Haustiere im Wandel der Zeit - waren wir früher Tierquäler?

Pärchen sitzt mit dem Hund auf der Wiese

Ein schöner Tag in der Hundeschule: Gerade hat Luna, die Hundedame ihre sechste Hundeprüfung mit der Note „sehr gut“ bestanden. Ihre Besitzerin ist stolz auf ihre Hündin. Daher ist sie mit regelmäßig unterwegs, um an Kursen für Hunde teilzunehmen. Zuletzt stand Agility auf dem Programm. Luna zeigte, wie gut sie durch Reifen springen, über Barren balancieren und durch Tunnel rennen kann. Zuhause gibt es für Luna ausgesuchtes Essen. Kein Fertigfutter, sondern selbst angerichtete Fleischgerichte, ein bisschen Gemüse, garniert mit Kräutern. Ähnlich wie Luna geht es vielen Hunden in Deutschland. Sie werden gehegt und gepflegt, sie sind eben vollwertiger Bestandteil einer Familie.

Das Hundeleben hat ein Ende

Luna führt kein Hundeleben im wahrsten Sinne des Wortes. Sie bekommt jeden Tag Beschäftigung, hervorragendes Essen und viel Zuneigung. Ihre Vorfahren noch vor Jahrzehnten fristeten da eher ein anderes Dasein. Wie auch andere Haustiere. Der Hund war für das Bewachen von Haus und Hof zuständig. Nachts bleib er draußen in seiner Hundehütte – bei Wind und Wetter. Ebenso die Katze, die für die Mäusejagd zuständig war. Heute wird ein Großteil der Stubentiger als Wohnungskatze gehalten. Sie kennen teilweise keine Mäuse mehr. Ach ja, die heute bei Kinder so beliebten Kaninchen und Hasen waren noch vor einiger Zeit einfach nur Fleischlieferanten. Der Wandel kam in den 1980er Jahren mit dem Tierschutzgesetz. Hier wurde festgelegt, dass Tiere Mitgeschöpfe des Menschen sind. Sie gelten zivilrechtlich auch nicht mehr als Sache und zuletzt wurde im Jahr 2002 der Tierschutz als Verfassungsziel ins Grundgesetz aufgenommen.

Luna ist nicht einfach nur eine Hündin

Vor drei Jahren, als ihre Besitzern Luna aus dem Tierheim holte, steckte da ein anderer Gedanke hinter. Ihr Frauchen war alleinstehend, ohne Job und Perspektive. Da sollte ein Hund Abwechslung in den Alltag bringen und für eine neue Aufgabe sorgen. Seitdem ist Luna mit ihrem Frauchen ständig unterwegs. Hundesport, Veranstaltungen und natürlich das regelmäßige Gassi gehen. Forscher kennen das Phänomen uns bestätigen: Haustiere, vor allem Hunde, bringen Lebensfreude und Abwechslung in den Alltag. Das kann vor allem älteren Menschen gut tun. Vor allem Hunde brauchen eine Bezugsperson, ihnen fällt es schwer, allein zu bleiben.

Aus heutiger Sicht waren früher Tierhalter schon fast Tierquäler

Das mag vielleicht überspitzt klingen, aber im Vergleich zur heutigen Zeit muss das schon fast so anmuten. Schließlich haben sich vor 40 Jahren nur die wenigsten Hundehalter Gedanken über solche Dinge wie Hundesport oder eine ausgewogene Ernährung gemacht. Gassi gehen, Futter aus dem Sack oder der Dose und fertig. Regelmäßige Tierarztbesuche zum Entwurmen oder Impfen? Kaum denkbar vor 40 Jahren. Heute gibt es Internet unzählige Foren, die sich mit der Haltung von Haustieren beschäftigen. Viele Buchhandlungen haben regalweise Buchtitel zum Thema Tierhaltung vorrätig. Hundeschulen sprießen wie Pilze aus dem Boden. Allein in den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl fast verdreifacht. Mittlerweile gibt es mehr als 2.000 private Hundeschulen. Das ist aber letztendlich auch der Entwicklung in der Gesetzgebung geschuldet. Immer mehr Bundesländer verlangen, dass Hunde ausgebildet werden, damit sie keine Gefahrenquelle in der Öffentlichkeit darstellen.

Problematischer Wandel in der Zucht von Hunden

Da Hunde vielfach als Familienmitglied behandelt werden, müssen sie auch dementsprechend aussehen. Teilweise nimmt das schon groteske Züge an. Hunde und Katzen sollen wie süße Kinder aussehen, das schlägt sich natürlich auch in der Zucht wieder. Kleinsthunde in jeder Form, Möpse und kleine Bulldoggen stehen hoch im Kurs. Diese sind jahrelang in bestimmte Richtungen gezüchtet worden und werden nun zum gesundheitlichen Problemfall. Vor allem die vermeintlich süßen Hunde mit den kurzen Nasen bekommen arge Probleme mit der Atmung und vor allem bei Hitze, da sie sich lediglich über die Atemwege Kühlung verschaffen können. Französische Bulldoggen und Möpse sind mittlerweile so kopflastig entwickelt, dass sie vornerüber kippen oder bei Hitze kollabieren. Zuviel Tierliebe kann schon erdrückend und für das Tier zur Qual werden. Ist es da nicht besser, sich ein wenig auf die vergangenen Zeiten zu besinnen und nicht Gott zu spielen, was die Züchtung von Hunden angeht? Positiv bleibt in jedem Fall das gestärkte Bewusstsein für Haustiere. Sie sollen nicht leiden und die meisten Tierhalter wissen – Schläge tun einem Tier nicht gut. Allerdings sollte der Besuch von Hundeschulen oder anderen Veranstaltungen in Maßen erfolgen. Mancher Hund ist nicht in der Lage, das Geforderte umzusetzen und dann wird es stressig für Herrchen oder Frauchen. Ähnlich, als wenn das Kind in der Schule seine Leistungen nicht bringt. Bei Haustieren liegt aber kein Zwang dahinter, was spricht also dagegen, das Tier einfach Tier sein zu lassen? Das ändert ja letztendlich nichts an der Zuneigung.

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