Tierheime schlagen Alarm - jedes zweite Tierheim in finanziellen Schwierigkeiten

Publiziert am Donnerstag, 5. März 2015 von Manfred Weiblen

Tierheime sind unverzichtbar als Auffangbecken für abgeschobene Haustiere. Wo sonst finden sie eine Unterkunft, in der sie versorgt werden, wenn Herrchen oder Frauchen auf einmal die Lust am Haustier verlieren oder es aus gesundheitlichen Gründen abgeben müssen. Das Dilemma für Tierheime: Sie finanzieren sich weitestgehend durch Spenden und Mitgliedsbeiträge. Seit der Wirtschaftskrise 2008 gehen diese Einnahmen immer mehr zurück. Die Versorgung ist in vielen Tierheimen auf lange Sicht ungewiss.

Kostensteigerungen treiben die Probleme zusätzlich auf die Spitze

Neben dem Einbruch der Einnahmen haben Tierheime noch mit anderen Problemen zu kämpfen. Es wird immer häufiger Tiere abgegeben oder aufgefunden, die nun im Tierheim ihr Dasein fristen und auf ein neues Herrchen oder Frauchen warten. Doch das dauert: Der Aufenthalt der Tiere dauert durchschnittlich immer länger an, damit steigen natürlich auch die Kosten für Betreuung, Futter oder die tierärztliche Versorgung. Tierheime bekommen zum Teil auch Zuwendungen für die jeweiligen Kommunen. Das ist der Fall, wenn ein Fundtier im Tierheim landet. Die Stadt Köln bezahlt dafür zum Beispiel eine Pauschale von 200 Euro je Hund und 100 Euro je Katze. Klar, dass diese Mittel kaum ausreichen, um eine tierärztliche Untersuchung, geschweige denn, um längerfristig die Futterkosten zu decken. Doch die Stadt Köln winkt bei der Forderung nach mehr Unterstützung ab. Schließlich sei die Stadt selber in der finanzielle Schraubzwinge. Das gilt übrigens auch für die meisten anderen Städte, in denen der Ruf nach mehr Unterstützung laut wird.

Sind Tierheime eine Art Fundbüro?

Der Vizepräsident des Landestierschutzverbandes Nordrhein-Westfalen, der Tierarzt Ralf Unna, übt Kritik an den Kommunen. Tiere werden aufgefunden und im Tierheim abgegeben. Damit agiert das Tierheim ähnlich wie ein Fundbüro. Eigentlich eine kommunale Aufgabe, doch die Städte sehen das völlig anders. Ein Tier, das verloren gegangen ist, ist ein Fundtier. Abgegebene Haustiere sind herrenlos – genauso wie Streuner. So erklärt es Anne Wellmann, die Referentin für Ordnungsrecht beim Städte- und Gemeindeverband Nordrhein-Westfalen. Es können nicht Aufgabe der Städte sein, sich um diese Tiere zu kümmern, so Anne Wellmann, und schiebt damit den schwarzen Peter den Tierschutzverbänden zu, die sich um diese Tiere kümmern sollten. Der Tierschutzbund wünscht sich eine einheitliche Regelung auf Bundesebene, wie die Tierheime nun unterstützt werden sollen. In Nordrhein-Westfalen gab es dazu bereits erste Gespräche, jedoch ohne konkrete Ergebnisse. Die Situation in den Tierheimen sei einfach zu unterschiedlich.

Forderung zur Umverteilung der Hundesteuer

Viele Bürger, vor allem Hundehalter, fordern, dass die Hundesteuer zu einem Teil mit in die Finanzierung der Tierheime fließt. Schließlich sei die Hundesteuer eine Einnahme der Städte und Gemeinden ohne irgendeine Gegenleistung. Mit der Umverteilung könnten die Tierheime ein Stück weiter besser gefördert werden und die Akzeptanz der Hundehalte würde sicherlich höher liegen.

Kritik am Haustierimport aus Südeuropa

In den letzten Jahren wird bedingt durch Aufrufe von Tierschützern und Medienberichte immer häufiger auf Problemtiere aus Südeuropa aufmerksam gemacht. Hunde, die in Rumänien auf den Straßen ihr Dasein fristen und teilweise getötet werden, weil sie herrenlos sind. Katzen und Hunde aus Spanien, in denen herrenlose Tiere zum Straßenbild gehören. Viele Tierfreunde gehen hin und holen sich über den Tierschutz ein Haustier aus dem Ausland und sind mangels Erfahrung irgendwann völlig überfordert, vor allem bei Hunden. Schon nach kurzer Zeit finden sich diese Tiere auch im Tierheim wieder und verschärfen damit die Situation. Dabei müssten Tierfreunde aus Sicht der Kritiker erst einmal vor der eigenen Tür die Probleme lösen, als sie noch zu verstärken. Schließlich warten in unseren Tierheimen auch zahlreiche Haustiere auf ein neues Zuhause.

Vielfach werden Haustiere unüberlegt angeschafft

Ist es das Drängen der Kinder nach einem Haustiere oder einfach nur der Wunsch nach einem Handtaschenhund, weil er so niedlich ist? Vielfach erfolgen Tierkäufe spontan ohne jeden Gedanken an die nächsten Jahre. Da werden auf einmal Hundesteuern und Versicherung fällig, der Tierarzt muss das Tier regelmäßig untersuchen und behandeln. Kein Wunder, dass da so mancher Tierfreund die Notbremse zieht, weil ihm die Kosten über den Kopf wachsen. Dann heißt es ab ins Tierheim und das Problem ist gelöst – aber nicht für das Tierheim.

Deshalb wird die Forderung von Tierschützern auch laut, das Haustiere generell gechipt werden sollten, um den Halter beispielsweise bei ausgesetzten Tieren ausfindig zu machen. Unter Umständen würde ein Bußgeld davon abschrecken, ein Tier einfach so auszusetzen, anstatt es von privat abzugeben. Hinzu kommt noch neben den legal nach Deutschland gebrachten Haustieren viele Hunde oder Katze aus illegalen Transport stammen und damit die Problematik noch verschärfen. Die sogenannten Wühltischwelpen erfreuen sich hierzulande großer Beliebtheit, da so ein niedlicher reinrassiger Hund vielleicht gerade mal zweihundert Euro kostet. Dass der kleine aber psychisch und körperlich angeschlagen ist, merken die neuen Hundehalter erst, wenn es zu spät ist. Die Folge: Sind die Tierarztkosten auf Dauer zu hoch, werden sie wiederum im Tierheim abgegeben oder landen angeleint am Straßenrand. So wird das Problem, mit dem die Tierheime schon jetzt kämpfen haben noch künstlich verschärft.

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