Gehören Pferde zu einem Karnevalsumzug?

Publiziert am Dienstag, 21. Februar 2017 von Manfred Weiblen
Pferd bekommt eine Spritze

Ab dem kommenden Wochenende erreicht die Karnevalszeit wieder ihren Höhenpunkt mit den Umzügen am Sonntag, Rosenmontag und am Veilchendienstag. Tausende Narren säumen die Straßen, wenn sich die großen Umzüge in Bewegung setzen und die Zugteilnehmer reichlich Kamelle verteilen.

Bei vielen großen Umzügen sind auch Pferde mit dabei – entweder als Reittiere oder Zugtiere für Festwagen. Pferde gelten im Allgemeinen als sehr scheue Tiere. Inwieweit bedeutet der Karnevalszug für sie Stress? Müssen Pferde überhaupt beim Karnevalsumzug dabei sein?

Wie sieht der Tagesablauf für ein Pferd im Karneval aus?

Schon früh am Morgen werden die Pferde auf den Karnevalsumzug vorbereitet. Einer der größten im Lande ist zweifelsfrei der Kölner Rosenmontagszug. Hier sind viele Pferde mit im Zug dabei, die ihre als Soldaten und Husaren verkleideten Reiter auf dem Rücken haben. Daher werden die Tiere schon früh morgens gewaschen, frisiert und mit Gamaschen und Satteldecken ausgestattet. Danach erfolgt der Transport zu den jeweilige Vereinslokalen, wo die Reiter der einzelnen Karnevalsvereine schon warten. Am Severinstor gibt es ein kräftiges Frühstück für Ross und Reiter. Ab ca. zehn Uhr startet dann der Umzug. Zu allen Pferden gehört auch ein Läufer, der das Tier am Zügel hält und beruhigend einwirkt. Bis zum Einbruch der Dunkelheit dauert der Zug, dann werden die Pferde wieder in ihre Ställe gebracht.

Welche Gefahren drohen durch Pferde im Karnevalszug?

Der Karnevalsumzug ist verbunden mit jeder Menge Lärm, Musik und grölenden Menschen. Für Pferde ist es schon stressig, wenn die Menschen dicht an dicht den Straßenrand säumen und das Tier kaum noch sieht, wo freie Lücken sind. Da kann schon ein bisschen Unruhe aufkommen. Hinzu kommt, dass von den Wagen und von den Reitern Kamelle unters Volk geworfen werden, das heißt, vom Reiter gehen noch zusätzlich schnelle Bewegungen aus. Viele Menschen am Straßenrand sind sich aber auch nicht bewusst, welche Gefahren von einem Pferd ausgehen können. Sie bücken sich teilweise sogar zwischen den Hufen nach Bonbons oder anderen Gegenständen, die geworfen wurden. Ein Tritt mit dem Huf in einer solchen Situation kann im schlimmsten Fall sogar tödlich enden.

Werden Pferden Beruhigungsmitteln gespritzt?

Durch das Tierschutzgesetz wird verboten, dass Pferden zur Beruhigung Medikamente gespritzt werden. Das hat zum Beispiel die Zugleitung in Köln auch in ihre Statuten mit aufgenommen. Im Jahr 2015 wurde bei Stichproben lediglich ein Verstoß festgestellt, der in einem Bußgeldverfahren mündete. Generell kann gesagt werden, dass die Pferde nicht sediert werden, damit sie während des Umzuges ruhig sind. Tierschutzverbände fordern schon seit langem, dass Pferde nicht bei Paraden oder Umzügen zu Karneval eingesetzt werden, da der Stressfaktor für die Tiere einfach zu hoch ist. Fachleute aus dem Bereich der Veterinärmedizin halten ein Verbot für unnötig. Wenn Pferde an den Trubel gewöhnt sind, spricht nichts gegen den Einsatz beim Karnevalsumzug. Im Wesentlichen werden beim Rosenmontagsumzug Kaltblüter eingesetzt, die vom Wesen her entspannter sind.

Trotz Proteste durch Tierschützer – beim Kölner Karnevalszug sind rund 500 Pferde vertreten

Der Beschwerdeausschuss der Stadt Köln hat im Januar 2017 der Teilnahme von Pferde im Zug zugestimmt. Zuvor wurden Tierschutzverbände und auch das Karnevalskomitee angehört. Das Ergebnis: In den letzten Jahren wurden die Bedingungen für Pferde immer weiter verbessert, Sedierungen werden so gut wie überhaupt nicht vorgenommen. Die Reiterkorps streiten die Vorwürfe der Tierschützer ab, die eingesetzten Pferde sind keine Neulinge, was die Teilnahme an Umzügen angeht und vom Wesen her sehr ruhige Tiere. Bereits seit drei Jahren werden schon Blutproben entnommen, um die teilnehmenden Pferde auf Beruhigungsmittel hin zu untersuchen. Im Jahr 2016 sind im Kölner Karnevalsumzug keine Pferde mitgelaufen. Das war aber nicht dem Protest der Tierschützer geschuldet, sondern lag am Sturm zu Rosenmontag. Wo vielerorts Umzüge abgesagt wurden, fand der Zug in Köln statt, allerdings ohne Pferde.

Müssen Pferde generell aus Umzügen verbannt werden?

Sicherlich kann man die Tatsache nicht leugnen, dass große Umzüge und Menschenmassen für Pferde Stress bedeuten. Auf der anderen Seite sind die Argumente von Veranstaltern und Festkomitees aber nicht von der Hand zu weisen, wenn sie dafür eigens trainierte Pferde einsetzen, die das Bild eines Umzuges – egal ob zu Karneval oder zu einem Schützenfest – abrunden. Es wäre schade, wenn im Namen des Tierschutzes Pferde vollständig aus der Öffentlichkeit bei solchen Festumzügen verbannt würden. Schließlich haben ja auch unabhängige Fachleute attestiert, dass die Pferde während des Umzuges nicht allzu sehr strapaziert werden.

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