Pfötchenknabbern bei Hunden

Publiziert am Freitag, 27. August 2021 von Manfred Weiblen
Hund beim Tierarzt

Nicht selten erreichen uns Fragen von Hundefreunden, weil sich ihre Fellnase mal wieder die Pfoten wund geleckt hat. Was ist in solchen Fällen zu tun? Woher kommt das Pfötchenknabbern bei Hunden? Steckt eine Erkrankung dahinter oder spielt die Seele verrückt?

Wir wollen dem Pfötchenknabbern mal auf den Grund gehen und schauen, welche Ursachen dahinterstecken. Denn es ist nicht immer eine bloße Hygienemaßnahme, sondern es kann auch Stress bedeuten oder mit einem Fremdkörper in den Pfotenballen zusammenhängen.

Welche Ursache hat das Pfötchenlecken bei Hunden?

Wenn das gewohnheitsgemäße Knabbern oder lecken häufiger auftritt, gilt es, Ihren Hund einmal näher zu betrachten. Ist eine Verletzung der Grund, liegt eine bakterielle Infektion vor oder ist es Pilzbefall? In vielen Fällen ist sogar der Besuch beim Tierarzt notwendig, um die Knabberursache zu bekämpfen. Das sind die Hauptursachen für das Pfötchenknabbern bei Hunden:

  • Verletzungen an den Pfoten
  • Flohbisse
  • Schmerzen an anderer Stelle des Körpers
  • Angstzustände
  • trockene Haut
  • Störungen im Hormonhaushalt
  • Allergien
  • Langeweile und Einsamkeit

Eine der häufigsten Ursachen sind Verletzungen

Wenn Hunde Gassi gehen, sind sie barfuß unterwegs. Sie laufen über jeden Untergrund und deshalb besteht natürlich immer das Risiko, dass sich kleine Fremdkörper in den Pfotenballen bohren können. Das reicht vom Glassplitter über Dornen bis hin zu Grannen aus Getreidefeldern. Oft sind diese Fremdkörper winzig klein, lösen aber das verstärkte Lecken und Knabbern an den Pfoten aus. Schließlich spürt Ihr Hund, dass da unten etwas nicht stimmt. Entweder durch Schmerz oder Juckreiz. Im Winter kann es zusätzlich zu Pfötchenlecken kommen, wenn sich Reste von Split und Streusalz zwischen den Pfoten absetzen und dabei die Haut reizen.

Einige Fremdkörper sind mit dem bloßen Auge zu sehen und Sie können diese mit einer Pinzette einfach entfernen. Wenn es sich jedoch um eine Glasscherbe oder eine eingedrehte Zecke handelt oder der Fremdkörper teilweise in der Haut steckt, sollte Sie Ihren Tierarzt aufsuchen. Denn Sie könnten versehentlich beim Entfernen des Fremdkörpers noch mehr Schaden anrichten.

Pfötchenknabbern bei Hunden als Stressventil

Das Pfotenknabbern kann durchaus auch ein Ventil für Stress sein. Der Stress wiederum kann unterschiedliche Ursachen haben. Dazu gehören:

  • Trennung von einer engen Bezugsperson
  • Tod im familiären Umfeld
  • Angst durch regelmäßig plötzlich auftretende Geräusche
  • Unterforderung und Langeweile

In den meisten Fällen helfen immer noch ausgedehnte Spaziergänge in der Natur, wo sich Ihr Hund so richtig austoben kann und den Stress abbaut. Schwimmen im See, Toben im Wald, Bällchen holen, es gibt viele Dinge, mit den Hunde ihren Druck über Bewegung abbauen. Wenn Sie das jedoch nicht machen und Ihr Hund sich zu einem Stubenhocker entwickelt, dann sucht er sich ein anderes Ventil für seinen Stress. Das führt dann zum Pfötchenknabbern.

Wenn Ihr Hund Flöhe hat

Flöhe sind kleine blutfressende Insekten, die sich mit Vorliebe auf Hunde und Katzen niederlassen. Davon bleibt auch Ihr Hund nicht verschont. Obwohl Flöhe an sich winzig sind, kann ihr Biss für Ihren Hund zur Qual werden. Ein Flohbiss reicht aus, um Ihren Hund in den Wahnsinn zu treiben. Hat der Floh ausgerechnet an den Pfotenballen oder zwischen den Zehen zugeschlagen, hilft kein Kratzen mehr. Dann beißt und leckt Ihr Hund wie verrückt, um sich von dieser Qual zu befreien. Hinzu kommt, dass manche Hunde auch noch allergisch gegen Flohbisse sind. Durch das massive Knabbern und Lecken infiziert sich der Hotspot noch weiter, so dass es zu einem Kreislauf kommt. Mehr zum Thema Flöhe beim Hund finden Sie auch auf unserem Partnerportal: Flöhe beim Hund

Hat Ihr Hund anderweitig Schmerzen?

Viele Hunde neigen dazu, Schmerzen zu verbergen. Das liegt daran, dass sie mit Schmerzen anfälliger für anderen vierbeinige Gegner sind. In manchen Fällen kommt es dann zum Pfötchenknabbern bei Hunden. Wenn Sie bereits die Pfoten gründlich untersucht und nichts gefunden haben, beobachten Sie einmal, an welcher Stelle sich Ihr Hund die Pfoten leckt. Das kann ein Indiz dafür sein, wo die Schmerzen auftreten.

  • Das Lecken und Knabbern an den Vorderpfoten kann auf Nackenbeschwerden hinweisen, aber auch auf eine Schulterverletzung oder sogar eine Ellenbogengelenksdysplasie.
  • Leckt sich Ihr Hund die Hinterpfoten, dann ist das ein Indiz auf eine Hüftgelenksdysplasie, Rückenschmerzen oder Schmerzen in den Knien oder der Hüfte.

Dazu sind noch Muskelverspannungen, Knochenbrüche oder andere Verletzungen denkbar. Wenn Sie bei einer gründlichen Betrachtung Ihres Hundes nichts finden, aber Ihr Hund dennoch das Pfötchenlecken weiterhin intensiv fortführt, sollten Sie auf alle Fälle zum Tierarzt, um den Gesundheitszustand anhand geeigneter Untersuchungen überprüfen zu lassen.

Angst und psychische Probleme führen zum Pfötchenknabbern

Wenn das Pfötchenknabbern bei Hunden über die normale Pfotenpflege hinausgeht und Ihr Hund ansonsten gesund ist, dann kann das eine Ersatzhandlung sein für Ängste und psychische Probleme. Hunde sind sehr sensibel und haben es mitunter schwer, häusliche Veränderungen zu verarbeiten. Insbesondere dann, wenn sie bereits ein geschädigtes Vorleben haben, von dem Sie womöglich keine Ahnung haben. Wenn also das Pfötchenknabbern sehr häufig auftritt, gehen Sie mal im Geiste durch, welche Veränderungen sich in der Vergangenheit ergeben haben könnten:

  • Stress durch Arbeit im Home-Office und Verhaltensänderung Ihrerseits
  • weniger Zeit für den Hund
  • neue Personen im Haushalt wie ein neuer Partner
  • Familienzuwachs durch ein Baby
  • Auszug einer Bezugsperson aus der Wohnung
  • Tod eines anderen Hundes
  • Einzug eines neuen Hundes
  • Umzug in eine andere Wohnung

In vielen Situationen fällt es nicht auf, dass gerade solche Veränderungen das Pfötchenknabbern auslösen. Dann entsteht ein Teufelskreis, denn das intensive Bearbeiten der Hundepfote führt zu Entzündungen oder sogar zu Infektionen und löst damit einen Juckreiz aus, den Ihr Hund umso intensiver zu bekämpfen versucht. Versuchen Sie daher bei diesen Symptomen das Leben Ihres Hundes auf die neue Situation einzustellen, nehmen Sie sich mehr Zeit für ihn oder lasten sie ihn bei ausgedehnten Gassirunden artgerecht aus.

Trockene Haut führt zum Juckreiz und zum Pfötchenknabbern

Wenn die Haut trocken ist, beginnt sie zu jucken. Das ist nicht nur bei uns Menschen der Fall, sondern auch bei Hunden. In diesem Fall sind es die Hundepfoten, die darunter leiden. Dafür gibt es verschiedene Auslöser wie kaltes Wetter oder zu trockene Raumluft. Außerdem enthalten manche Hundeshampoos Inhaltsstoffe, die zu scharf für die Haut sind und damit ein Austrocknen begünstigen. Dadurch wird der Juckreiz ausgelöst, es kommt zu Rissen und Schuppenbildung. Nun beginnt der Teufelskreis, in dem Ihr Hund an den Pfoten leckt und damit die Reizung noch weiter vorantreibt. Hier können Sie vorbeugen, indem Sie vor allem im Winter die trockene Raumluft durch regelmäßiges Lüften austauschen und die Pfoten mit geeigneten und hundeverträglichen Cremes oder Fetten behandeln.

Wenn eine Tierarztbehandlung notwendig wird

Es gibt viel Ursachen, warum Ihr Hund mit dem Pfötchenknabbern beginnt. Nicht selten sind die Ursachen dafür krankheits- oder verletzungsbedingt. Daher ist eine sorgfältige Diagnostik beim Arzt wichtig, um die Ursachen einzukreisen und zu bekämpfen. Denn das dauerhafte Pfötchenlecken bei Hunden führt neben einer möglichen Grunderkrankung oder Verletzung zu weiteren Infektionen. Wenn Sie über eine Hundekrankenversicherung verfügen, lassen sich die Kosten für Diagnostik und Behandlung darüber erstatten.

Wichtig ist, dass Sie das vermehrte Pfötchenlecken nicht ignorieren. Auch wenn keine Erkrankung dahintersteckt, gibt es doch eine Vielzahl von nicht sichtbaren Ursachen, die Ihren Hund dazu verleiten, dauerhaft an den Pfoten zu knabbern. Wenn sich Ihr Hund das einmal angewöhnt hat, kann das zu einer dauerhaften Zwangsstörung werden, die sie nur mit der Hilfe eines guten Hundetrainers wieder loswerden.

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