Reiten in der Dunkelheit: Tipps für Reitfreunde

Publiziert am Freitag, 1. Oktober 2021 von Manfred Weiblen
Ausritt im Winter

Die kalte und dunkle Jahreszeit kann durchaus ihre Reize haben. In der Dämmerung leuchtet das noch verbliebene Laub an den Bäumen in allen Farben, überall raschelt es und es sind nicht mehr viele Menschen unterwegs. Dennoch hat Reiten in der Dunkelheit nicht nur ein Stück weit Romantik.

So mancher Pferdenarr hat keine andere Wahl, als im Herbst oder Winter sich in der Dunkelheit aufs Pferd zu setzen: Einerseits, weil es die Arbeit nicht anders zulässt und andererseits, weil keine beleuchtete Halle zur Verfügung steht. Dafür sind klare Mondnächte aber ein echtes Highlight.

Gibt es Risiken beim Reiten in der Dunkelheit?

Grundsätzlich ja. Denn die Sichtverhältnisse sind bei Dämmerung oder totaler Dunkelheit stark eingeschränkt. Zusätzlich spielen vor allem widrige Witterungsverhältnisse in Herbst und Winter eine große Rolle, was die Sicherheit beim Reiten in der Dunkelheit angeht. Das sind die größten Risiken:

  • Reiter können in der Dunkelheit nervös reagieren. Das wirkt sich auf das Verhalten des Pferdes aus.
  • Der Reiter ist unerfahren und kann Risiken und Hindernisse im Dunkeln schlecht einschätzen.
  • Pferd und Reiter sind für andere Verkehrsteilnehmer schwer erkennbar.
  • Es fehlt an geeigneter Ausrüstung, die für die Sicherheit beim Reiten in der Dunkelheit erforderlich ist.

Wie sehen Pferde in der Dunkelheit?

Reiten in der Dunkelheit bedeutet auch, sich ein Stück weit auf das Pferd verlassen zu müssen. Das fällt manchem Reiter schwer, da er nicht gerne die Kontrolle abgibt. Dabei sind Pferde in der Dunkelheit besser in der Lage, die Umgebung zu erfassen als wir Menschen. Sie können selbst im Mondlicht noch Farben erkennen.

Pferde haben im Auge eine Art Restlichtverstärker. Dieser spiegelt das Licht, das ins Auge einfällt und wirft es auf eine reflektierende Schicht auf der Netzhaut zurück. Diesen Effekt nutzen auch Hunde und Katzen, um in der Dunkelheit besser zu sehen. Bedingt durch die große Anzahl von Rezeptoren haben Pferde zudem die Möglichkeit, Helligkeitsunterschiede besser erfassen zu können.

Auf der anderen Seite benötigen Pferde mehr Zeit als wir Menschen, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt haben. Das Auge benötigt einige Minuten, bis es sich an die Dunkelheit gewöhnt hat. Umgekehrt wiederum geht das innerhalb von ein paar Sekunden. Das bedeutet, dass vor allem im Bereich von befahrenen Straßen das Pferd mehr Zeit benötigt, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, wenn die Straße durch ein Auto ausgeleuchtet wurde und danach wieder in Dunkelheit versinkt.

Pferde haben in der Dunkelheit keine Angst

Wie die meisten Tiere haben Pferde uns Menschen in der Dunkelheit eines klar voraus: Sie sehen besser. Durch eine reflektierende Schicht im hinteren Bereich des Auges muss das einfallende Licht die Netzhaut zweimal passieren. Die Rezeptoren reagieren stärker. Darüber hinaus haben Pferde dreimal so viele Rezeptoren wie wir Menschen, so dass sie schwache Lichtreize besser wahrnehmen können. Dadurch verstärkt sich der Kontrast zwischen Hell und Dunkel. Wer mit seinem Pferd bisher immer nur im Tageslicht ausgeritten ist, der sollte seinen großen Freund schrittweise an die Dunkelheit heranführen. Dazu gehört, dass die ersten Ausritte zunächst in der Dämmerung stattfinden. So kann sich Ihr großer Liebling besser mit geänderten Lichtverhältnissen zurechtfinden.

Reiter dürfen in der Dunkelheit keine Angst haben

Die Dunkelheit ist für uns ein Mysterium. Hinter jedem Strauch oder Baum könnte das Böse lauern. Das ist Quatsch, aber viele von uns haben in der Dunkelheit ein mulmiges Gefühl. Das ist aber völlig fehl am Platz, wenn es um den Ausritt in der Dunkelheit geht. Pferde sind schreckhafte Tiere. Zwar macht ihnen die Dunkelheit nichts aus, aber sie reagieren sensibel auf Geräusche. Ein heranfahrendes Auto können wir problemlos lokalisieren und unser Pferd an den Straßenrand dirigieren. Bei unbekannten Geräuschen, die wir nicht kennen und die uns vielleicht unheimlich erscheinen, dürfen wir nicht in Unruhe geraten. Diese Anspannung bemerkt auch unser Pferd und dann ist es mit dem gemütlichen Ausritt schnell vorbei. Also, wer beim kleinsten Knacken von Zweigen schon zusammenzuckt, sollte mit dem Pferd jetzt besser nicht unterwegs sein.

Reiten in der Dunkelheit - dazu gibt es klare Regelungen in der StVO

Die Straßenverkehrsordnung (StVO) in Deutschland regelt das Reiten in der Dunkelheit ziemlich streng. Verstöße dagegen können mit einem Bußgeld belegt werden und führen sogar zu einer erhöhten Haftung, wenn es zu einem Schaden kommt:

(1) Haus- und Stalltiere, die den Verkehr gefährden können, sind von der Straße fernzuhalten. Sie sind dort nur zugelassen, wenn sie von geeigneten Personen begleitet sind, die ausreichend auf sie einwirken können. Es ist verboten, Tiere von Kraftfahrzeugen aus zu führen. Von Fahrrädern aus dürfen nur Hunde geführt werden.

(2) Wer reitet, Pferde oder Vieh führt oder Vieh treibt, unterliegt sinngemäß den für den gesamten Fahrverkehr einheitlich bestehenden Verkehrsregeln und Anordnungen. Zur Beleuchtung müssen mindestens verwendet werden:

  1. beim Treiben von Vieh vorn eine nicht blendende Leuchte mit weißem Licht und am Ende eine Leuchte mit rotem Licht,
  2. beim Führen auch nur eines Großtieres oder von Vieh eine nicht blendende Leuchte mit weißem Licht, die auf der linken Seite nach vorn und hinten gut sichtbar mitzuführen ist.

Sehen und gesehen werden

Wir sind mit unseren großen Lieblingen in der Regel in ländlichen Bereichen unterwegs: Dort, wo Straßenlaternen nur ein spärliches Licht werfen oder überhaupt nicht vorhanden sind. Ausreitwege sind nicht immer direkt vom Stall aus erreichbar, so dass Ross und Reiter auch mal ein Stück an der Straße entlang gehen müssen. Ob geführt oder geritten - in jedem Fall brauchen wir ein vernünftiges Equipment, so dass uns andere Verkehrsteilnehmer wahrnehmen können. Als erstes gehört unser Reithelm dazu. Dazu eine Stirnlampe, damit wir eine bessere Sicht haben. Die Warnweste ist ebenfalls unverzichtbar.

Dazu gibt es für Pferde mittlerweile reflektierende Ausreitdecken, die durch ihre große Fläche von Autofahrern gut wahrgenommen werden können. Diese sollten in einer fluoreszierenden Farbe gehalten sein und zusätzlich noch reflektierende Streifen enthalten. Dazu sind reflektierende Gamaschen sinnvoll, da die Autoscheinwerfer mit ihrem Lichtkegel zuerst den unteren Bereich ausleuchten und Autofahrer dadurch das Pferd noch eher wahrnehmen können.

Schutz für Reiter:

  • Körper mit reflektierender Weste bedecken, Leucht- oder Blinkanhänger nutzen
  • Kopf: Stirnlampe zur besseren Sicht auf die Wege
  • Arme: reflektierende Bänder anlegen
  • Beine: Reithosen mit reflektierenden Streifen tragen
  • Stiefel: Reitstiefel mit Reflektoren nutzen

Schutz für Pferde:

  • Körper: reflektierende Reitdecke nutzen
  • Beine: reflektierende Gamaschen
  • Hals- und Kopfbereich: reflektierendes Halfter, reflektierende Fliegenhaube
  • Hintern: reflektierender Schweifschoner

Haftung bei Unfällen

Beim Führen oder Reiten müssen Pferdefreunde den rechten Straßenrand benutzen. In der Straßenverkehrsordnung (StVO) steht klar, dass Pferde in der Dunkelheit ausreichend beleuchtet sein müssen. Dazu gehören ein weißes Licht nach vorne und ein rotes Licht nach hinten. Diese können in die Pferdedecke eingearbeitet sein oder aber der Reiter trägt diese am Helm, am Arm oder am Stiefel mit einem Klettband befestigt. Falls nämlich ein Unfall passiert und das Pferd war nicht ausreichend beleuchtet, fällt auf den Halter ein beträchtlicher Anteil der Schuld zurück. Wenn ein Autofahrer ein Pferd nicht rechtzeitig wahrnehmen kann, so tritt hier die Betriebsgefahr des Autos hinter die Tiergefahr zurück.

Für diese Fälle ist im Übrigen die Pferdehaftpflicht unverzichtbar. Ansonsten müssen Pferdehalter die Folgekosten bei einem möglichen Unfall selbst bezahlen. Dazu gehören zum Beispiel Schäden am Kraftfahrzeug, wenn es zu einer Kollision gekommen ist. Falls dem Pferd etwas passiert, ist in vielen Fällen eine Operation notwendig, um die Gesundheit des Tieres wieder herzustellen. Hier empfehlen wir die Pferde-OP-Versicherung, da manche Eingriffe, und sei es nur die Wundversorgung, schnell mehre hundert Euro kosten können.

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