Inkontinenz beim Hund – worin liegen die Ursachen?

Publiziert am Freitag, 25. September 2020 von Manfred Weiblen
Hund neben einer Urinpfötze

Irgendwann ist es passiert: Ihr Hund verliert Urin im Körbchen, Sie entdecken am nächsten Morgen die Pfütze oder feuchte Stelle im Schlafplatz Ihres Lieblings. Inkontinenz bei Hunden ist keine Seltenheit:

Vor allem bei älteren Hündinnen kommt es häufig dieser Form der unkontrollierten Blasenentleerung. Passieren kann das nicht nur im Schlaf, sondern auch beim Gassi gehen oder einfach nur im Stehen. Das Ausmaß der Inkontinenz reicht vom Verlust einiger Urintröpfchen bis hin zu vollständiger Entleerung der Blase.

Was ist die Inkontinenz bei Hunden?

Tiermediziner sprechen von einer Inkontinenz, wenn Ihr Hund unkontrolliert Harn oder auch Kot verliert. In seltenen Fällen kommt auch zum Kotabsatz, wenn der Schließmuskel erschlafft.

Formen der Inkontinenz

Hier unterscheiden Tierärzte zwischen zwei Formen der Blasenschwäche - die primäre Inkontinenz und die sekundäre Inkontinenz:

  1. Primäre Inkontinenz: Es komm zu einen Funktionsverlust des Harnröhrenverschlusses durch hormonelle Störungen. Ebenso ist denkbar, dass die Blase Ihres Hundes nach einer Kastration sich leicht ins Becken verlagert. Zur primären Inkontinenz gehören auch Störungen von Blase und Harnleiter bedingt durch Unfälle oder Rückenmarkschäden.
  2. Sekundäre Inkontinenz: Diese ist dann gegeben, wenn Krankheiten verantwortlich für den Urinverlust sind.

Ursachen von Inkontinenz bei Hunden

Warum werden Hunde inkontinent? Es gibt dafür eine Reihe unterschiedlicher Ursachen, die zu einer Blasenschwäche bei Hunden führen. Dabei spielen das Alter, der Gesundheitszustand oder auch vorangegangene Operationen eine gewichtige Rolle:

  • Im Alter können bei Hunden ein niedriger Östrogenspiegel und ein lockeres Bindegewebe dazu kommen, dass Ihr Hund inkontinent wird. Altersschwäche bei Hunden spielt also regelmäßig eine tragende Rolle bei der Inkontinenz.
  • Durch Kastration bei Hündinnen vor allem größerer Rassen kommt es zur Inkontinenz. Diese tritt teilweise erst nach Jahren der Kastration auf und wird durch ein mögliches Übergewicht begünstigt.
  • Tumore in der Blase und in den Harnwegen führen ebenfalls zu einer Inkontinenz.
  • Es kann auch zu Verletzungen der Nerven kommen, die die Blase kontrollieren. Das ist beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall möglich.

Kommt es bei jungen Hunden zum unkontrollierten Absatz von Urin, hat das teilweise andere Ursachen. Das kann passieren, wenn sie sich durch Unterwürfigkeit im Spiel mit anderen Hunden einnässen. Das ist mehr als ein Verhaltensproblem zu betrachten und legt sich meistens von alleine.

Welche Hunde sind von der Inkontinenz betroffen?

Es gibt verschiedene Hunderassen, bei denen es von Geburt an zu einer Fehlbildung kommen kann. Tierärzte sprechen hier von einem ektopischen Harnleiter. Das der Begriff dafür, dass einer oder beide Harnleiter nicht an ihrer vorgesehen Stelle in der Harnblase münden. Auch sind Hündinnen häufiger betroffen als Rüden. Dazu gehören vor allem die nachstehenden Hunderassen:

  • Labrador Retriever und Golden Retriever
  • West Highland Terrier und Foxterrier
  • Briard
  • Entlebucher Sennenhund
  • Neufundländer
  • Pudel
  • Siberian Huskys

Behandlung von Inkontinenz bei Hunden

Die tierärztliche Behandlung hängt davon ab, welche Form der Inkontinenz vorliegt. Daher ist eine genaue Diagnosenotwendig, um die richtige Schritte einzuleiten. Hängt die Blasenschwäche womöglich mit anderen Krankheiten zusammen? Eine ausführliche Diagnostik mit Ultraschall, Röntgen und Urinuntersuchung notwendig.

  • Urinuntersuchung: Hier ist eine Blasenpunktion notwendig, um den Urin direkt aus der Blase zu entnehmen. Dabei untersucht der Tierarzt die Urinprobe auf mögliche Bakterien.
  • Ultraschall: Die Ultraschalluntersuchung dient dazu, Entzündungen, Blasensteine oder auch Tumore zu erkennen. Diese Form der Untersuchung ist im Gegensatz zu der Urinuntersuchung mit nur wenig Aufwand durchführbar.
  • Röntgen: Um Verlagerungen der Blase auf die Spur zu kommen, muss der Tierarzt Röntgenbilder anfertigen. Dabei kann er auch Tumore in der Blase und im gesamten Bauchraum erkennen, die möglicherweise auch zu einer Verengung der Blase führen

Durch die bildgebenden Diagnoseverfahren entscheidet sich die Form der Behandlung: Muss eine Operation erfolgen, um die Funktionalität des Harnapparates wieder herzustellen? Sind womöglich andere Krankheiten im Spiel, die die Harninkontinenz auslösen? Die Behandlung der Harninkontinenz kann also je nach Ursache hohe Kosten auslösen.

Dazu erklärt Ralf Becker, Experte für Hundeversicherungen: "Es macht Sinn, wenn Hundefreunde sich bei der Anschaffung ihres Hundes nicht nur Gedanken über die Hundehaftpflicht machen. Das Kostenrisiko einer Operation ist durch Krankheiten oder Verletzungen immer gegeben und dafür sollten Hundefreunde finanziell gewappnet sein. Dafür gibt es die Hunde-OP-Versicherung, die solche Kosten übernimmt und Sie von der Sorge befreit, eine hohe Tierarztrechnung selber bezahlen zu müssen."

Vorbeugung gegen Inkontinenz ist kaum möglich

Die Forschung steht hier noch am Anfang: Unter Umständen lässt sich die Inkontinenz durch bestimmte Operationsmethoden vermeiden. Vermutet wird, dass eine Entfernung der Eierstöcke unter Erhalt der Gebärmutter dazu führen kann, dass kastrierte Hunde weniger unter Harnverlust leiden. Gesichert ist diese Erkenntnis noch nicht. Für Hunde ist die Inkontinenz vor allem ein reinliches Problem: Sie lieben ihren reinen Ruhebereich, für sie ist es schlimm, im Urin zu liegen. Die Inkontinenz ist damit auch gleichzeitigt eine enorme psychische Belastung für den Hund.

Was können Sie bei der Inkontinenz Ihres Hundes unternehmen?

Das oberste Gebot: Nicht bestrafen. Ihr Hund kann nichts dafür und fühlt sich in dieser Situation selber unwohl. Schließlich ist er stubenrein und nicht gewohnt, dass ab und an seine Lieblingsplätze mit Urin besudelt sind. Für Hündinnen gibt es mittlerweile Präparate in Tablettenform, die in den meisten Fällen den unkontrollierten Harnverlust eindämmen.

Gehen Sie mit Ihrem Hund trotzdem zum Tierarzt. Die Inkontinenz kann auch durch die Erkrankung innerer Organe ausgelöst werden. Die Blasenentzündung gehört mit dazu, und lässt sich relativ einfach mit Antibiotika behandeln. Die Ursachen können natürlich auch schwerwiegender sein: Tumore, Diabetes, Arthrose in der Wirbelsäule oder ein Bandscheibenvorfall sind nicht zu unterschätzen.

Welche Medikamente gibt es gegen Inkontinenz bei Hunden?

Grundsätzlich gilt: Verwenden Sie Mittel gegen Inkontinenz niemals ohne Rücksprache mit Ihrem Tierarzt. Neben den Medikamenten aus der Tiermedizin gibt es noch verschiedene Formen von pflanzlichen und homöopathischen Mitteln:

  • Causticum ist ein homöopathisches Mittel, das bei unterschiedlichen Formen der Blasenschwäche eingesetzt werden kann.
  • Staphisagria kommt in Betracht, wenn die Blasenschwäche emotional oder psychisch ausgelöst wurde.
  • Die Bärentraube ist ein pflanzliches Präparat, das seine Inhaltsstoffe über die Niere ausscheidet und damit einer möglichen Blasenentzündung entgegen wirkt.

Sind Windeln für Hunde eine Alternative?

Es ist nicht in allen Fällen möglich, eine Blasenschwäche bei Hunden operativ oder mit Medikamenten zu behandeln. Teilweise wollen Hundehalter ihren Liebling auch nicht einer Operation aussetzen. Das kann der Fall sein, wenn der unkontrollierte Urinabsatz nicht die Folge einer Erkrankung ist. Denn eine Operation ist ja auch immer ein Stück weit mit Risiken behaftet. In solchen Fällen bieten sich Windeln als Alternative an.

Diese gibt es auch für Hunde mittlerweile in verschiedenen Größen. Sinnvoll sind die Windeln für Hunde dann, wenn sich Ihr Liebling innerhalb der eigenen vier Wände aufhält. Wenn er sich draußen auf der Gassirunde häufiger lösen muss, ist das ja nicht weiter wild. Dafür ist die Gassirunde ja schließlich da. Viele Hunde akzeptieren die Windel ohne großes Knurren, so dass dadurch zumindest die Verunreinigen innerhalb der Wohnung etwas gemindert werden.

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