Warum sind Katzen keine Vegetarier?

Publiziert am Donnerstag, 13. Juli 2017 von Manfred Weiblen
Katze betrachtet Obst

Die häufigsten Fragen in der Tierarztpraxis betreffen die Ernährung von Haustieren, darunter natürlich auch die von Katzen. Ist Trockenfutter gesünder als Feuchtfutter? Welche Mengen Futter soll eine Katze am Tag zu sich nehmen und was können Katzenfreunde gegen das drohende Übergewicht tun?

Ist es auch möglich, Katzen rein vegetarisch oder vegan zu ernähren? Viele Menschen gehen mittlerweile diesen Weg, um sich fleischfrei zu ernähren. Sicherlich, theoretisch und mit viel Aufwand lässt sich auch eine Katze dahindirigieren. Ob das allerdings sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt.

Von der Natur ist der Speiseplan der Katze vorgegeben

Noch viel mehr als der Hund ist die Katze von der Natur aus ein reiner Fleischfresser. Hunde sind mittlerweile so weit domestiziert, dass sie von Herrchen oder Frauchen kohlehydratereiche Nahrung in Form von Pizza oder Pasta aufnehmen können. Das ist bei der Katze in dieser Form nicht die beste Wahl. Sie hat sich genetisch noch nicht so weit angepasst wie der Hund. Seit Jahrzehnten schon wird die flexible Fütterung von Hunden auf die Katzen angewandt. Dabei führen zu hochdosierte Anteile von Kohlehydraten oder mangelnde Proteine zu einem Anstieg von Diabetes und Übergewicht. Bei der Katze ist aus körperlicher Sicht nichts angelegt für die Ernährung mit pflanzlichen Stoffen: Allein schon ihr Gebiss ist ausgelegt für das Abtrennen von mundgerechten Nahrungsportionen. Kein einziger Zahn verfügt über Kauflächen, sondern sie sind alle spitz und scharfkantig.

Die Katze verlangt nach Fleisch

Von der Struktur ist bei der Katze der Magen eher klein und der Darm sehr kurz. Das bedeutet, dass Nahrung in kürzester Zeit verarbeitet wird. Infolgedessen muss die Nahrung also in konzentrierter und hochwertiger Form vorliegen, damit diese während der kurzen Passage durch Magen und Darm richtig verwertet werden kann. Damit ist das ganze biologische System der Katze auf eine hochwertige Eiweißzufuhr ausgelegt. Diese Eiweiße findet sie in der Regel in ihren Beutetieren. Daneben verfügen Katzen über einen ausgeprägten Geruchssinn, der ihnen sagt, ob das angebotene Futter ihren Anspruch befriedigen wird. Es gehört also schon eine gehörige Portion von Manipulation dazu, aus dem Sofalöwen einen Vegetarier, oder noch schlimmer: einen Veganer zu machen.

Kann eine Weltanschauung Katzen aufgezwungen werden?

Der Wunsch nach vegetarischer oder veganer Ernährung soll der jeweiligen Person subjektiv die bestmögliche Ernährung bieten. Daher kommt es nicht von ungefähr, wenn einige Menschen ihrem Stubentiger diese als gesund empfundene Form der Ernährung auch auferlegen möchten. Man könnte aber auch sagen, dass damit der Katze eine Ernährung aufgezwungen wird, die ihr so gar nicht liegt. Es ist generell gut, einen ethischen Anspruch an das eigene Leben zu stellen. Ob man diese Lebenseinstellung allerdings auf andere Menschen übertragen oder Haustieren aufzwingen muss, bleibt höchst fraglich. Macht es daher Sinn, aus einem reinen Fleischfresser einen Vegetarier zu machen?

Die Futterqualität spielt bei der Ernährung eine große Rolle

Eine naturbelassene Mahlzeit aus Tofu, Algenextrakten, Kartoffeln und Erbsen wird sicherlich bei der Katze nur eine sehr geringe Akzeptanz hervorrufen. Freiwillig wird sich der kleine Vierbeiner kaum für diese Alternative entscheiden. Es ist natürlich sinnvoll, sich über die Zusammensetzung von Katzenfutter zu informieren, denn nicht jedes Produkt ist wirklich gut. Die Kritik an für den menschlichen Verzehr nicht geeigneten Fleischabfällen als Katzenfutter ist zwar gut, muss aber nicht zwangsläufig dazu führen, dass die Katze zum Veganer umgeschult wird. Vielmehr kann jeder Katzenfreund auf dem Mittelweg versuchen, das Beste für seinen Liebling herauszuholen. Eine Möglichkeit ist, der Katze Fleisch anzubieten, das aus kontrollierter Tierhaltung besteht. Diese Rationen können roh oder in zubereiteter Form der Katze serviert werden. Das ist vom Geschmack der Katze abhängig. Ratsam ist aber, bei selbst zubereiteten Futtermitteln den Tierarzt mit ins Boot zu holen, damit die richtige Zusammensetzung von Nährstoffen dabei nicht unter den Tisch fällt.

Veganes Kaninchen statt fleischfressender Hauskatze?

Wer weltanschaulich der Meinung ist, dass die vegane Ernährung der einzig richtige Weg ist, dem sei gesagt, dass die Katze in diesem Fall zu einem ethischen Problem werden kann. Die Katze ist und bleibt ein Fleischfresser. Bei vegetarischer oder veganer Ernährung kommt es zwangsläufig zu Mangelerscheinungen, weil Katzen darauf nicht eingestellt sind. Die Gesundheit kann damit auf dem Spiel stehen. Wer auf gar keinen Fall diese ethischen Grundsätze in seinem häuslichen Umfeld über Bord werfen möchte, dem sei geraten, sich auf Kaninchen oder Hasen zu spezialisieren. Die leben mit dem Grünzeug sehr gesund, so lange sie nicht mit allerlei Gesundfutter überfüttert werden. Natürliche und angepasste Nahrung ist auch hier die beste Wahl.

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