Wie gefährlich ist Schlafmangel bei Pferden?
Pferde benötigen etwa fünf bis neun Stunden Schlaf am Tag. Diese Zeit besteht aber nicht nur aus dem echten Schlaf, sondern Pferde dösen oder ruhen sich aus. Wenn es dabei zu Störungen kommt, führt das zu Schlafmangel. Dieser Schlafmangel bei Pferden kann teilweise gefährliche Auswirkungen haben.
Bei Pferden liegt die reine Schlafzeit bei etwa drei bis vier Stunden in der Nacht. Dabei spielt die sogenannte REM-Phase eine wichtige Rolle. Diese Phase ist innerhalb der Schlafzeit mit ca. 30 Minuten kurz, aber essenziell wichtig für die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit. Kommt es zu regelmäßigen Störungen in dieser REM-Phase, kann das zu einer Narkolepsie, einer krankhaften Schlafstörung führen.
Schlafmangel bei Pferden - welche Symptome treten in der Folge auf?
Die Narkolepsie tritt als solche nicht sofort in Erscheinung. Wenn solche Fälle vereinzelt auftreten, sind kaum Auffälligkeiten festzustellen. Erst wenn sich der Schlafmangel bei Pferden häufiger einstellt, können Sie auf Warnsignale achten, die vom Pferd ausgehen:
- Ihr Pferd senkt den Kopf dicht zum Boden und scheint zu dösen.
- Hin und wieder knickt Ihr Pferd mit den Vorderbeinen ein.
- In manchen Fällen kommt es zu Stürzen oder Einknicken.
- Pferde, die häufiger von solchen Stürzen betroffen sind, zeigen Verletzungen an den Fessel- und Sprunggelenken oder am Kopf.
Welche Folgen kann der Schlafmangel für Pferde haben?
Wie bei uns Menschen auch schlägt Schlafmangel irgendwann auf die Psyche. Eine durchwachte Nacht ist ja noch kein Problem, wenn ein Pferd dagegen über Wochen und Monate nicht richtig schlafen kann, dann wird es zum Problem. Wenn Pferde völlig übermüdet sind, fallen sie stehend in die REM-Phase des Schlafes. Das hat zur Folge, dass die komplette Muskelspannung nachlässt und das Pferd zusammenbricht. Die REM-Phase steht für den Traumschlaf, REM bedeutet Rapid Eye Movement, also schnelle Augenbewegung. Wenn wir träumen, bewegen sich die Augen sehr schnell. Dabei lässt die Muskelspannung nach. Pferde müssen daher während dieser Phase liegen. Gesunde Pferde benötigen ungefähr drei bis fünf Stunden Schlaf, davon eine bis drei Stunden im Liegen.
Kommt es bei Schlafstörungen zu Verletzungen?
Wenn wir unser Schlafverhalten betrachten, sind Verletzungen wegen Schlafmangels eher die Seltenheit. Außer, wir fallen vom Bürostuhl. Bei Pferden ist es anders. Da sie im Schlafen stehen und bei Übermüdung stehend in die REM-Phase fallen, brechen sie komplett zusammen. Zuerst sinkt der Kopf immer tiefer, dann beginnen sie zu schwanken. In der Folge knicken die Vorderläufe und dann die Hinterläufe ein. Dabei kommt es in vielen Fällen zu Verletzungen am Kopf und an den Gliedmaßen. Eine tierärztliche Behandlung wird notwendig, die schnell im vierstelligen Bereich liegen kann. Tipp: Sichern Sie sich gegen diese Kosten mit der Pferdekrankenversicherung ab. Diese leistet nicht nur bei ambulanten Behandlungen, sondern deckt auch Kosten einer möglicherweise notwendigen Operation ab.
Warum kann der Schlafmangel bei Pferden zu einer Narkolepsie führen?
Pferde legen sich dann hin, wenn sie sich sicher fühlen und der Fluchtinstinkt vollkommen ausgeschaltet wird. In manchen Fällen fühlen sich Pferde jedoch nicht sicher. Das betrifft Pferde sowohl in Einzelhaltung als auch bei der Gruppenhaltung. Es kann passieren, dass sich die betroffenen Pferde überhaupt nicht mehr hinlegen. Passiert das über einen längeren Zeitraum, führt dieser REM-Schlafmangel zu einer Narkolepsie. Die Narkolepsie wird dadurch ausgelöst, dass das Großhirn bestimmte Botenstoffe nicht mehr produziert, die das Pferd zur Schlafsteuerung benötigt. Dabei kann die Narkolepsie sich entweder im Laufe der Zeit entwickeln oder bestimmten Pferderassen sogar angeboren sein.
Die Narkolepsie lässt sich in vier Kategorien einteilen:
- Der Schlafzwang: Ihr Pferd ist tagsüber müde. Dabei spielt es keine Rolle, ob Ihr Pferd in der Box steht oder Sie mit ihm arbeiten, es kann dennoch zu jeder Zeit auf einmal einschlafen. Der Schlaf kann wenige Sekunden andauern oder auch einige Minuten. Eine Kontrolle über das Einschlafen ist vom Pferd selber nicht möglich.
- Die Kataplexie: Das plötzliche Einschlafen bedingt durch den Schlafmangel bei Pferden führt zum Einknicken der Vorderbeine und zum seitlichen Umstürzen. Dabei sind die Pferde trotz geschlossener Augen bei vollem Bewusstsein. Schwere Verletzungen sind möglich.
- Störungen beim Schlafrhythmus: Tritt bei Pferden eine Narkolepsie auf, dann wird die REM-Schlafphase deutlich vorgezogen und verkürzt. Normalerweise macht sie etwa ein Viertel des Schlafes aus. Durch die extreme Verkürzung kommt es zu der Narkolepsie.
- Schlaflähmung: Durch das Umfallen in der Einschlafphase kommt es zu einer Erhöhung des Natriumspiegels im Blut des Pferdes. Dadurch werden verschiedene Muskelpartien in eine Art Lähmung versetzt, die Muskeln sind unkontrolliert entspannt. Damit der Blutspiegel wieder in den Normalzustand geführt wird, müssen Stresshormone freigesetzt werden. Das lässt sich durch leichtes Klopfen auf die Halspartie bewirken.
Welche Gründe gibt es, warum sich Ihr Pferd nicht hinlegen will?
Stress, der Stallwechsel und zu viele Artgenossen – die Gründe sind vielfältig. In erster Linie tritt Forschungen zur Folge der Schlafmangel nach einem Stallwechsel auf. Für viele Pferde war die Liegefläche zu klein, weshalb sie sich nicht hinlegten. In einem größeren Offenstall kann es passieren, dass die Rangordnung unter den Pferden zu Unruhe in der Nacht führt, somit bekommt das Pferd auch nicht ausreichend Schlaf, weil einfach keine Ruhe einkehrt. Dazu spielen gesundheitliche Aspekte eine gewichtige Rolle. Leidet ein Pferd an einer Arthrose, kann es nur schwer oder unter Schmerzen aufstehen. Daher vermeidet es auch, sich hinzu legen. Die Übermüdung ist damit wieder vorprogrammiert und Verletzungen durch die im Stehen durchlebte REM-Phase.
Können Sie auf Schlafstörungen reagieren?
Wenn Ihr Pferd ungewöhnlich reagiert, in dem es häufig gereizt ist oder apathisch wirkt, sollten Sie gewarnt sein und die Anzeichen ernst nehmen. Versuchen das Schlafverhalten Ihres Pferdes zu beobachten. Ergründen Sie parallel mögliche Ursachen. Haben Sie kurz zuvor den Stall gewechselt, ist das Einstreu in der Box gewechselt worden? Ist die Liegefläche groß genug? Pferde liegen zumeist lieber auf Stroh als auf Spänen oder sogar Gummimatten. Dazu sollte die Liegefläche mindestens das Dreifache der Widerristhöhe betragen.
Ist die Unruhe im Stall nachts zu groß? Dann bleibt in manchen Fällen nichts anderes übrig, als einen Stallwechsel vorzunehmen. Ihr Pferd benötigt deutlich mehr Ruhe vor anderen Artgenossen als Sie es bisher angenommen haben. Zwar kann der Stallwechsel auch kurzzeitig zu den Schlafproblemen beitragen. Kehrt aber die Ruhe ein, so wird sich Ihr Pferd daran gewöhnen und auch wieder in den Schlaf kommen. Wichtig ist, dass Sie das Problem absolut ernst nehmen. In einer von Tierärzten beobachteten Studie mussten Pferde sogar wegen der psychischen Leiden oder erlittenen Verletzungen eingeschläfert werden. Schlafmangel stellt also eine sehr große Bedrohung für das Wohl Ihres Pferdes dar.
Die Zusammenstellung der Pferde kann ebenfalls dazu beitragen, dass ein geordneter Schlaf möglich ist. Das können Sie dadurch bewirken, dass Pferde im gleichen Rang auch in einem gemeinsamen Bereich liegen. Oftmals unterliegen vor allem ranghohe Pferde dem Schlafmangel, da sie mehr Verantwortung für die Gruppe haben. Separiert voneinander lässt sich dieser Stressfaktor deutlich reduzieren. Ebenso sollten Pferde, die etwas aggressiver auf ihre Artgenossen reagieren, abseits von den anderen Tieren zum Schlafen untergebracht werden.
Stallruhe ist unverzichtbar. Vor allem im Stall sind Pferde häufig Stallarbeiten und Geräuschen durch die Nutzung anderer Pferde ausgesetzt. Da ist kaum Ruhe möglich. Deshalb sollten Sie und auch die anderen Stallnutzer darauf achten, dass in der Zeit nach Mitternacht bis mindestens zum frühen Morgen absolute Ruhe herrscht. Bei vielen Pferden tritt die REM-Phase nachts zwischen 3.30 Uhr und 4.30 Uhr ein. Damit das gewährleistet ist, sollte ein entsprechender Schlafrhythmus bereits vorher einsetzen. Daher auch die Notwendigkeit einer Nachtruhe im Stall, damit es nicht zum Schlafmangel bei Pferden kommt.