Welpenhandel - miese Geschäfte und kranke Hunde

Publiziert am Donnerstag, 26. Februar 2015 von Manfred Weiblen

Der Welpenhandel – illegal und unseriös – nimmt in Deutschland kein Ende. Tagtäglich werden süße Hundewelpen zu Wühltischpreisen verkauft und die neuen Eigentümer wundern sich nach ein paar Wochen über den schlechten Gesundheitszustand, obwohl die Papiere doch in Ordnung waren. Damit kommt zu dem horrenden Anschaffungspreis auch noch die eine oder andere Tierarztrechnung hinzu, die nicht ins Budget passt. Die Folge: Unseriöse Züchter nehmen die Welpen nicht zurück und der kleine Vierbeiner landet schlimmstenfalls im Tierheim. Bei der gleichzeitigen Flut von Hunden aus Südeuropa werden sie wohl dort ein längeres Dasein fristen.

Typischer Fall – Hundekauf vor Weihnachten und dann die böse Überraschung

Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) berichtet von einem Fall, der sich in dieser Form wahrscheinlich hundertfach abgespielt hat. Kurz vor Weihnachten hat eine Frau einen süßen Labrador-Welpen in den Kleinanzeigen von Ebay entdeckt. Die Verkäuferin wollte das Tier, dass sie selber für rund 1.000 Euro gekauft hatte, nun für 600 Euro abgeben. Die Papiere waren zwar in Ordnung, doch später stellte sich durch einen Züchter heraus, dass die Verkäuferin den kleinen Hund selber für etwas mehr als 400 Euro gekauft hatte und nun gewinnbringend weiter veräußerte. Ein mieser Handel, aber leider auch nicht juristisch angreifbar. Durch Angebot und Nachfrage kann der Verkaufspreis gesteuert werden. Allerdings ist zweifelhaft, dass ein Wechsel von einer zur anderen Familie innerhalb kurzer Zeit zur Sozialisierung des Welpen beiträgt.

Mittlerweile schätzen Forscher der Universität Göttingen die Umsätze rund um den Handel von Haustieren auf über neun Milliarden Euro jährlich. Kein Wunder, wenn da krumme Geschäfte getrieben werden. Profit ziehen wollen dabei vor allem Tierhändler aus Osteuropa, die Hundewelpen quasi auf dem Wühltisch anbieten. Oftmals geht ein solcher Verkauf auf Autobahnraststätten über die Bühne, die Papiere sind nicht das Geld wert, auf dem sie gedruckt sind. Wenn Sie Interesse an einem Hundewelpen haben, dann lassen Sie sich von einem Züchter das Muttertier zeigen. So können Sie zumindest schon einmal feststellen, ob der Welpe, den Sie erwerben wollen noch aus „erster Hand“ ist. Kaufen Sie Ihren Welpen dann auch direkt beim Züchter und nicht auf irgendeinem Parkplatz an der Autobahn. Sie können getrost damit rechnen, dass der Hund, den Sie erwerben, krank ist.

Zweifelhaft kann es vor allem dann sein, wenn ein Züchter mehrere Hunderassen anbietet. Für gewöhnlich ist schon die Zucht mit einer Hunderasse sehr zeit- und kostenintensiv. Da wäre es verwunderlich, wenn der Züchter gleich mehrere Hündinnen zur Zucht hält und dabei auch noch die Welpen einwandfrei medizinisch versorgen lässt. Nebenbei, der Kaufpreis bei einem Welpen sollte Sie stutzig werden lassen, wenn dieser verdächtig niedrig ausfällt. Für weniger als 300 Euro, 400 Euro lässt sich ein Welpe kaum kostendeckend vermitteln. Schließlich fallen in den ersten acht Lebenswochen eine Reihe von Tierarztbesuchen an, um Impfungen und Untersuchungen durchzuführen. Darüber hinaus wird der klein Tapser auch noch gechipt. Nebenbei, Bei Ebay Kleinanzeigen erfolgt mittlerweile ein Warnhinweis, wenn Sie ein allzu günstiges Angebot zum Kauf eines Welpen anklicken.

Ein weiterer Hundekauf endete tödlich für den Vierbeiner

Ebenfalls typisch beim Kauf von Hunden: Eine junge Frau aus dem Ruhrgebiet wurde auf eine Chihuahua-Welpen aufmerksam. Dieser wurde im Internet zum Verkauf angeboten. Die Verkäuferin aus Bulgarien tauschte mit der Interessentin Fotos aus. Auf einmal klingelte das Telefon und morgens um vier Uhr sollte der Hund vorbeigebracht werden. Selbst dabei wurde die Käuferin nicht misstrauisch. Die Händler waren in Eile, kassierten das Geld und machten sich auf, um die anderen Hunde in anderen Ruhrgebietsstädten zu verkaufen. Bei der tierärztlichen Untersuchung stellte sich heraus, dass der Hund viel zu früh geimpft wurde. Die Folge: Eine Erkrankung an Parvovirose und Staupe führte dazu, dass der kleine Hund schon drei Tage später durch den Tierarzt eingeschläfert werden musste.

Misstrauen hätte die Käuferin von ihren Kaufabsichten abhalten müssen. Chihuahua-Welpen sind in Deutschland unter normalen Zuchtbedingungen bei besten Willen nicht für 400 Euro zu bekommen. Darüber hinaus werden Welpen für gewöhnlich ab der 16. Lebenswoche geimpft, doch dann sind sie nicht mehr so niedlich und lassen sich nicht auf die Schnelle verkaufen. Für die Einfuhr nach Deutschland muss aber ein Impfnachweis vorliegen. Die Folge: Illegale Züchter aus Osteuropa impfen die jungen Tiere viel zu früh.

Unwürdige Zustände in der Zucht in Osteuropa

Hunde können überall gezüchtet werden. Dafür reichen Garagen, Ställe und Schuppen aus. Oftmals erblicken die Muttertiere kaum das Tageslicht und sind dauerhaft angekettet. Sind sie für die Zucht nicht mehr zu gebrauchen, werden sie regelrecht entsorgt. Den Welpen geht es nicht besser. Von der Geburt an bis zum Tarnsport sind sie im Dunkeln eingepfercht. Dann erfolgt der Transport im Kofferraum oder auf der Ladefläche quer durch Europa. Vielfach haben Polizisten schon Transporter aufgegriffen, in denen zehn, zwanzig Welpen auf engsten Raum eingesperrt waren. Das Problem: Der Zoll kann im Binnenhandel Europas hier wenig ausrichten. Die erwischten Händler bekommen lediglich eine Anzeige wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und die Hunde werden beschlagnahmt. Das ein angeblich gesunder Hund schon wenige Tage später beim Tierarzt eingeschläfert werden muss, ist ein Fall von Betrug. Aber schon unmittelbar nach dem Kauf ist der Händler nicht mehr erreichbar. Er hat wahrscheinlich schon ein anderes Prepaid-Handy. Für die Polizei also auch kaum die Chance, überhaupt die Ermittlungen wegen Betruges in irgendeine Richtung aufzunehmen.

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