Nach Unfällen in Köln und Bonn - sollen Pferde bei Karnevalsumzügen verboten werden?

Publiziert am Donnerstag, 2. März 2017 von Manfred Weiblen
Das Pferd wird gestreichelt

Bereits vor dem Rosenmontagszug in Köln war die Diskussion groß, ob Pferde am Zug teilnehmen sollen. Tierschützer forderten vehement das Verbot, die Stadt Köln hat nach Berücksichtigung unter anderen medizinischer Aspekte der Teilnahme von rund 500 Pferden am Rosenmontagszug zugestimmt.

Nun kam es in Köln und auch in Bonn zu Unfällen mit Pferden. Erneut schlagen Tierschützer Alarm und fordern die Abschaffung der Tradition, dass Pferde in Festzügen mit dabei sind. Ist das unbedingt notwendig?

Pferd beim Kölner Rosenmontagszug zusammengebrochen

Während des Zuges in Köln kam es zum Zusammenbruch eines Pferdes. Mitglieder der Bürgerwehr Nippes versuchten das Tier wieder auf die Beine zu bringen – allerdings ohne Erfolg. Eine Tierärztin versorgte das Pferd, gab ihm eine Beruhigungsspritze und schließlich konnte die Feuerwehr die Bergung des Pferdes vornehmen. Noch am Abend konnte Entwarnung gegeben werden: Das betroffene Pferd befand sich wieder in seinem Stall und hat den Vorfall ohne größere Blessuren überstanden.

Kutschenunfall in Bonn

Ebenfalls beim Rosenmontagszug gingen in Bonn zwei Pferde mit einer Kutsche durch. Dabei wurden mehrere Autos beschädigt und ein Pferd geriet unter ein parkendes Auto. Mittlerweile gibt es Hinweise darauf, dass wohl ein Unbekannter einem der Pferde einen Schlag versetzt hat, worauf dieses scheute. Die Polizei geht den Hinweisen nach. Durch die Tierrechtsorganisation PETA wird nun scharfe Kritik an den Veranstaltern geübt, die Forderung an Politik und Behörden lautet, Pferde künftig in Karnevalsumzügen zu untersagen.

Vorwürfe werden dementiert

Die Halterin des in Köln gestürzten Pferdes widerspricht der Darstellung der Tierschützer, dass die Tiere extrem unter Stress stehen oder sediert werden. Noch im Pferdeanhänger konnte die Stute, die auf dem nassen Asphalt ausgerutscht war, selbstständig wieder raufstehen. Vermutlich hätte sie das sogar auf der Straße geschafft, wenn man ihr Zeit gelassen hätte. Darüber hinaus wehrt sie sich gegen den Vorwurf, dass die Pferde gespritzt worden wären. Die Pferdehalterin gibt an, dass sie sich an die Verbote hält. Aus ihrem Stall waren insgesamt 14 Pferde beim Rosenmontagszug dabei, allen Tieren ging es nach Beendigung der Veranstaltung gut. Letztendlich werden die Pferde auf ein solches großes Ereignis lange vorbereitet: So wird zum Beispiel das Reiten in der Halle mit Musikbeschallung durchgeführt. Daneben kommen Pferde, die sich am Tage des Karnevalsumzuges nervös zeigen, gar nicht erst zum Einsatz.

Pferde werden für Traditionsveranstaltungen gehalten

Es sind überwiegend Kaltblüter und Friesen, die bei solchen Veranstaltungen wie Rosenmontag oder größeren Schützenfesten mit dabei sind. Für diese Zwecke werden sie gehalten. Käme es zu einem Verbot, dann wäre auch das Schicksal der Pferde besiegelt. Drastisch gesagt, so die Halterin der am Kölner Karneval beteiligten Pferde, würden sie im Kühlhaus enden, wenn sie nicht mehr bei Veranstaltungen eingesetzt werden dürften. Hier müssen sich Tierschützer klar eine Doppelmoral vorwerfen lassen.

Müssen Einzelfälle immer gleich zu Verboten führen?

Im Landtag selber bekommen die Pferdehalter Zuspruch vom tierschutzpolitischen Sprecher der Grünen, Martin-Sebastian Abel. Er vertritt die Meinung, dass Verboten wegen aufgetretener Einzelfälle nicht das Allheilmittel sind. Vielmehr liege es in der Verantwortung der Pferdehalter, dass sie sich um das Wohlergehen ihrer Pferde kümmern. Schließlich sei im Umkehrschluss in mehr als 99 Prozent alles gutgegangen. Immerhin waren rund 500 Pferde in Köln im Einsatz – eines davon stürzte. Also kein Grund zur Aufregung.

Wenn Tierschützer Verbote fordern, muss das auch konsequent erfolgen. Das lässt sich allerdings nicht einfach so umsetzen. Wird das Pferdeverbot wegen eines Unfalles gefordert, müssten Tierschützer im Umkehrschluss auch anderswo reagieren. Als im vergangenen Jahr nach einer Attacke auf ein Kind ein Rottweiler in Duisburg auf behördliche Anordnung eingeschläfert wurde, protestierten Tierschutzverbände lauthals gegen das Vorgehen. Konsequenter hätten sie wegen des einen Vorfalles eher die Abschaffung und Haltung aller Rottweiler verbieten müssen. Hier war in erster Linie ein Kind schwer verletzt worden und der Hund wurde von den Tierschützer in die Opferrolle gedrängt. Es ist also fragwürdig, wenn Tierschutzverbände oder auch PETA nach einzelnen Unfällen oder Vorfällen im Zusammenhang mit Tieren immer gleich die große Keule schwingen. Zudem haben sich in Köln direkt mehrere Menschen um das Pferd gekümmert. Wäre ein Mensch gestolpert, hätte kaum jemand davon Notiz genommen.

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