Routine macht nachlässig - so schaffen Sie Sicherheit im Pferdestall

Publiziert am Dienstag, 18. Juni 2019 von Manfred Weiblen
Pferd im Stahl

„Da ist noch nie was passiert“, so lautet die Aussage, wenn es um die Sicherheit im Pferdestall geht. Richtig, es ist tatsächlich noch nie etwas passiert. Das führt dazu, dass Stallbetreiber und Pferdefreunde sich in trügerischer Sicherheit wähnen und kein Auge mehr dafür haben, wo Gefahren für Pferde vorhanden sind.

Nicht jede kleine Schürfwunde im Stall wird automatisch als Unfall eingestuft. Dabei sollte ein kleiner Kratzer, eine kleine Wunde oder ein Sturz des Pferdes ein Anlass sein, um die Sicherheit im Pferdestall auf den Prüfstand zu heben. Denn Routine macht nachlässig, es scheint, als wäre alles sicher. Das ist es beim näheren Betrachten nicht.

Jeder Nagel stellt eine Gefahr dar

Scheunentor

Nun ist es nicht so, dass Sie im Stall auf jeden einzelnen Nagel achten müssen. Wichtig ist, dass Sie Auffälligkeiten im Auge behalten. Das sind hervorstehende Nägel oder Schrauben, die sich einfach durch Erschütterungen im Laufe der Zeit gelöst haben und hervorstehen können. Das führt dazu, dass sich Pferde daran schwere Stich- oder Schnittverletzungen zuziehen können. Ein wachsames Auge hilft, diese Gefahrenquellen zu erkennen. Einfach mit dem Hammer hineinschlagen oder mit der Zange herausziehen - schon ist die Gefahr gebannt. Ein Verletzungsrisiko stellen auch morsche Bretter von Holzwänden dar: Diese führen, sofern ein Pferd zu dicht daran entlangfährt, zu Schnittverletzungen und Schürfwunden. Ein Austausch der Bretter ist nicht aufschiebbar. Ist kein kurzfristiger Austausch möglich, so können Gummimatten als Verkleidung dazu dienen, das Verletzungsrisiko zu minimieren, wenn die schadhafte Stelle damit vollständig bedeckt ist.

Abstand zwischen den Gittern

In den meisten Ställen dienen Gitterstäbe in den Boxen als Trennung zu den anderen Pferden. Dabei ist es wichtig, dass die Abstände zwischen den einzelnen Gitterstangen so gewählt sind, dass sich das Pferd nicht verletzen kann. Ein Huftritt kann schlimme Folgen haben, wenn sich der Huf zwischen den Gitterstäben verkeilt und sich das Pferd losreißen will. Knochenbrüche oder schwere Gelenkverletzungen sind die Folge. Ebenso kann es passieren, dass ein Pferd den Kopf durch die Gitterstäbe steckt, durch ein Geräusch erschrickt, den Kopf zurückziehen will und dabei hängen bleibt. Hier sind ebenfalls schwere Verletzungen vorprogrammiert - bis hin zum Genickbruch. Daher ist es wichtig, dass die Abstände so gewählt sind, dass weder Kopf noch Huf zwischen die Stäbe passen oder diese direkt so groß sind, dass nicht das Risiko des Feststeckens besteht.

Herumliegende Werkzeuge

Heu

Im Stall gibt es für Pferdefreunde immer etwas zu tun. Entweder ausmisten, die Boxengasse ausfegen oder kleine Reparaturen durchführen. Dafür benötigen die fleißigen Helfer Werkzeuge, Harken, Mistgabeln und andere Utensilien. In vielen Fällen werden diese Gegenstände nicht weggeräumt, sondern bleiben an Ort und Stelle stehen, damit der nächste, der ausmisten will, schneller darauf zurückgreifen kann. Jedes herumstehende Werkzeug birgt ein Verletzungsrisiko nicht nur für Pferde, sondern auch für Menschen. Besser ist es, wenn vor allem spitze Arbeitsgeräte an speziellen Haltevorrichtungen aufgehängt werden, wo keine Pferde hinkommen. Dazu müssen Mistgabel, Harke oder Rechen so aufgehängt werden, dass die Spitzen des Werkzeuges zur Wandseite zeigen. Sonst besteht beim Vorbeilaufen Verletzungsgefahr.

Stolperfallen für Pferde im Stall

Falsch abgelegte Halfter, lange Leinen mit Schlaufen oder das Anbinden mit einem langen Strick: Hier sind große Unfallrisiken für Pferde vorhanden. Gelangen sie mit dem Huf in eine herumliegende Schlaufe von Halfter oder Leinen, können sie sich darin verfangen. Durch das panische Agieren kommt es zu heftigen Bewegungen mit den Gliedmaßen und Knochenbrüche, Gelenkverletzungen oder Stürze sind die Folge. Wenn Pferde noch mit angelegtem Halfter in die Box gebracht werden, muss das Halfter so untergebracht werden, dass sich kein anderes Pferd mit seinem Huf darin verfangen kann.

Rutschgefahren durch Feuchtigkeit

Pferdehufen waschen

In den meisten Ställen besteht der Boden aus Beton oder Pflastersteinen. Beim Reinigen von Boxen kommt viel Wasser zum Einsatz. Dadurch passiert es, dass das ablaufende Wasser nicht zwangsläufig in die Abflussrinnen gelangt, sondern sich auch mal Pfützen auf dem Stallboden und in der Boxengasse bilden. Wasser auf glatten Oberflächen stellt ein Unfallrisiko dar, da Mensch und Pferd darauf ausrutschen können. Deshalb müssen diejenigen, die mit reichlich Wasser den Stall auf Vordermann bringen, auch dafür sorgen, dass der Boden wieder trocken ist. Dazu reicht es schon aus, wenn Sägemehl ausgestreut wird. Dieses saugt die Feuchtigkeit auf und kann schnell wieder zusammengekehrt werden. Dazu gehört, dass im Winter rund um den Stall auf glatten Oberflächen ausreichend gestreut wird. Dazu eignet sich am besten Sand. Streusalz ist einerseits umweltschädlich, andererseits könnte es durch Pferde aufgeleckt werden. Sägespäne eignen sich zum Abstreuen von Eisflächen nicht, da sie Feuchtigkeit aufnehmen und dann zusammen mit der Eisfläche eine glatte Oberfläche bilden.

Es gehört nicht viel dazu, im Stall für Sicherheit zu sorgen. Ein waches Auge, das Schwachstellen wahrnimmt, reicht da schon aus. Und ein paar Minuten Zeit, um ein vorhandenes Verletzungsrisiko zu beseitigen.

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