Wenn das Übergewicht bei Katzen zum Problem wird

Publiziert am Mittwoch, 26. August 2020 von Manfred Weiblen
Katze wird mit einem Maßband gemessen

Liebe macht bekanntlich blind. Nicht nur in der Beziehung unter uns Menschen, sondern auch in der Beziehung zu unseren Stubentigern. Übergewicht bei Katzen entwickelt sich zu einer Volkskrankheit und so mancher Katzenfreund merkt es nicht, wenn der Sofalöwe langsam, aber sicher aus dem Leim geht und immer pummeliger wird.

Wenn nur das pummelige Aussehen reine Geschmackssache wäre, gäbe es keine Probleme. Mit dem Übergewicht sind aber auch zahlreiche gesundheitliche Risiken verbunden. Tierärzte schätzen, dass mehr als die Hälfte aller Katzen übergewichtig sind.

Was ist Adipositas bei Katzen?

In der Medizin ist Adipositas der Begriff für Fettleibigkeit. Fettleibige Katzen werden als adipös bezeichnet. Das ist dann der Fall, wenn sie 30 bis 40 Prozent über ihrem Idealgewicht liegen.

Wieviel Kilo darf meine Katze wiegen?

Ein paar Kilo zu viel? Beim Menschen ist das sicherlich nicht schlimm. Zwei Kilo mehr bei einem Idealgewicht von 70 Kilogramm entsprechen einem Übergewicht bei Katzen von drei Prozent. Bei der Katze machen zwei Kilo aber schon 50 Prozent Übergewicht aus, wenn wir mal von einem Normalgewicht von vier Kilo ausgehen. Das ist schon eine ganze Menge, die Ihr Stubentiger alltäglich durch die Gegend bewegen muss. Ein Normalgewicht bei Katzen lässt sich nicht genau definieren, aber es gibt Orientierungshilfen, was den Körperbau der Katze angeht. An diesen Merkmalen können Sie erkennen, ob Ihre Katze noch das Idealgewicht einhält oder schon Anzeichen für Übergewicht vorliegen.

Das sind die Symptome bei Übergewicht:

  • Der Bauch der Katze ist von oben zu erkennen - bedingt durch die leichte Rundung, die sich entwickelt hat.
  • Beim Gehen schlackert der Bauch hin und her.
  • Es hat sich eine Fettschicht gebildet, durch die die Rippen beim Ertasten kaum noch spürbar sind.
  • An Beinen, Flanken und im Gesicht setzen sich Fettpölsterchen an.
  • Die Bewegung lässt nach.
  • Ihre Katze kann bestimmte Stellen beim Putzen nicht mehr erreichen, wie beispielsweise den Rücken.
  • Das Fell wirkt struppig und verfilzt.

Gibt es Katzen, die für Übergewicht anfällig sind?

In den wenigsten Fällen ist es die Katzenrasse selber, die eine Neigung zum Übergewicht hat. Meistens spielen nämlich ganz andere Faktoren eine im wahrsten Sinne des Wortes gewichtige Rolle:

  • Im Alter von fünf bis zehn Jahren ist Ihre Katze weniger aktiv als noch in jungen Jahren – trotz gleichbleibender Energiezufuhr
  • Häufige Fütterungen mit Leckerchen zusätzlich zu den normalen Mahlzeiten führen zwangsläufig zu Übergewicht.
  • Ist Ihre Katze mental belastet, nervös oder sogar depressiv? Das können ebenfalls Auslöser für das Übergewicht sein.

Wohnungskatzen können unter Umständen anfälliger für Übergewicht sein. Das ist dann der Fall, wenn sie alleine gehalten werden. Dadurch fehlt ihnen der Partner zum Toben. Die Bewegung kommt also zu kurz, wenn sich Ihre Katzen lieber irgendwo zum Ausruhen zurückziehen, als sich spielerisch zu beschäftigen.

Katze ist am fressen

Es kann durchaus auch passieren, dass eine adoptierte Katze auf einmal zum Übergewicht neigt. War die Katze zuvor regelmäßig in der freien Wildbahn unterwegs, hat sich ihr Organismus auf karges Futter mit nur wenig Kalorien eingestellt. Wenn sie nun auf einmal in häusliche Obhut genommen wird, ist es logisch, dass der freie Zugang zum Katzenfutter nun die Bildung von Fettpölsterchen fördert. Die Katze kann auf einen Schlag mehr Energie aufnehmen, als es der Organismus bisher gewohnt war.

Eine Kastration oder Sterilisation führt in vielen Fällen ebenfalls dazu, dass eine Katze an Übergewicht leidet. Der Energiebedarf ist zwar um rund ein Drittel niedriger, aber der Appetit steigt um etwa ein Viertel.

Welche Krankheiten können bei der Katze durch Übergewicht ausgelöst werden?

Mit den überflüssigen Kilos ist es bei Katzen nicht anders als bei uns Menschen. Sie sind einfach Ballast für unseren Körper und stellen ein erhebliches Risiko für die Gesundheit dar. Gewiss, im Auge so manches Betrachters ist ein Pfündchen mehr bei der Katze ganz niedlich, aber nicht ratsam. In erster Linie trägt das Übergewicht dazu bei, dass die Gelenke sehr stark strapaziert werden. Dazu kommt, dass Übergewicht die Katze anfälliger für Verletzungen und Knochenbrüche macht, da der Körperbau eigentlich nicht dazu geeignet ist, unnötigen Ballast mit sich herumzuschleppen. Daneben erschwert das Übergewicht die Atmung, Herz-Kreislauf-Probleme sind vorprogrammiert. Zudem ist Diabetes mellitus in den meisten Fällen auf das Übergewicht zurückzuführen. Das sind die häufigsten Gesundheitsrisiken für übergewichtige Katzen:

Diabetes durch Übergewicht bei Katzen

Übergewichtige Katzen unterliegen einem hohen Risiko für Diabetes. Knapp 70 Prozent aller übergewichtigen Katzen leiden an Diabetes und benötigen regelmäßig Insulin für die Aufrechterhaltung des Stoffwechsels. Wenn Sie Ihre Katze einer Diät unterziehen, kann es durchaus sein, dass sich die Krankheit Diabetes zurückzieht: Das Fett, das für die Störung der Glukoseregelung verantwortlich ist, verschwindet.

Fettlebersyndrom bei Katzen

Katzen mit Gewichtsproblemen können relativ schnell an einer Leberverfettung erkranken. Tiermediziner sprechen hier von einer hepatischen Lipidose. Diese Leberverfettung kann dazu führen, dass Ihre Katze an Appetitlosigkeit leidet. Dadurch mobilisiert der Körper Fettreserven und die Funktion der Leber gerät außer Kontrolle. Es droht eine Leberinsuffizienz. Das kann auch dann passieren, wenn Sie Ihre Katze zu radikal auf Diät setzen. Ein Leberversagen bei Katzen, die an Übergewicht leiden, ist keine Seltenheit und ein lebensbedrohlicher Zustand.

Harnwegserkrankungen durch Übergewicht

Adipöse Katzen neigen dazu, sich weniger zu bewegen. Das führt dazu, dass sie weniger Urin absetzen. Die Folge ist, dass stark konzentrierter Urin länger in der Blase zurückbleibt als bei normalgewichtigen Katzen. Dadurch bilden sich Harnkristalle, die wiederum eine Verstopfung der Harnröhre nach sich ziehen können. Auch dieser Zustand ist lebensbedrohlich für Ihre Katze.

Arthrose bei Katzen

Bei Katzen ist es wie bei uns Menschen. Jedes überflüssige Kilo führt dazu, dass die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist. Es entwickeln sich Verschleißerscheinungen an den Gelenken. Durch die Fettablagerungen können sich entzündungsfördernde Substanzen bilden. Dadurch kommt es zu Gelenkschmerzen und die Bewegungsfreiheit wird noch weiter eingeschränkt. Mehr dazu in unserem Beitrag Arthrose bei Katzen.

Dazu kommt noch eine Vielzahl von Erkrankungen, die je nach Ausprägung lebensbedrohlich sein können:

  • Hautprobleme aufgrund mangelnder Fellpflege
  • Verstopfung
  • Stress - Ihre Katze kann auf vermeintliche Gefahren nicht schnell genug reagieren
  • Atemwegserkrankungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • allgemeine Schwächung des Immunsystems

Ausreichend Bewegung ist wichtig für die Katze

Wohnungskatzen sind nicht von vornherein dicker als ihre Artgenossen, die sich im Freien aufhalten. Es liegt ganz in unserer Hand, ob unser Sofalöwe in den eigenen vier Wänden Fett ansetzt oder auf Trab gehalten wird. Also muss die Katze ausreichend beschäftigt werden, so dass sie die Möglichkeit hat, Energie zu verbrauchen. Es macht durchaus Sinn, die Katze regelmäßig auf die Waage zu packen, um das Gewicht im Auge zu behalten. Liegt das Übergewicht noch in einem geringen Rahmen, so lässt sich hier relativ einfach entgegensteuern. Herumtoben, Ball spielen, Fangspiele und andere Dinge sollten Sie mit Ihrer Katze unternehmen, damit die drohenden Fettpölsterchen eingedämmt werden. Dazu kann die Futtermenge um ein geringes Maß reduziert werden. Dazu reicht es schon aus, wenn die Katze einen oder zwei Esslöffel weniger als üblich in ihren Napf bekommt. Mehr Tipps zum Abnehmen finden Sie auch in unserem Blogbeitrag: Dicke Katze - 10 Abnehmtipps für Stubentiger

Wie kann die Katze auf Diät gesetzt werden?

Ist erst einmal das Übergewicht da, ist es naturgemäß schwer, davon wieder herunterzukommen. Wichtig ist zunächst einmal, dass der Tierarzt die Katze untersucht und eine Empfehlung für die Diät abgibt. Eine Radikaldiät mit einem rasanten Gewichtsverlust kann Krankheiten auslösen wie die Hepatische Lipidose, eine schwerwiegende Lebererkrankung: Besser ist es, wenn die Katze ungefähr zwei Prozent ihres Übergewichtes in der Woche verliert. Dazu kann die Ernährung auf Diätfutter umgestellt werden. Wichtig ist dabei, dass der kleine Vierbeiner trotz der kalorienreduzierten Nahrung auch ausreichend Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zu sich nehmen kann. Die Diät soll ja schließlich nicht in einer Mangelernährung münden.

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