Das Pferd auf den Boden zurückholen

Publiziert am Mittwoch, 20. März 2019 von Manfred Weiblen
Pferd und Reiter reiten im Wasser

Ein Ausritt im Frühling bei strahlendem Sonnenschein - es gibt nichts Schöneres, als auf dem Rücken des eigenen Pferdes die erwachende Natur zu genießen. Während des Ausrittes stoppt die Stute und lässt sich nicht mehr zum Weiterlaufen bewegen.

Sie schnaubt und atmet aufgeregt. Der Blick wandert ständig über den Boden. Nichts zu sehen, lediglich der Holzsteg, der über ein Stück sumpfiger Landschaft führt. Für uns nichts Besonderes, für Ihr Pferd aber zunächst ein schwer zu nehmendes Hindernis.

Risiko Flucht: Wenn ein Pferd Gefahr wittert, gerät es in Panik. Personen- oder Sachschäden sind in manchen Fällen die Folge. Dagegen schützt finanziell die Pferdehaftpflicht.

Warum haben Pferde vor manchem Untergrund Angst?

Das Pferd ist vom Wese her ein Fluchttier. Es stammt aus der Steppe, wo der Untergrund meilenweit relativ gleich beschaffen ist. In unseren Breitengraden ist der Untergrund hingegen vielfältig gestaltet. Vor allem in Moorgebieten, Heidegebieten und Wäldern wechselt der Untergrund sehr häufig. Ob befestige Wege, Unterholz, Laub, Matsch oder Wasser: Was wir als vielfältig empfinden, ist aus der Sicht so manchen Pferdes eine Bedrohung. Das liegt am Fluchtinstinkt des Pferdes. Das Pferd ist immer auf der Hut und bereit, bei Gefahr zu flüchten. In der Steppe kein Problem, da der Untergrund weiträumig gut abzuschätzen ist. Für eine Flucht sind unversehrte Beine die Voraussetzung. Also wird das Pferd tunlichst alles unternehmen, um eine Verletzung zu vermeiden. Dazu gehört auch, dass es sich vorm Betreten unbekannter Landschaftsoberflächen sträubt. Der Holzsteg ist aus Sicht des Pferdes also nicht sicher.

Trägt der Untergrund das Pferd?

Reiter auf seinem Pferd

Das Pferd kann mit seinen Hufen die Beschaffenheit der Bodenoberfläche abklopfen. Dabei spürt es sofort, dass sich unter dem Holzsteg ein Hohlraum befindet. Damit ist für das Pferd klar: Hier besteht die Gefahr, dass es Einbrechen kann. Das geht einher mit Verletzungen an den Gliedmaßen und im Notfall ist eine Flucht unmöglich. Die Skepsis des Pferds ist durchaus berechtigt, denn nicht selten lesen wir in den Medien, dass Pferde auf nicht befestigtem Untergrund eingebrochen sind und von der Feuerwehr gerettet werden mussten. Daher nehmen Pferde lieber Abstand vom Passieren solcher Hindernisse und suchen sich eine Alternative. Diese ist aber in dem obigen Beispiel nicht gegeben, da der Steg ein Stück Sumpf überbrückt. Rechts oder links vorbei geht also auch nicht.

Pferde prüfen den Boden mit den Hufen und auch mit den Sinnen

Wir als Reiter können mit einer objektiven Einschätzung den Boden als sicher einstufen. Allein schon, weil ein Hinweisschild das Betreten des Steges mit Pferden zulässt. Das können Pferde natürlich nicht und müssen sich dabei auf ihre Sinne verlassen. In dem konkreten Fall ist es beispielweise der modrige Sumpfgeruch, der dem Pferd signalisiert, dass hier Vorsicht geboten ist. Ebenso können größere Pfützen zu einem Hindernis werden, wenn sich darin bei starkem Sonneneinfall der Himmel oder die Wolken spiegeln. Ebenso stellen kleine Bäche mit einer kräuselnden Oberfläche ein Hindernis dar, wenn das Pferd den Grund nicht sehen kann.

Das Pferd an unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten gewöhnen

Zwei Reiter auf ihren Pferden im Wasser

Zeigt sich, dass Ihr Pferd im Umgang mit unbekannten Terrain Angst zeigt, müssen Sie klein anfangen, um Ihren Pferd die Angst zu nehmen. Das geht am besten auf einem Reitplatz oder einer umzäunten Weide. Statten Sie Ihr Pferd mit einem Halfter aus und führe Sie es an einer etwa fünf Meter langen Leine. Zum Üben reichen schon eine Plastikplane, ein paar Holzbretter, die wie eine Brücke angeordnet werden oder auch ein kleiner, künstlich angelegter Wassergraben. Führen Sie Ihr Pferd langsam an die Hindernisse heran und verharren, sobald Ihr Pferd Zeichen von Unsicherheit zeigt. Betreten Sie den Untergrund zuerst und kommen dann zurück. Nehmen Sie Ihr Pferd dann erneut mit zum Hindernis. So können Sie mehr und mehr den Abstand zu dem Hindernis verringern und Ihr Pferd bekommt nicht den Eindruck, dass es zum Passieren gezwungen wird.

Ist der Abstand gering genug, fordern Sie Ihr Pferd mit etwas Druck auf, den Untergrund zu untersuchen. Senkt Ihr Pferd denn Kopf oder es betritt das Hindernis, lassen Sie den Druck nach. So spürt Ihr Pferd, dass es alles richtig macht und verliert nach und nach die Angst vor dem unbekannten Untergrund. Probieren Sie im Laufe der Zeit aus, diese Hindernisse im Sattel Ihres Pferdes zu nehmen. Möchte sich das Pferd von dem Hindernis abwenden, so korrigieren Sie mit den Zügeln die Haltung. So muss sich Ihr Pferd erneut mit dem Untergrund befassen. Loben Sie Ihr Pferd, wenn es den Kopf senkt oder den Blick wieder auf den Untergrund lenkt. So können Sie nach und nach die Ängste vor dem unbekannten Untergrund bei Ihrem Pferd beseitigen.

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