Wie können Sie bei Ihrem Pferd eine Winter-Depression vermeiden?

Publiziert am Sonntag, 27. Mai 2018 von Manfred Weiblen
Pferd steht im Winter am Zaun

Momentan sind die Tage reichlich trist. Mal ist es verregnet, aber auch ohne Regen kommt die Sonne kaum heraus. Bei diesem Wetter vor die Tür zu gehen – nur schwer vorstellbar.

Mit dem Bedürfnis, sich drinnen im Warmen zu verschanzen, fällt auch so mancher Ausritt mit dem Pferd flach. Also bleibt das Pferd im Stall. Dort ist es ja auch warm und die Versorgung ist auch gewährleistet. Ihr Pferd wird das wahrscheinlich aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Langeweile und Lustlosigkeit werden sich breitmachen.

Kein Tageslicht – undenkbar für Pferde

Steht das Pferd in den kalten Wintertagen im Stall und der Halter verkriecht sich wegen der Kälte nur zwei, drei Tage zu Hause, wird es für das Pferd sehr eintönig. Morgens Licht an, zwischendurch Licht aus und abends noch mal Licht an, Licht aus. In den Stall gelangt oft kaum ausreichend Tageslicht, dadurch wird das Pferd irgendwann antriebslos, wenn es nicht durch Ausritte oder Weidegänge abgelenkt oder beschäftigt wird. Bei uns Menschen ist es ja ähnlich: Momentan gehen wir weniger nach draußen, weil uns nach Feierabend einfach wegen der einsetzenden Dunkelheit nicht mehr danach ist. Erst wenn die Tage wieder etwas länger werden, halten wir wieder regelmäßiger im Freien auf. Das wird aber noch ein bisschen dauern. Wir haben ja gerade erst einmal Januar. Für Pferde bedeutet das künstliche Licht also auch, dass es in eine Winterdepression verfallen kann.

Wie wirkt sich fehlendes Tageslicht auf das Wohl Ihres Pferdes aus?

Pferde sind von ihrem Wesen her Steppentiere, die sich Tag und Nacht draußen aufhalten. Dementsprechend sind sie Tageslicht gewöhnt, ebenso Kälte und Hitze. Die UV-Strahlung durch die Sonne, die auch im Winter ab und an mal scheint, ist wichtig für die Stärkung des Organismus, Stoffwechsels und des Immunsystems. Dadurch wird Vitamin D gebildet, das wiederum für den Sauerstofftransport und die Leistungen der Muskeln notwendig ist. Fehlt also das Tageslicht, wirkt das Pferd müde und antriebslos. Dadurch, dass im Stall permanent künstliches Licht ein- und ausgeschaltet wird, verlieren Pferde zudem ihren natürlichen Rhythmus, der sich am Tageslicht orientiert. Schlafphasen, Wachphasen und auch die Fütterung werden damit vollständig von Menschenhand gesteuert. Durch den UV-Lichtmangel wird vermehrt der Wirkstoff Melatonin produziert, der die Antriebslosigkeit unterstützt.

Woran erkennen Sie erste Anzeichen einer Winterdepression?

Um diese Anzeichen zu erkennen, müssen Sie regelmäßig nach Ihrem Pferd schauen. Der Stallbetreiber, bei dem Sie Ihr Pferd untergebracht haben, wird nicht die Zeit haben, jedes einzelne Pferd im Auge zu behalten und Veränderungen wahrzunehmen. Das liegt in Ihrer Verantwortung. Also, egal wie das Wetter ist: Ab zum Stall und nach dem Pferd schauen. Unterschätzen Sie nicht die depressiven Stimmungen wegen des Lichtmangels. Ihr Pferd verfällt unter Umständen sogar in einen apathischen Zustand, es lässt den Kopf hängen, wirkt teilnahmslos und auch verängstigt. Der Vitamin-D-Mangel führt dazu, dass Knochen und Zähne an Stärke verlieren.

Offenstallhaltung gegen die Winterdepression

Wir haben es schon in einem der vorherigen Beiträge geschrieben: Pferde gehören auch im Winter nach draußen. Natürlich nicht bei extremsten Minusgraden – aber Temperaturen von bis zu minus 15 Grad sind für Ihr Pferd ohne weiteres verkraftbar. Die Regulierung der Körpertemperatur erfolgt über die Hautoberfläche, daher ist es auch wichtig, dass Pferde im Winter nicht mit Decken behangen werden. Sonst wird die biologische Heizung aus dem Gleichgewicht gebracht und das Pferd fängt tatsächlich an unbedeckten Stellen an zu frieren.

Viel wichtiger ist aber, dass bei einer Offenstallhaltung immer ausreichend Tageslicht – natürlich je nach Witterung – vorhanden ist. Sicher, Nebel oder Regen empfinden wir als ungemütlich, für Ihr Pferd ist es aber bedeutungslos. Pferde bauchen keine Heizung und müssen sich nicht in einem warmen Stall verkriechen. Im Gegenteil: Ein paar Stunden Bewegung draußen auf dem Paddock oder der Weide am Offenstall führen dazu, dass ausreichend Bewegung gegeben ist und UV-Strahlung getankt werden kann. Das ist auch bei bedecktem Himmel der Fall. Die Vitamin-D-Produktion wird angekurbelt und dem Pferd geht es gut. Das sollte eigentlich genug Antrieb für uns sein, uns ebenfalls nach draußen zu begeben – egal, ob es windig ist oder regnet. Aufwärmen können wir uns ja immer noch, aber frische Luft und Tageslicht haben trotz widriger Witterungseinflüsse noch keinem geschadet. Das mindert nebenbei auch noch unser Erkältungsrisiko, denn dieses ist warmen und schlecht belüfteten Räumen deutlich höher als draußen.

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