Zahnprobleme bei Pferden

Publiziert am Freitag, 10. September 2021 von Manfred Weiblen
Pferdegebiss

Wenn Ihr Pferd sich zu einem schlechten Fresser entwickelt oder beim Reiten und Führen unwirsch reagiert, kann das daran liegen, dass Ihr Pferd unter Schmerzen an den Zähnen leidet. Zahnprobleme bei Pferden sind keine Seltenheit.

Der Nachteil bei Zahnproblemen ist, dass diese über längere Zeit unentdeckt bleiben. Eine aufkommende Lahmheit oder Wunden fallen schnell auf, aber wer dem Pferd lange nicht ins Maul schaut, übersieht schnell, wenn es Probleme mit den Zähnen gibt. Daher ist es wichtig, dass der Tierarzt regelmäßig mal in das Maul schaut, damit es nicht zu Zahnproblemen kommt.

Woran erkennen Sie Zahnprobleme bei Pferden?

Verhaltensveränderungen deuten auf Zahnprobleme bei Pferden hin. Wie bereits beschrieben kann sich das beim Reiten oder Fressen am häufigsten zeigen. Achten Sie daher auf die folgenden Symptome bei Ihrem Pferd:

  • Ihr Pferd zeigt ein unwirsches Verhalten beim Zerren an den Zügeln.
  • Beim Anlegen der Trense verweigert sich Ihr Pferd.
  • Beim Fressen zeigen sich Kauprobleme und erhöhter Speichelfluss.
  • Teilweise fällt Ihrem Pferd das Futter wieder aus dem Maul.
  • Ihr Pferd hat Schwierigkeiten beim Wenden des Kopfes.
  • Es kommt zu Verdauungsproblemen und zeigen sich kolikartige Symptome.

Zahnprobleme lösen Probleme bei der Futteraufnahme aus

Offensichtlich sind die Zahnprobleme vor allem bei der Nahrungsaufnahme. Die Verwertung des Futters ist aufgrund der Schmerzen nicht mehr richtig möglich. Darum bilden Pferde mit Zahnproblemen manchmal sogenannte Futterwickel. Sie können das Futter nicht mehr richtig zermahlen und rollen daher die Futterbestandteile im Maul hin und her, bis sich eine Art Rolle bildet. Diese Futterklumpen erinnern von der Form her an eine Zigarre. Irgendwann lässt Ihr Pferd diese aus dem Maul fallen. Das kann ein Anzeichen dafür sein, dass die Backenzähne über scharfe Kanten verfügen, die beim Kauen Schmerzen bereiten.

Futter wird nicht mehr richtig verarbeitet

Zahnprobleme bei Pferden führen dazu, dass die Nahrung nicht mehr richtig zermahlen wird. Im Kot sind Futterbestandteile wie Halme oder Getreidekörner zu finden. Dazu kommt, dass Pferde mit Zahnproblemen langsamer fressen. Gleichzeitig verringert sich die Menge der aufgenommenen Nahrung. Die Pferde verlieren an Gewicht, das Fell wird stumpf, der Fellwechsel verlangsamt sich und es tritt häufige Müdigkeit auf. Dazu können Sie aus dem Maul des Pferdes und aus den Nüstern einen fauligen Geruch wahrnehmen. Ebenso kann eitriges Sekret oder sogar Blut austreten.

Es gibt selten Hinweise auf Zahnschmerzen

Wenn Pferde ihre Zähne zeigen, deuten viele Pferdehalter das nicht direkt als Zahnschmerzen. Dass Pferde ihre Zähne zeigen, hat schlicht und ergreifend auch andere Ursachen. Erst einmal gilt es zu unterscheiden, ob es sich wirklich um das Zähne zeigen handelt oder doch um das Flehmen. Beim Zeigen der Zähne zieht das Pferd die Mundwinkel weit zurück. Das Flehmen hingegen dient dazu, Gerüche aufzunehmen. Dabei zieht das Pferd die Oberlippe nach oben und streckt den Hals weit noch vorne. Zurück zum Zähne zeigen: Dieses Symptom zeigen Pferde auch, wenn sie anderweitig Schmerzen haben, es kann genauso auch eine Kolik sein. Zahnprobleme bei Pferden gehen also in vielen Fällen mit Symptomen einher, die auch bei anderen Krankheiten auftreten.

Junge Pferde mit Zahnproblemen

Bei Pferden im Alter von bis zu sieben Jahren können Zahnprobleme durch den Zahnwechsel auftreten. Zahnschmerzen treten auf durch das Nachwachsen der neuen Zähne. Wenn Ihr Pferd dabei Anzeichen von Zahnschmerzen zeigt, kann das zwei Ursachen haben. Einerseits ist es möglich, dass Überreste der Milchzähne auf den neuen Zähnen aufliegen. Das Bezeichnen Tiermediziner als persistierende Milchkappen, diese kann der Tierarzt relativ einfach entfernen. Problematisch wird es, wenn ein Milchzahn nicht ausfällt, etwa weil sich die Wurzel nicht zurückbildet. Dann wächst neben dem Milchzahn der neue Zahn aus und drückt das Gebiss zusammen. Hier sind Schmerzen die Folge und der Tierarzt muss den betreffenden Zahn ziehen. Das bezeichnen Tierärzte als persistierende Milchzähne.

Zahnprobleme bei Pferden durch Wolfszähne

Bei jungen Pferden kann es zur Bildung von Wolfszähnen kommen. Das sind keine vollständigen Zähne, sondern eher ein Relikt aus der Evolution, als die Pferde noch ein größeres Gebiss hatten. Diese Wolfszähne befinden sich in der Regel vor dem ersten Backenzahn. Sie können vereinzelt auftreten, zumeist sind es ein bis zwei Wolfszähne, die sich bilden. In Einzelfällen können aber auch bis zu vier Wolfszähne pro Kiefer sein. Diese Wolfszähne sind entweder als kleine Spitzen im Zahnfleisch zu sehen oder sie sind vollständig verdeckt. Wird darauf Druck ausgeübt, kommt es zu Schmerzreaktionen. Daher kann es passieren, dass einem Pferd das Fressen Schmerzen bereitet, da durch das Kauen Druck auf den Wolfszahn ausgeübt wird. Lose sitzende Spitzen im Zahnfleisch kann der Tierarzt mit einem Ruck per Zange entfernen.

Zahnfleischentzündungen und Kieferzysten

Der Zahndurchbruch bei jungen Pferden kann Begleiterscheinungen haben. Beim Durchbrechen der oberen Schneidezähne können Zahnfleischentzündungen entstehen. Diese sind daran erkennbar, dass der Gaumen angeschwollen und auch verhärtet ist. In der Regel nimmt die Entzündung ab, wenn der Zahn vollständig durchgebrochen ist. Zahnprobleme bei Pferden können auch durch Zysten auftreten. Diese bilden sich vor allem im Unterkiefer des Pferdes, wenn es zum Zahndurchbruch kommt. Auch hier ist keine Behandlung notwendig, da die Zysten von alleine wieder abnehmen.

Wenn Zahninfektionen auftreten

Bei älteren Pferden kann es zu Zahninfektionen kommen. Diese entstehen durch Entzündungen des Zahnfleisches oder der Zahnwurzel. Dafür treten in den meisten Fällen Symptome auf wie Futterverweigerung, fauliger Mundgeruch und Austritt von Eiter. Im Falle einer Zahninfektion muss der betroffene Zahn gezogen werden. Da bei Pferden die Zahnwurzel relativ lang ist, geht das aufgrund der zu erwartenden Schmerzen nur unter Vollnarkose. Schmerzmittel müssen im Nachgang ebenfalls verabreicht werden. Solche Behandlungen durch den Tierarzt sind in der Regel über eine Pferde-OP Versicherung abgedeckt. Zwar handelt es sich dabei nicht um eine Operation im eigentlichen Sinne, aber diese Leistung decken die meisten Pferdeversicherer mittlerweile als zusätzliche Leistung ab.

Häufig treten Zahnprobleme bei Pferden durch die Domestizierung auf

Pferde lebten von ihrem Ursprung her in der Steppe. Das Gras, dass die Ur-Pferde in der mongolischen Steppe gefressen haben, ist mit dem Gras auf der Weide nicht vergleichbar. Das Gras der Ur-Pferde war wesentlich härter. Damals mussten Pferden deutlich mehr das Gras mahlen als heute. Die Folge ist, dass durch die Domestizierung die Zahnpflege fehlt, die die Pferde früher in der Steppe hatten. Der Zahnabrieb erfolgt also unnatürlich und auch in vielen Fällen unregelmäßig. Es bilden sich Kanten, Spitzen oder Haken an den Zahnrändern, die wiederum zu Schmerzen an der Zunge oder der Mundschleimhaut führen.

Zahncheck beim Tierarzt

Um Zahnproblemen bei Pferden vorzubeugen, ist es hilfreich, wenn bei ausgewachsenen Pferden einmal im Jahr der Tierarzt das Gebiss genauer betrachtet. Bei Fohlen, Jungtieren oder Pferdesenioren kann das ruhig auch zwei Mal im Jahr durchgeführt werden. Dabei muss der Tierarzt ebenfalls eine Maulsperre ansetzen, um dann mit einer Stirnlampe das Gebiss zu untersuchen. Er kann dadurch erkennen, ob sich Spitzen, Kanten oder Entzündungen gebildet haben. Ist das der Fall, kann er mit einer Behandlung der Zähne reagieren. Scheuen Sie nicht davor, diese Behandlung regelmäßig durchzuführen, es dient dem Wohl Ihres Pferdes. Die Kosten dafür können Sie über eine Pferdekrankenversicherung abrechnen, sofern diese vorhanden ist.

Wie geht der Tierarzt bei Zahnproblemen vor?

Wenn die Zähne des Pferdes wieder in Form gebracht werden müssen, greift der Tierarzt zu Feile oder Raspel. Entweder als Handwerkzeug oder elektrisch. Dabei muss er dem Pferd das Maul mit einer Sperre öffnen. Der Eingriff kann durchaus schmerzhaft sein, daher ist eine Sedierung erforderlich. Zudem bekommt das Pferd einen sogenannten Kopfständer, damit der Kopf durch die Sedierung nicht nach unten sackt. Verbesserungen für das Pferd ergeben sich durch die Behandlung in jedem Fall. In den meisten Fällen ändert sich schlagartig das Fressverhalten oder auch die Rittigkeit.

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