Dreißig Meter Darm – was tut sich im Inneren des Pferdes?

Publiziert am Dienstag, 29. Mai 2018 von Manfred Weiblen
Pferd frisst Heu

Der Darm des Pferdes ist eines der wichtigsten Organe. Hier sind Billionen von kleinsten Lebewesen aktiv, die in ihren verschiedensten Formen die Darmflora gestalten.

Diese Winzlinge sind überlebenswichtig, denn sie tragen eine wichtige Funktion bei der Verwertung von Futter und bauen ein intaktes Immunsystem auf. Wenn die Darmflora im Gleichgewicht ist, geht es dem Pferd gut. Gerät die Darmflora hingegen außer Takt, so kann das unter Umständen lebensbedrohliche Folgen haben.

Ab welchem Alter entwickelt sich beim Pferd die Darmflora?

Bei Fohlen setzt die Entwicklung der Darmflora unmittelbar bei der Geburt ein. Es bilden sich unzählige Einzeller, Pilze und Bakterien. Die Darmbewohner zerlegen im Dünndarm die im Futter enthaltenen Eiweiße, Kohlenhydrate und Fettsäuren sowie den Zucker. Der Futterbrei benötigt ungefähr 20 Zentimeter pro Minute, nach einer Stunde ist das Futter durch. Damit hat der Dünndarm eine Länge von ungefähr zehn bis zwölf Metern. Kommt die Nahrung im Dickdarm an, so dauert es hier deutlich länger, bis alles verwertet ist. Die hier enthaltenen Bakterien zerlegen die Futterreste in komplexe Kohlenhydrate. Dadurch setzt die Darmflora gleichzeitig Mineralien, Vitamine und Spurenelemente frei.

Welchen Immunschutz bildet die Darmflora?

Im Darm verhindern die guten Keime, dass die bösen Keime in die Blutbahn geraten oder sich an der Darmwand festsetzen. Diese guten Keime bilden gleichzeitig Stoffwechselprodukte, die auf andere Keime eine toxische Wirkung haben. Dadurch halten sie schädliche Bakterien in Schach und sorgen für eine ausgewogene Darmflora. Diese ist auch wichtig für eine Stärkung des Abwehrsystems und zur Vorbeugung gegen Allergien.

Kann falsches Futter den Darm aus dem Tritt bringen?

Leider ja, und das sogar ziemlich schnell. Zuviel frisches Gras, Kraftfutter oder auch Heu, das mit Schimmelpilzen belastet ist, tragen dazu bei, dass die Darmflora sehr schnell aus dem Gleichgewicht gerät. Ein häufiger Fehler: Pferdefreunde überschätzen den Energiebedarf ihres Tieres und verfüttern sehr viel Kraftfutter. Passieren größere Mengen an Stärke den Dünndarm, ohne dass eine Verwertung stattfinden, landet diese im Dickdarm. Dort kommt es zur Bildung von Bakterien, die Milchsäuren und Fettsäuren bilden. Der pH-Wert innerhalb des Dickdarmes sinkt, die verdauenden Bakterien sterben ab und Giftstoffe gelangen über die Darmwand in den Organismus. Im schlimmsten Fall lösen diese schädlichen Bakterien die Hufrehe aus.

Infektionsrisiko durch geschädigte Darmflora steigt

Kommt es im Darm zu einer Übersäuerung, so sind Durchfall, Koliken, Kotwasser und übermäßige Blähungen deutliche Anzeichen dafür. Dieses Ungleichgewicht im Darm des Pferdes führt dazu, dass die inneren Immunsysteme nicht mehr voll funktionieren. Krankheitserreger gelangen in den Organismus, ein schlechter Allgemeinzustand ist die Folge, ebenso Allergien und auch Atemwegsinfektionen.

Wie können Sie die Darmflora Ihres Pferdes wieder ins Gleichgewicht bringen?

Als erstes Ziel gilt: Ruhe in den Darm bringen. Dazu müssen Sie bei der Fütterung Kraftfutter außen vor lassen. Ebenso Möhren, Äpfel oder anderes Gemüse und Obst. Ihr Pferd soll jetzt Heu fressen – so viel es will. Dazu gibt es Ergänzungsfutter, bestehend aus Prebiotika. Sie enthalten die wichtigen Dickdarmbakterien. Probiotika hingegen ist eine Art Lebendhefe, die die Bildung von milchsäurenutzenden Bakterien fördert und damit den pH-Wert stabilisiert.

Wie füttern Sie Ihr Pferd optimal?

Pferde müssen schon fast ununterbrochen fressen. Wenn der Magen nichts zu tun hat, sprudelt die Magensäure dennoch ohne Unterlass weiter und kann quasi den Magen auffressen. Daher sind kleine Futtermengen, regelmäßig über den Tag verteilt, am sinnvollsten. Pferde benötigen ungefähr anderthalb Kilogramm Heu je 100 Kilogramm Gewicht. Das Heu können Sie am besten über ein Netz verabreichen: Damit frisst Ihr Pferd nicht zu viel auf einmal und das Heu verteilt sich dadurch besser über den Tag. Dazu gilt: Halten Sie die Menge des verabreichten Kraftfutters immer im Auge. Eine Menge von 300 Gramm je 100 Kilogramm Gewicht des Pferdes sind völlig ausreichend. Achten Sie auch hier darauf, dass Ihr Pferd das Kraftfutter in kleine Mengen über den Tag verteilt aufnimmt. Allein die Verteilung auf drei Portionen am Tag hat schon eine positive Auswirkung auf die Darmflora. Im Übrigen sind gesunde Zähne wichtig, damit Ihr Pferd die Nahrung ausreichend kaut und der Darm diese dadurch besser verarbeiten kann.

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