Warum sind Erste-Hilfe-Kenntnisse beim Pferd sinnvoll?

Publiziert am Donnerstag, 12. Juli 2018 von Manfred Weiblen
Tierarzt und Pferd

In Deutschland gibt es mehr als eine Million Pferde, die überwiegend für die Freizeitgestaltung und den Sport gehalten werden. Die Zahl der Reitfreunde macht bald das Doppelte aus – vor allem Mädchen und junge Frauen haben ein Faible für die großen und anmutigen Tiere. Was gibt es Schöneres, als auf dem Rücken eines Pferdes durch Wald und Wiesen zu reiten. So lange nichts passiert, ist alles gut. Was ist aber, wenn das Pferd einen Unfall erleidet oder im Stall Anzeichen einer Krankheit entdeckt werden. Wie kann die Zeit bis zum Eintreffen des Tierarztes überbrückt werden?

In welchen Fällen sind Erste-Hilfe-Maßnahmen für das Pferd wichtig?

Pferde haben einen sehr komplizierten Bewegungsapparat und Verletzungen an den Gliedmaßen sind keine Seltenheit. Hier ist es wichtig zu wissen, welche Bewegungen überhaupt noch möglich sind. Bei Erkrankungen zum Beispiel wirkt das Pferd unruhig und verhält sich anders als sonst. Daher ist es wichtig, solche Anzeichen zu erkennen und richtig einzuschätzen. Viele Reitvereine und auch Tierärzte bieten mittlerweile Erste-Hilfe-Maßnahmen an, damit Pferdefreunde im Falle eines Unfalles oder bei einer eingetretenen Erkrankung die richtigen Maßnahmen treffen können. Schließlich gilt es, die Zeit bis zum Eintreffen des Tierarztes zu überbrücken und den Gesundheitszustand des Pferdes nicht noch zu verschlechtern.

Im Notfall gilt zu allererst: Ruhe bewahren

Wie in jeder anderen Notfallsituation auch bringt es nichts, wenn der Pferdefreund selber unruhig wird und kopflos reagiert. Sicherlich, wenn das Pferd einen Unfall erleidet, womöglich noch mit starken Blutungen, fällt das Bewahren der Ruhe schwer, ist aber zwingend notwendig, um Ruhe für das betroffene Pferd auszustrahlen. Tiere bekommen die Hektik sehr wohl mit und reagieren dementsprechend. Viel wichtiger ist es Ruhe auszustrahlen, das Tier zu beruhigen und Maßnahmen zu treffen, die den Zustand nach dem Unfall stabilisieren. Dazu gehört natürlich auch, dass der Tierarzt über den Notfall informiert wird. Die Rufnummer der Tierärzte sollte also immer griffbereit sein.

Erste-Hilfe-Kenntnisse sind entscheidend für die weitere Versorgung des Pferdes

Wer als Pferdefreund sich mit dem Thema Erste Hilfe befasst hat, kann in einem Notfall besser auf die ungewohnte Situation reagieren. Bei Alarmierung des Tierarztes wird dieser vorab schon Fragen zum Gesundheitszustand oder zum Hergang stellen. Je besser diese beantwortet werden, umso besser kann der Tierarzt schon am Telefon einschätzen, wie eilig der Notfall ist oder sogar überbrückende Maßnahmen mit dem Pferdehalter abstimmen. Schließlich dauert es schon ein Weilchen, bis der Tierarzt vor Ort ist.

Vorsicht bei Frakturen – das Pferd möglichst ruhig stellen

Besteht auch nur der Verdacht, dass sich das Pferd zum Beispiel im Stall oder beim Ausritt eine Fraktur zugezogen hat, so muss das Tier unmittelbar ruhig gestellt werden. Ein weiteres Auftreten mit dem betroffenen Bein kann aus einem leichten Bruch sehr schnell eine schwerwiegende Verletzung werden. Das Pferd muss also an Ort und Stelle belassen werden. Hier gilt auch: Bis zum Eintreffen des Tierarztes müssen Sie absolute Ruhe bewahren und diese Ruhe auf ihr Pferd übertragen.

Verletzungen gehen oft mit einem Blutverlust einher – wie müssen Sie reagieren?

Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Blutungen verlaufen beim Pferd auch nicht anders als beim Menschen. Dazu gehört das Verbinden einer Wunde oder das Anlegen eines Druckverbandes bei starken Blutungen. In vielen Fällen ist kein Verbandmaterial vorhanden, in diese Situation tut es auch Bekleidungsstücke, um wenigstens etwas zu unternehmen. Sinnvoll ist natürlich, wenn bei einem Ausritt ein kleines Erste-Hilfe-Set mitgeführt ist, um im Notfall einen Druckverband anlegen zu können. Lassen Sie sich aber nicht durch die Menge des austretenden Blutes irritieren. Anders als beim Menschen verfügen Pferde über eine größere Menge an Blut. Ein Liter Blut ist nicht viel, kann aber beim Austritt erschreckend aussehen. Behalten Sie dabei unbedingt die Ruhe und versuchen Sie, die Wunde zu versorgen oder die Blutung mit einem Druckverband zu stoppen.

Keine eigenmächtige Behandlung durchführen – immer auf den Tierarzt warten

Erste-Hilfe-Maßnahmen dienen dazu, die Zeit bis zum Eintreffen des Tierarztes zu überbrücken und den Gesundheitszustand zu stabilisieren. Dazu gehört die Wundversorgung oder auch das Schienen von Gliedmaßen. Wichtig ist, dass Sie keine eigenmächtige Behandlung durchführen. Dazu gehört die Wundreinigung ebenso wie zum Beispiel die Entfernung von Fremdkörpern, die die Verletzung ausgelöst haben. Solche Maßnahmen sind grundsätzlich dem Tierarzt vorbehalten.

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