Die Ankaufsuntersuchung - das A und O für erfolgreichen Pferdekauf

Publiziert am Freitag, 9. März 2018 von Manfred Weiblen
Tierärztin nimmt die Ankaufuntersuchung vor

In den letzten Jahren ist der Online Pferdemarkt stetig gewachsen und heute ist es üblich, dass die Interessenten den Verkäufer eines Pferdes über das Internet kontaktieren. Haben Sie ein Pferd besichtigt, Probe geritten und sind davon immer noch begeistert und erwägen einen Kauf? Dann sollten Sie, und im Allgemeinen alle Käufer, eine Ankaufsuntersuchung anfordern.

Kaufuntersuchung: gut investiert oder heraus geschmissenes Geld?

Viele Käufer überdenken oft, ob eine AKU überhaupt notwendig sind. Im Allgemeinen sollten Sie bedenken, dass Sie den Verkäufer oft nur flüchtig kennen und es besteht immer ein kleines Risiko, dass das Pferd in Wahrheit krank ist und für den Einsatz beispielsweise als Turnierpferd nicht geeignet ist. Insbesondere bei vielversprechenden Sport- oder Zuchtpferde sollten Sie es in jedem Fall vor dem Pferdekauf durchchecken lassen. Schließlich gehen die Diagnosen über Lahmheiten hinaus, so können auch Atemwegserkrankungen oder weitere viel gravierendere Krankheiten diagnostiziert werden.

Außerdem sichern sich auch die Verkäufer mit einer Untersuchung vor dem Kauf ab. Manchmal wollen Käufer das Tier bei einer Erkrankung zurückgeben, da es diese bereits vor dem Kauf gehabt habe. Mit einer Kaufuntersuchung wird eindeutig festgehalten, welche Befunde vor dem Pferdekauf vorliegen und welche nicht.

Was ist eine AKU?

Bei dieser Untersuchung, auch AKU oder TÜV genannt, wird das Pferd von einem Tierarzt nach einem bestimmten Ablauf untersucht. Auch für den Verkäufer ist eine solche Kaufuntersuchung sehr relevant, da er somit den tatsächlichen Wert seines Tieres feststellen. Die Schritte der Untersuchung werden vom Veterinär genauestens dokumentiert, worin sowohl feste Angaben angekreuzt werden und näher Erläuterungen zu den Diagnosen Platz finden.

Wie läuft eine AKU ab?

Pferdehufe werden untersucht

Zu Beginn beurteilt der Tierarzt den Allgemeinzustand des Pferdes, dazu gehört:

  • Futter- und Pflegezustand
  • Augen, Schleimhäute und Zähne
  • Temperatur, Puls, Atemfrequenz
  • Test des Nervensystems, Untersuchung des Kotes

Im zweiten Teil der Ankaufsuntersuchung untersucht der Tierarzt mithilfe von Beugeproben den Bewegungsapparat des Pferdes. Zunächst tastet er die Gliedmaßen, Rücken sowie Bauch- und Brustregion ab und begutachtet die Bewegungen im Schritt und im Trab, ob eine Lahmheit vorliegt. Wenn weiterhin kein Befund besteht, führt der Tierarzt die Beuge- oder Provokationsproben durch. Mit einer direkten Manipulation mit unmittelbarer Bewegung lassen sich auch hier Befunde erkennen, wenn das Pferd nicht lahmfrei bleibt.

Reicht eine kleine Ankaufsuntersuchung oder soll ich mein Pferd auch röntgen lassen?

Wenn der Auftraggeber dies wünscht, kann der Veterinär auch eine große Ankaufsuntersuchung durchführen. Hierbei werden neben den vorher erwähnten Untersuchungen zusätzlich röntgenologische Aufnahmen gemacht. Insgesamt macht der Tierarzt bis zu 18 Röntgenbilder von den Hufen, Fessel- und Sprunggelenken. Somit sind sowohl der Verkäufer als auch der Käufer auf der sicheren Seite, dass das Pferd keine Schäden an Sehnen oder Knochen hat. Je nachdem, ob der Käufer das Tier komplett untersuchen lassen möchte, können ebenfalls weitere Röntgenuntersuchungen, aber auch Blutuntersuchung, endoskopische Untersuchung oder Ultraschall angeordnet werden. Dann sind die Weichen für ein langes, gesundes Pferdeleben gestellt. Der Röntgenbefund ist nicht in den Leistungen einer Ankaufsuntersuchung enthalten und müssen separat bezahlt werden.

Adieu Röntgenklassen – seit 2018 gibt es einen neuen Röntgenleitfaden

Bis 2017 wurden die Röntgenbilder mit der Ankaufsuntersuchung in Röntgenklassen eingestuft, die die verschiedenen Diagnosen auf den Bildern gliederten. Mit dem Röntgenleitfaden wollte man eine neutrale sowie einheitliche Bewertung gewährleisten. Die Klassen, in denen Tierärzte die Bilder einordnen, reichen von Klasse I bis Klasse IV. Ähnlich wie Schulnoten, war die Bewertung der Klasse I der Idealzustand und ohne Befunde. Klasse II sind Ergebnisse, die minimal vom Idealzustand abweichen, Klasse III beinhaltet Diagnosen, die ein Risiko von 5% bis 20% haben später zu einem klinischen Problem zu führen. Mit Klasse IV sind Ergebnisse gemeint, die erheblich von dem Normzustand abweichen.

Es gab an dem System des Röntgenleitfadens immer wieder Kritik, da kleinere Befunde nicht richtig eingeschätzt wurden und nur mäßigen Aufschluss über den Gesundheitszustand des Tieres gaben. Deswegen wird ab 2018 in einem großen TÜV die Pferde nicht mehr in Klassen gegliedert, insbesondere dann nicht, wenn keine relevanten klinischen Erscheinungen auf den Bildern zu erkennen sind. Bei signifikanten Befunden muss der Tierarzt diese eindeutig anhand des aktuellen Röntgenleitfaden bezeichnen. Damit geht einher, dass Tierärzte die Befunde nicht mehr einfach benoten, sondern beschreiben. Mit der neuen Vorgehensweise können Pferde anhand des TÜVs nicht abgewertet werden und die tierärztliche Untersuchung wird ein höherer Stellenwert als den zusätzlichen Röntgenaufnahmen. Die Untersuchung eines gesunden Pferdes wird dann lediglich mit „ohne Befund“ gekennzeichnet.

Was kostet eine Ankaufsuntersuchung?

Die Kosten für eine Ankaufsuntersuchung sind davon abhängig, ob lediglich die mit dem kleineren Umfang gewünscht ist oder ob zusätzlich röntgenologische Aufnahmen angefertigt werden sollen. Die kleine AKU beläuft sich auf rund 200 Euro, wohingegen eine große AKU inklusive Röntgen zwischen 500 und 1500 Euro kostet.

Wir raten Ihnen, wenn Sie gerade auf der Suche nach einem neuen Vierbeiner sind, beim Verkäufer immer nach einer vorliegenden AKU zu fragen oder ob die Möglichkeit besteht, vor Ort eine abnehmen zu lassen. Natürlich spielt die Aktualität der Untersuchung eine wichtige Rolle – lassen Sie lediglich eine Dokumentation anhand des Röntgenleitfadens aus 2018 zu!

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