Der große Gesundheits-Check – so führt der Tierarzt die Ankaufsuntersuchung beim Pferd durch

Ankaufsuntersuchung beim Pferd

Ein Pferd zu kaufen ist eine Angelegenheit, die Sie mit viel Zeit und Überlegungen angehen müssen. Schließlich handelt es sich dabei um ein großes Tier, das sich viele Jahre in Ihrem Eigentum befindet. Wichtig ist dabei vor allem der gesundheitliche Zustand beim Ankauf. Der gibt darüber Auskunft, ob das Pferd gesund ist oder in der Folgezeit teure Tierarztbehandlungen auf Sie zukommen können. Keiner möchte die sprichwörtliche Katze im Sack kaufen, so dass eine Ankaufsuntersuchung schon fast eine Selbstverständlichkeit ist.

Wer soll die Ankaufsuntersuchung durchführen?

Dazu ist unsere klare Antwort: immer ein Tierarzt. Der weiß, worauf zu achten ist und kann diese auch neutral durchführen. In der Regel einigen sich Käufer und Verkäufer ohne Probleme darauf, wer die Ankaufsuntersuchung bezahlt. Wer als Käufer aber eine gründliche Untersuchung mit umfangreichen Röntgenbildern haben möchte, muss hier in den meisten Fällen diese Kosten selber tragen.

Zunächst prüft der Tierarzt, ob es sich beim Verkauf überhaupt um das richtige Pferd handelt. Dazu liest er die Chipnummer aus und vergleicht sie mit den Daten im Equidenpass. Ist das Pferd nicht gechipt, so bleiben zur Identifikation Abzeichen, Wirbel, das Zahnalter, Geschlecht, Farbe und Rasse.

Was beinhaltet der erste Kurz-Check?

Bevor es ans Eingemachte geht, nimmt der Tierarzt zunächst eine grobe Untersuchung vor. Das ist notwendig, um festzustellen, ob das Pferd für die Untersuchung selber gesund ist. Dazu tastet er den Pferdekopf und das Haarkleid ab, überprüft den Körper auf Narben oder Tumore und misst die Körpertemperatur, um mögliche Infektionskrankheiten auszuschließen. Ergeben sich hier Anzeichen einer Erkrankung, so beendet der Tierarzt die Untersuchung. Diese kann er erst dann fortführen, wenn das Pferd wieder gesund ist. Wenn die Gelegenheit sich ergibt, so untersucht der Tierarzt kurz den Kot des Pferdes. Dieser gibt auch Aufschluss auf mögliche Erkrankungen. Ist alles soweit in Ordnung, dann kann die gründliche Untersuchung starten.

Jetzt geht es in die Feinheiten

Im wahrsten Sinne des Wortes auf Herz und Nieren prüfen: Der Tierarzt horcht das Herz ab und bewertet die Herztöne. Danach sind die Augen dran. Mit einem sogenannten Ophthalmoskop schaut er dem Pferd in die Augen und kann dabei sogar in die inneren Bereiche des Auges hineinschauen. Dadurch ergeben sich Anzeichen darauf, ob eine Trübung des Auges, Entzündungen oder eine Hornhautverletzung vorliegen.

Die Atemwege sind ebenfalls Bestandteil der gründlichen Untersuchung. Durch einen Druck auf den Kehlkopf testet der Tierarzt, ob dadurch ein Hustenreflex ausgelöst wird. Hustet das Pferd einmal, ist alles in Ordnung. Bei längerem Husten kann ein Reizung des Kehlkopfes vorliegen. Dann geht es ans Gebiss. Einem geschenkten Gaul schaut man vielleicht nicht ins Maul, einem gekauften hingegen schon, da die Zähne auch ein Abbild des Gesundheitszustandes sind.

Darüber hinaus kann der Tierarzt auf Wunsch des Ankäufers auch Blut- und Urinproben nehmen. Die Proben weisen zum Beispiel nach, ob das Pferd Beruhigungs- oder Schmerzmittel im Vorfeld der Untersuchung bekommen hat.

Der Bewegungsapparat ist ein wichtiger Bestandteil der Untersuchung

Zeigen sich an den Gliedmaßen Anzeichen für ältere Verletzungen oder Erkrankungen? Dann können in der Folgezeit hier tierärztliche Behandlungen notwendig sein. Deshalb gilt den Gliedmaßen eine aufmerksame Untersuchung. Dazu tastet der Tierarzt die Sehnen ab und prüft, ob das Pferd Narben an den Beinen hat. Die Beschläge sind ebenfalls ein Teil der Untersuchung. Es kann durchaus sein, dass ein Pferd im Einzelfall orthopädische Beschläge hat, was wiederum auf eine Lahmheit in der Vergangenheit schließen lässt.

Der Wirbelsäule gilt eine besondere Aufmerksamkeit. Hier testet der Tierarzt, wie weit sich der Hals biegen lässt, ob die Muskulatur verspannt ist oder es Auffälligkeiten an der Kruppe gibt. Das ist die Region zwischen Lendenwirbelsäule, Kreuzbein und Schwanzwirbeln. Dazu führt der Tierarzt das Pferd an der Hand im Trab und im Schritt und prüft, ob der Gang gleichmäßig ist. Zu guter Letzt folgen Provokationsproben. Dazu nimmt der Tierarzt ein Bein auf und beugt die einzelnen Gelenke. Anschließend erfolgt ein kurzer Gang auf gerader Strecke. So lassen sich Auffälligkeiten beim Gehen schnell feststellen.

Wie reagiert das Pferd auf Belastungen?

Bisher ist alles in ruhigen Bahnen verlaufen. Hält das Pferd die Erwartungen, wenn es unter Belastung untersucht wird? Der Tierarzt bewegt das Pferd jeweils für fünf Minuten links- und rechtsherum in der Longe. Dann folgt ein kurzes Galoppieren mit dem Ausbinder. Hierbei achtet der Tierarzt besonders darauf, ob ein Kehlkopfpfeifen auftritt. Kann das Pferd nicht longieren, so muss der Tierarzt es im Freilauf bewegen. Er achtet dann darauf, ob Auffälligkeiten wahrnehmbar sind, beispielsweise Husten, Nasenausfluss oder Anzeichen einer Lahmheit. Dazu macht der Tierarzt Notizen zu den Puls- und Atemfrequenzen. Diese nimmt er im Ruhezustand und auch im Belastungszustand auf.

Zu guter Letzt – noch die Röntgenaufnahmen

Der Abschluss der Ankaufuntersuchung bildet die Anfertigung von Röntgenaufnahmen. In Regel macht der Tierarzt Aufnahmen von den Zehen an allen Beinen, vom Strahlbein an den Vorderläufen und von den Sprunggelenken. Bei Zuchtstuten empfiehlt sich zusätzlich ein Ultraschall von den Eierstöcken. Weist das Pferd in der vorangegangenen Untersuchung auffällige Atemgeräusche auf, so ist es sinnvoll, noch eine Endoskopie vorzunehmen, um den Ursachen auf den Grund zu gehen.

Wichtig: Beauftragen Sie als Käufer den Tierarzt mit der Ankaufsuntersuchung. Damit steht der Tierarzt in der Haftung, nur für den Fall, dass die Untersuchung nicht ordnungsgemäß durchgeführt wurde und sich nach dem Kauf gesundheitliche Probleme beim Pferd einstellen.

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