Wurmkur bei Pferden

Publiziert am Freitag, 29. Oktober 2021 von Manfred Weiblen
Pferdemist

In vielen Ställen kommt es vor, dass Pferde regelmäßig entwurmt werden, ohne zu prüfen, ob das Pferd Würmer hat. Dieses Vorgehen ist eine zweifelhafte Prophylaxe, da mit dieser Form der Wurmkur bei Pferden schnell das Gegenteil erreicht werden kann.

Zwei Szenarien können damit ausgelöst werden: Entweder schluckt Ihr Pferd Medikamente, obwohl es keine benötigt, oder es schluckt die Medizin und die Würmer bleiben. Welche Form der Entwurmung ist nun besser?

Vorurteile gegen die selektive Wurmkur bei Pferden

Die regelmäßige Wurmkur wird in vielen Pferdeställen noch durchgeführt. Das geschieht aus Routine und zur Prävention, da Pferde immer einen gewissen Anteil von Würmern im Körper haben. Ob diese allerdings von der Anzahl her gesundheitsgefährdend sind, steht auf einem anderen Blatt. Daher gibt es gegen die selektive Wurmkur bei Pferden noch viele Vorbehalte:

  • Die selektive Wurmkur ist zu aufwendig.
  • Vier Wurmkuren im Jahr reichen völlig aus.
  • Alle Stallpferde müssen gleichermaßen entwurmt werden.
  • Der Kostenaufwand ist zu hoch.
  • Die Aufnahme von Kotproben ist umständlich.
  • Der Wurmbefall eines Pferdes macht eine Entwurmung im gesamten Stall notwendig.

Die Folgen der prophylaktischen Entwurmung

Pferde, die mehrmals im Jahr prophylaktisch entwurmt werden, müssen danach nicht zwangsläufig wurmfrei sein. Bei der Entwurmung werden vier verschiedene Wirkstoffe eingesetzt. Bekommt das Pferd diese regelmäßig verabreicht, so entwickeln Würmer langsam, aber sicher dagegen eine Resistenz und überleben die Medikamentenattacke unbeschadet. Der Effekt der Entwurmung verpufft. Deshalb tendieren Experten dazu, Pferde selektiv zu entwurmen - wenn tatsächlich der Bedarf vorhanden ist.

Forscher haben herausgefunden, dass in den Ställen ein Großteil der Pferde überhaupt nicht so stark von Würmern befallen sind, dass eine gesundheitliche Beeinträchtigung vorliegt. Lediglich 20 bis 30 Prozent aller untersuchten Pferde über einen Zeitraum von fünf Jahren haben einen Wurmbefall aufgewiesen, der eine gesundheitliche Beeinträchtigung dargestellt hat. Warum dann nicht die selektive Wurmkur bei Pferden anwenden, da bei einem Großteil der Tiere kein gesundheitliches Risiko vorliegt.

Der Sinn der selektiven Entwurmung

Ob Ihr Pferd an Würmern leidet, stellen Sie anhand von Kotproben fest. Diese schicken Sie an ein veterinärmedizinisches Parasitenlabor. Hier können die Mediziner ermitteln, ob Ihr Pferd tatsächlich Würmer hat und in welcher Form der Wurmbefall vorliegt. Häufig sind es Spulwürmer oder Bandwürmer. Durch bestimmte Analyseverfahren zeigt sich, wie viele Wurmeier sich in der Probe befinden. Sind darin beispielsweise mehr als 200 Eier des Bandwurmes pro Gramm Pferdekot enthalten, so muss eine gezielte Behandlung erfolgen. Bei Spulwürmern beginnt die Notwendigkeit zur Entwurmung bei einem Ei pro Gramm Pferdekot. Jetzt können Sie Ihr Pferd gezielt mit einem Wirkstoff behandeln, der auf die vorgefundene Form des Wurmbefalls ausgerichtet ist.

Kontrolle nach der ersten Entwurmung

Ungefähr zwei Wochen nach der ersten Entwurmung nehmen Sie erneut eine Probe vom Kot des Pferdes und schicken diese an das betreffende Labor. Durch einen Eizahlreduktionstest können die Mediziner ermitteln, ob die Entwurmung erfolgreich war. Haben jetzt noch Würmer überlebt, muss mit einem anderen Wirkstoff eine Nachbehandlung erfolgen.

Die Wurmkur bei Pferden: In welcher Folge sollen die Kontrollen erfolgen?

Im ersten Jahr nach der begonnenen Entwurmung entnehmen Sie vier Kotproben. Wenn die Analyse ergibt, dass Ihr Pferd jeweils unter dem entsprechenden Schwellenwert der festgestellten Würmer liegt, reichen in den Folgejahren zwei Kontrollen des Kots jährlich aus. Wichtig ist vor allem der Zustand der Weide und der anderen Pferde darauf. Wenn die Weide ein- bis zweimal pro Woche abgemistet wird, können Wurmpopulationen gut eingedämmt werden. Dazu können Sie andere Pferdefreunde von der Form der selektiven Entwurmung überzeugen: Ein einziges Pferd auf der Weide, das als Wurmausscheider in Betracht kommt, stellt ein Risiko für die anderen Pferde dar.

Ist die selektive Entwurmung nicht zu teuer?

Auf den ersten Blick mag die selektive Entwurmung bei Pferden hohe Kosten aufwerfen. Dem ist aber nicht so. Wenn Sie bei Ihrem Pferd im ersten Jahr der selektiven Entwurmung vier Kotproben durch ein Labor analysieren lassen, kostet das in etwa 30 Euro je Probe. Dazu kommen bei Bedarf die benötigten Medikamente, falls eine Wurmkur notwendig wird. Nach dem ersten Jahr müssen Sie nicht mehr vier Proben analysieren. Dann reichen auch zwei Proben aus. Im Endeffekt fallen also Laborkosten niedriger aus, in den meisten Fällen ist auch keine Wurmkur erforderlich. Im Übrigen übernimmt Ihre Pferdekrankenversicherung im Rahmen der Vorsorgemaßnahmen diese Wurmkuren.

Wenig Aufwand für die Kotproben

Damit das Labor eine Kotprobe analysieren kann, muss Sie diese natürlich erst einmal entnehmen. Der Aufwand stellt sich allerdings als gering dar. Sie brauchen nur aus der Box Ihres Pferdes eine Handvoll mit frischem Kot zu entnehmen.

Wenn Sie Ihr Pferd mit anderen Artgenossen im Stall halten, können Sie sich nicht an jedem beliebigen Kothaufen bedienen. Schließlich muss die Kotprobe Ihrem Pferd konkret zuzuordnen sein. Da hilft es nur, wenn Sie Ihr Pferd im Auge behalten und den Zeitpunkt abwarten, wenn es äppelt.

Gibt es Schwachstellen bei der selektiven Entwurmung?

Vielfach nährt sich das Gerücht, dass die Kotprobe von nur einem Tag nicht aussagekräftig ist. Dabei ist diese Kotprobe sogar zuverlässiger als die Drei-Tages-Proben. Wenn diese nämlich im Labor ankommen, kann es ein, dass von Tag eins keine Eier mehr im Kot vorhanden sind, sondern nur noch Larven. Um den Kot jedoch zu analysieren, benötigt das Labor die Wurmeier.

Es mag möglich sein, dass ein Pferd nicht zu jedem Zeitpunkt gleich viele Wurmeier ausscheidet. Diese Schwankungen sind jedoch relativ gering. Das ist ohne hin nur bei den Pferden genauer zu betrachten, die sich im Schwellenbereich 200 Eier pro Gramm Kot bewegen. Das ist etwa bei zwei Prozent aller Pferde der Fall. Die anderen Pferde liegen den Analysen nach entweder deutlich über oder unter diesem Schwellenwert, der ausschlaggebend für eine selektive Entwurmung ist.

Ausnahme Bandwurm

Die selektive Wurmkur bei Pferden erfasst nicht automatisch bei jedem Tier einen Befall mit Bandwürmern, da diese Wurmeier nur selten ausgeschieden werden. Relativ sicher ist jedoch, dass das Vorkommen eines Bandwurmes entdeckt wird. Da von allen Pferden Kotproben analysiert werden, wird im Einzelfall der Bandwurm mit Sicherheit auch gefunden. Ist das der Fall, muss auch nur bei einem einzigen Bandwurmei der gesamte Pferdebestand einmal im Jahr gegen Bandwürmer behandelt werden.

Wurmkur bei Pferden - nicht sinnlos Medikamente verabreichen

Wir Menschen nehmen Medikamente dann, wenn wir diese auch benötigen. Warum sollte das beim Pferd anders sein? Fakt ist, dass in den Jahren seit der Einführung der selektiven Entwurmung noch kein Fall bekannt wurde, wo ein Pferd durch übermäßigen Wurmbefall gestorben ist. Dass hierdurch Koliken ausgelöst werden oder massive Organschäden auftreten, ist absolut widerlegbar. Im Gegenteil. Ein Wurmbefall ist unausweichlich und kann, sofern dieser in einem sehr geringen Umfang auftritt, dazu führen, dass dieser das Immunsystem anregt. Wird die Entwurmung regelmäßig ohne konkreten Anlass durchgeführt, kann der Körper des Pferdes auch keine Abwehrreaktionen aufbauen. Werden die Schwellenwerte bei Untersuchungen überschritten, ist eine Entwurmung wichtig.

Lediglich 30 Prozent aller Pferde benötigen tatsächlich eine Wurmkur. Bleiben die nicht betroffenen Pferde unbehandelt, kommen diese nicht mit den Wirkstoffen der Entwurmungsmittel in Verbindung. Dadurch kommen wiederum Parasiten nicht mit dem Wirkstoff in Kontakt und können keine Resistenzen bilden. Bei vielen Pferden ist es aber tatsächlich noch der Fall, dass eine Wurmkur nach der anderen erfolgt, ohne dass die Halter den Erfolg tatsächlich messen. Da sollten Sie zuerst der Hebel ansetzen, damit Sie dem Pferd nicht eine Chemiekeule nach der nächsten verpassen.

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