Zahnschmerzen bei Katzen

Publiziert am Donnerstag, 18. Februar 2021 von Manfred Weiblen
Katze ist wütend und zeigt ihre Zähne

So unterscheiden sich Mensch und Katze: Wenn wir Zahnschmerzen haben, gehen wir zum Zahnarzt - außer wir haben davor Angst. Katzen hingegen können sich noch nicht einmal verständlich machen, wenn sie unter Zahnschmerzen leiden. Dabei sind Zahnschmerzen bei Katzen keine Seltenheit:

Fast jede zweite Katze ab einem Alter von fünf Jahren leidet unter Erkrankungen am Zahnfleisch und an den Zähnen. Das fällt eigentlich beim genauen Hinsehen auf, so dass nicht erst der Tierarzt bei einer Routineuntersuchung darauf stoßen muss.

Warum können wir bei unserer Katze nicht sofort Zahnschmerzen feststellen?

Katzen sind wahre Meister im Verstellen. Als Einzelkämpfer sind sie es gewohnt, sich gegen Feinde zu wehren. Schmerzen sind da nur ein Ausdruck von Schwäche, also unterdrückt unsere Samtpfote jegliche Anzeichen nach außen. Selbst beim Fressen bekommen wir nichts von den Zahnproblemen mit. Beim genauen Hinschauen jedoch sehen wir, dass unser Liebling sich nach einigen Bissen von ihrer Mahlzeit abwendet oder eher Nassfutter bevorzugt. Sie wird jedoch nicht vollständig das Fressen einstellen, dazu ist der Hunger zu groß. Diese Symptome treten bei Zahnschmerzen bei Katzen auf:

  • Ihre Katze kaut einseitig.
  • Die Katze lässt Futter wieder aus dem Maul fallen.
  • Sie frisst nur noch bestimmtes Futter.
  • Sie erkennen bei Ihrer Katze Speichelfluss.
  • Ihre Katze putzt sich nicht so regelmäßig.
  • Ihre Katze lässt sich nur ungerne streicheln.
  • Berühren Sie das Maul Ihrer Katze, gibt sie Schmerzlaute von sich.
  • Ihre Katze hat starken Mundgeruch.
  • Das Zahnfleisch Ihrer Katze ist stark gerötet oder sogar blutig.
  • Sie können bei Ihrer Katze gelbe Beläge auf den Zähnen erkennen.

Wo fangen die Probleme bei den Zähnen an?

Die Probleme entstehen im Verborgenen, so dass wir die erste Stufe der Entwicklung gar nicht entdecken können. Die schleichende Auflösung der Zahnsubstanz beginnt nämlich im Wurzelbereich der Zähne, dadurch kommt es zur Auflösung der Zähne von innen heraus. Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu kleinen sichtbaren Löchern im Bereich des Zahnhalses. Anschließend entzündet sich um diese Löcher herum das Gewebe und die Zahnschmerzen beginnen. Wenn diese Zeichen sichtbar sind, müssen Sie mit Ihrer Katze beim Tierarzt zum Röntgen. Die betroffenen Zähne müssen entfernt werden, damit Ihre Katze wieder schmerzfrei ist.

Wie ist das Gebiss der Katze aufgebaut?

Bei Katzen sieht das Gebiss fast schon niedlich aus, wenn die spitzen Zähne beim Dösen oder Schlafen teilweise unter den Lefzen hervorlugen. Doch das täuscht. Es ist ein Gebiss, das auf das Töten und Zerlegen von Beute ausgerichtet ist. Ihre Katze verfügt über vier verschiedene Zahnarten:

  • Hintere Backenzähne (Molare)
  • Vordere Backenzähne und Reißzähne (Prämolare)
  • Eckzähne und Fangzähne (Caninus)
  • Schneidezähne (Incisivus)

Zunächst hat das Milchgebiss 26 Zähne, später kommen neben dem Austausch der Milchzähne noch Backenzähne hinzu, so dass das Gebiss einer erwachsenen Katze über 30 Zähne verfügt. Mit dem Gebiss können Katzen ihre Beute im Nacken fassen und zerteilen. Sie können mit ihren Backenzähnen zwar Knochen zerkleinern, sie führen damit aber keine Mahlbewegungen wie wir Menschen aus.

Darüber hinaus spielt das Gebiss Ihrer Katze noch bei der Körperpflege eine wichtige Rolle: Sie kann damit Flöhe oder Parasiten vom Fell klauben und Schmutz entfernen. Dazu haben die Schneidezähne eine Funktion wie ein Nagelknipser. Sie kann damit sogar ihre Krallenspitze kürzen.

Wodurch kommt es zu Zahnschmerzen bei Katzen?

Bei Katzen sind Zahnschmerzen und auch Schmerzen am Zahnfleisch schwer zu unterscheiden. Daher nehmen wir mal die Ursachen für beide Szenarien hier auf:

  • Durch Viruserkrankungen, zurückgebliebene Zahnwurzelreste und auch unentdeckte Zahnerkrankungen kann es zu schmerzhaften Erkrankungen am Zahnfleisch kommen. Es kann zu einer hochschmerzhaften Entzündung des Zahnfleisches kommen. Es handelt sich dabei um eine Chronische Gingivitis/Stomatitis.
  • Wenn bei Ihrer Katze sich die Zähne am Zahnhals langsam auflösen, löst das ebenfalls Schmerzen aus. Tiermediziner sprechen hier von einer Resorptiven Läsion. Etwa ein Drittel aller Katzen ist davon betroffen, ab einem Alter von fünf Jahren sogar jede zweite Katze.
  • Zahnfrakturen treten nicht selten auf, wenn die Zähne im Alter an Festigkeit verlieren.
  • Ebenfalls kann es durch Tumore zu Zahnproblemen und damit zu Zahnschmerzen kommen.

Tierärztliche Versorgung bei Zahnschmerzen

Bei Zahnschmerzen führt kein Weg am Tierarzt vorbei. Sie sollten ungeachtet der Tierarztkosten Ihre Katze behandeln lassen, da die Zahnschmerzen eine massive Minderung der Lebensqualität darstellen und die Folgewirkungen wie Fressunlust oder Gewichtsverlust auch andere schwere Krankheiten zur Folge haben können. Es gibt hinreichend Anbieter im Bereich der Katzenkrankenversicherung, die diese Kosten übernehmen. Dazu gibt es im Internet eine gute Übersicht zum Thema Zahnbehandlung bei Katzen.

Kommt es bei Katzen auch zu Parodontose-Erkrankung?

Hier fangen die Probleme beim Zahnfleisch an. Dieses dient den Zähnen als Halt. Erkrankt das Zahnfleisch, führt das irgendwann zum Zahnausfall. Durch Zahnbeläge lagern sich im Laufe der Zeit immer mehr Mineralstoffe auf den Zähnen ab, die sich zum Zahnstein entwickeln. Im Inneren des Zahnsteins entwickeln sich Bakterien, die wiederum zu einer Entzündung des Zahnfleisches sorgen. Diese Entzündung dringt immer weiter in das Gewebe ein und schädigt anschließend den Kieferknochen. Die Folge ist der Zahnausfall. Daneben können sich die Bakterien über die Blutbahn im Körper verteilen und auch organische Schäden auslösen.

Ist eine Zahnpflege bei Katze überhaupt möglich?

Genauso wie bei uns Menschen müssen Sie das Hauptaugenmerk auf die tägliche Zahnpflege legen. Und das von Anfang an, um einer Parodontose vorzubeugen. Sie müssen tatsächlich sich die Mühe machen, Ihrer Katze ein- bis zweimal am Tag die Zähne zu putzen, bevor sich Ablagerungen, also Plaque, bilden kann. Fragen Sie mal bei Ihrem Zahnarzt nach, ob dieser Ihnen ein paar Tipps für die Zahnpflege geben kann. Daneben gibt es im Zoofachhandel spezielle Zahnbürsten für Katzen. Vermeiden Sie es aber tunlichst, die eigene Zahncreme zu benutzen. Es gibt neben Zahnbürsten natürlich auch Zahncremes für Katzen. Wenn sich Ihr Liebling partout nicht die Zähne putzen lassen möchte, dann versuchen Sie es einfach mal mit Snacks zur Gebissreinigung.

Wie können Sie Ihre Katze an die Zahnpflege gewöhnen?

Nehmen Sie sich Zeit für die Prozedur, denn für Ihre Katze ist das Zähneputzen Neuland und so gar nicht von der Natur vorgesehen. Tragen Sie zunächst ein wenig von der Zahncreme auf Ihren Finger auf und lassen Sie Ihre Katzen daran lecken. Gehen Sie nach ein, zwei Tagen dazu über, der Katze die Zahncreme sanft auf das Zahnfleisch der oberen Zähne aufzutragen und zu massieren. Verwenden Sie ein paar Tage später dann eine Zahnbürste, damit Ihre Katze daran lecken kann. So kann sie die Zahnbürste auch noch markieren, ins Maul nehmen und dann als ihr Eigentum in Anspruch nehmen. Das eigentliche Zähneputzen sollte dann nicht länger als 30 Sekunden dauern und zur Routine werden – entweder einmal täglich oder zu festgelegten Zeiten mehrmals in der Woche. Betrachten Sie bei der Zahnpflege regelmäßig das Maul Ihrer Katzen, damit Sie zum Beispiel auf Zahnfleischbluten, wunde Stellen oder lockere Zähne aufmerksam werden. In diesen Fällen sollten Sie Ihren Tierarzt aufsuchen.

Wie können Sie Zahnschmerzen und Zahnprobleme bei Ihrer Katze außerdem vorbeugen?

Da Zahnschmerzen für Ihre Katze eine große Belastung sind und die Behandlung mit hohen Tierarztkosten verbunden ist, sollten Sie im Vorfeld alle Maßnahmen treffen, um dieses Krankheitsrisiko zu mindern. Dazu gehören einfache und regelmäßige Kontrollen und Maßnahmen:

  • Nutzen Sie die regelmäßigen Kontrolltermine beim Tierarzt, damit dieser das Gebiss Ihrer Katze untersuchen kann. Er kommt wahrscheinlich unscheinbaren Symptomen eher auf die Spur.
  • Kontrollieren Sie unabhängig vom Tierarzt regelmäßig das Maul Ihrer Katze: Achten Sie auf das Aussehen der Zähne, mögliche Rötungen am Zahnfleisch oder starken Mundgeruch.
  • Beobachten Sie Ihre Katze beim Fressen. Gibt es dabei Auffälligkeiten oder lässt sie das Futter sogar weitestgehend unberührt?
  • Wiegen Sie Ihre Katze regelmäßig. Wenn Ihre Katze an Gewicht verliert, kann das daran liegen, dass sie aufgrund von Zahnprobleme weniger frisst. Unabhängig davon ist der schleichende Gewichtsverlust ein Anlass, mit Ihrer Katze zum Tierarzt zu gehen.
  • Achten Sie auf artgerechte Fütterung Ihrer Katze. Sie braucht regelmäßig Futter, das für ausreichend Abrieb und Reinigung der Zähne sorgt. Dadurch kommt es auch weniger schnell zu Zahnstein.

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