es aus dem Takt gerät, dürfen Sie das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Herzerkrankungen bei Pferden haben in vielen Fällen schwerwiegende Ursachen und auch Folgen.

Wie viel Arbeit muss das Herz des Pferdes verrichten? Wie können Sie Herzerkrankungen bei Pferden erkennen und wie schützen Sie Ihr Pferd vor diesen gesundheitlichen Risiken? Alles rund um das Herz des Pferdes in unserem Blogbeitrag.

Wie funktioniert das Herz bei Pferden?

Das Herz ist ein Hohlmuskel, der sich rhythmisch zusammenzieht und ausdehnt. Es befindet sich im Brustbereich des Pferdes, ungefähr zwischen der dritten und sechsten Rippe. Die Herzgröße bei Pferden beträgt in etwa vier Kilogramm. Aufgeteilt ist das Pferdeherz in einen rechten Vorhof mit einer rechten Kammer sowie einem linken Vorhof und einer linken Kammer. Durch eine Art Klappensystem sind die Vorhöfe mit den Kammern verbunden. Die vom Herz abgehenden Arterien versorgen mit Sauerstoff angereichertem Blut den Organismus des Pferdes. Die Venen hingegen transportieren das sauerstoffarme Blut wieder zum Herzen des Pferdes.

Das Herz des Pferdes schlägt im Ruhezustand etwa 30 bis 40 Mal pro Minute. In dieser Phase werden ungefähr 30 Liter Blut in Bewegung gehalten. Kommt es zu Stress, Angst, Schmerzen oder ungewohnter Anstrengung, schlägt das Herz deutlich häufiger. Diese Herzfrequenz kann bis zu 200 Schläge pro Minute betragen.

Wo liegen die Ursachen für Herzerkrankungen bei Pferden?

Herzkrankheiten haben bei Pferden unterschiedliche Ursachen und führen dazu, dass das Herz des Pferdes eine deutlich verminderte Leistung erbringt. Das Pferd versucht zwar, diese Probleme mit körpereigenen Möglichkeiten zu kompensieren, aber irgendwann ist Schluss. Der Leistungsabfall tritt spürbar ein. Auslöser für Herzerkrankungen bei Pferden sind unter anderem:

  • Erkrankungen der Herzklappen, des Herzmuskels oder des Herzbeutels
  • Verschleiß der Herzklappen
  • Herz-Rhythmus-Störungen
  • eitrige Entzündungen, die den Blutkreislauf bakteriell belasten
  • Entzündungen der Herzklappen
  • Lungenerkrankungen

Herzerkrankungen bei Pferden erkennen

Pferd wird auf einer Wiese von einem Tierarzt untersucht

Das Herz des Pferdes kann auftretende Probleme lange kompensieren. Das Pferd ist darauf trainiert, nicht als krank in Erscheinung zu treten. Immerhin ist das Pferd von seiner Lebensart her ein Fluchttier und ständig auf der Hut vor Fressfeinden. Auch wenn diese Fressfeinde in der Zeit der Domestizierung kaum noch vorkommen, vermeidet das Pferd, Schwäche zu zeigen und als Beutetier aufzufallen. Mögliche Abweichungen der normalen Herztätigkeit wie eine Erhöhung des Herzschlages oder der beförderten Blutmenge oder auch eine Senkung des Blutdrucks kann das Pferd so anpassen, ohne dass Sie körperliche Leistungseinbußen feststellen.

Wenn diese Maßnahmen des Herz-Kreislauf-Systems nicht mehr greifen, sind die Anzeichen für eine Herzerkrankungen spür- und sichtbar. Dazu gehört beim Abtasten oder genauen Hinhören durch den Tierarzt eine stark veränderte Herzfrequenz. Das Herz schlägt schneller und flacher. Nach einer starken Belastung wird die Herzfrequenz nicht mehr so schnell in den Ruhezustand heruntergefahren wie bei einem gesunden Herz.

Kommt es zu einem Fortschreiten der Herzkrankheiten, dann sammelt sich Flüssigkeit im Unterbauch oder in der Lunge Ihres Pferdes. Die Tierärzte sprechen hier von sogenannten Ödemen. Das führt zu einem Sauerstoffmangel im Blut des Pferdes. Folgende Symptome treten sichtbar dabei auf:

  • Die Schleimhäute Ihres Pferdes färben sich bläulich
  • Es kommt zu Atemproblemen
  • Mattigkeit tritt auf
  • kolikartige Symptome sind erkennbar
  • Das Pferd wirkt ruhiger oder apathisch
  • Die Atmung ist schnell und flach
  • Temperaturverlust in den Beinen und Ohren
  • Das Pferd bricht häufiger zusammen

Wie können Herzerkrankungen bei Pferden behandelt werden?

Herz-Kreislaufkrankheiten bei Pferden führen zu einer verminderten Leistung des Pferdes und können zum Tod des Pferdes führen. Wichtig ist daher, eine zielgerichtete Behandlung durch den Tierarzt durchführen zu lassen, um die Gesundheit Ihres Pferdes zu retten. Beim Verdacht von Herzproblemen hört Ihr Tierarzt zunächst die Herztöne ab und überprüft diese auf Regelmäßigkeit. Dabei kann er auch die Herzfrequenz feststellen sowie mögliche abnormale Herzgeräusche oder anderen Unregelmäßigkeiten.

Herzerkrankungen bei Pferden dürfen Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Allein beim Verdacht sollten Sie den Tierarzt darüber informieren. Kosten für eine solche Vorsorgeuntersuchung können Sie über die Pferdekrankenversicherung abrechnen.

Diese Faktoren müssen nicht zwangsläufig auf eine Herzschwäche bei Pferden hindeuten. Diese Symptome treten auch dann auf, wenn Ihr Pferd eine Infektion bekommt, sich in der Endphase der Trächtigkeit befindet oder an einer Verletzung leidet. Eine Kolik kann ebenfalls unregelmäßige Herzaktivitäten auslösen. Daher ist im Zweifelsfall ein Herzultraschall bei Pferden anzuwenden oder Blut- und Röntgenuntersuchungen durchzuführen.

Tierarzt untersucht ein Pferd mit einem Ultraschallgerät

Nach erfolgter Diagnose können Herz-Kreislaufkrankheiten bei Pferden unterschiedlich behandelt werden. Führen Ödeme zu Herzproblemen, so kann der Tierarzt eine Entwässerungskur verordnen. Die Anregung der Harnbildung führt dazu, dass das Herz Ihres Pferdes geringer belastet wird oder sich das vorhandene Ödem zurückbildet.

Daneben gilt es, möglichen Bluthochdruck bei Pferden zu bekämpfen. Dieser ist dafür verantwortlich, dass das Herz mehr Arbeit verrichten muss. Daher kommen in diesem Fall Medikamente zur Senkung des Blutdrucks zum Einsatz, um das Herz zu entlasten. Störungen im Elektrolythaushalt des Pferdes, die zu Herzproblemen führen, können ebenfalls mit Medikamenten ausgeglichen werden. Bei bakteriellen Ursachen muss eine Antibiose erfolgen. Dazu gilt es, mögliche Krankheiten zu behandeln, die Auslöser für eine Herzerkrankung sind.

Herzerkrankungen bei Sportpferden - wie geht es danach weiter?

Sportpferde unterliegen in vielen Fällen einer größeren körperlichen Belastung als Freizeitpferden. Hier führen Herzkrankheiten dazu, dass die Pferde nach erfolgter Behandlung kürzertreten müssen. Ein Einsatz als Sportpferd ist also nicht mehr möglich, da eine übermäßige Belastung ohne weiteres dazu führt, dass Herzmuskel oder Herzklappen dauerhaft geschädigt werden und das damit zum Tod des Pferdes führt.

Für Freizeitpferde gilt, dass die Trainingsaktivitäten nur ganz langsam wieder aufgenommen werden. Die Erkrankung, die ursächlich für das Herzproblem war, muss vollständig abgeklungen sein. Jede Trainingseinheit muss mit einer Aufwärmphase einhergehen, damit das Pferd nicht von 0 auf 100 belastet wird. Beim Beenden des Trainings erfolgt ein langsames Auslaufen des Pferdes, damit es langsam wieder zurück in den Ruhezustand findet.

Können Herzerkrankungen bei Pferden angeboren sein?

Pferd grast auf einer Weide

Das ist ohne weiteres möglich: Bei einer angeborenen Herzerkrankung sprechen die Tiermediziner von einem Ventrikelseptumdefekt. Die Herzscheidewand weist ein größeres Loch auf, von dem Blut von einer Hauptkammer des Herzens in die andere Hauptkammer fließt. Der linke Ventrikel hat die Aufgabe, das Blut durch den Körper zu pumpen. Dafür entwickelt dieser mehr Kraft als der rechte Ventrikel, die lediglich den Blutfluss zur Lunge erfüllen muss. Durch den höheren Druck kommt es also zu einem vermehrten Druck des Blutes auf die Lunge und zu einem vermehrten Durchfluss. Das kann zu einem Lungenödem führen oder aber auch zu einem Herzversagen. Die Behandlung des Pferdes erfolgt in diesem Fall nur bei auftretenden Symptome von Herz- oder Lungenbeschwerden. Ansonsten kann das Pferd damit recht gut leben, wenn es nicht größeren Belastungen ausgesetzt ist. Ein Einsatz als Sportpferd scheidet damit aber definitiv aus.

Herzkrankheiten bei Pferden vorbeugen

Wenn die Herzerkrankung des Pferdes nicht angeboren ist, dann haben Sie es in der Hand, mögliche Krankheitsauslöser zu vermeiden. Wie bei uns Menschen auch spielen viel Faktoren eine wichtige Rolle, damit das Herz des Pferdes gesund bleibt. Dazu gehört einerseits ausreichend Bewegung an der frischen Luft, damit die Atemwege und der Kreislauf ständig in Schwung gehalten werden. Um das Herz-Kreislaufsystem dauerhaft zu stärken, ist eine ausgewogene und an die Bedürfnisse des Pferds angepasste Ernährung notwendig. Übergewicht führt zwangsläufig zu Herz-Kreislaufproblemen. Langfristige Überlastungen sollten Sie vermeiden, damit Herzklappen und Herzmuskel nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Trainingsphasen müssen grundsätzlich mit einer Aufwärm- und Abwärmphase verbunden sein.

Bei älteren Pferden gilt: Sie müssen auf Ihren Senior ein besonderes Auge werfen. Da Pferde Herzkrankheiten gut kaschieren können, sind regelmäßige Untersuchungen notwendig, damit Sie eiern möglichen Herzerkrankung auf die Spur kommen. Vor allem übermäßige Belastung machen den Pferderentner zu schaffen, ebenso Wetterumschwünge oder extreme Hitze. Die Beanspruchung des Pferdeseniors muss also an viele unterschiedliche Faktoren angepasst werden.

Wir wünschen Ihnen, dass Ihr Pferd lange gesund und frei von Herz-Kreislauferkrankungen bleibt.

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