Tierarzt auf dem Land – wenn der Beruf zur Berufung wird

Publiziert am Donnerstag, 15. November 2012 von Manfred Weiblen
Tierarzt untersucht ein Pferd

Der Beruf des Tierarztes ist interessant und mit viel Kontakten zu Tier und Mensch verbunden. Das ist das Idealbild, welches viele junge Menschen haben, wenn das Studium der Veterinärmedizin begonnen wird. Die Versorgung von Hunden, Katzen und Vögeln in einer Kleintierpraxis ist das gängige Klischee, dass viele Absolventen von dem Beruf haben. Dabei kommt es manchmal ganz anders.

Auf dem Land ist der Tierarzt weitaus anders gefordert als z. B. in einer Großstadt. Allein durch die geringere Dichte von Tierarztpraxen kommt es vielen Hausbesuchen außerhalb der Sprechzeiten. Denn nicht ohne Weiteres können Pferde oder Kühe in die Tierarztpraxis gebracht werden. Da muss der Tierarzt vor Ort ran. Das allerdings auch mal zu Zeiten, wo die meisten Menschen im wohlverdienten Schlaf liegen. Wenn ein Kalb geboren wird oder ein Pferd an einer Kolik leidet, hat das nicht Zeit bis zum nächsten Morgen. Hier ist der Tierarzt Tag und Nacht in Bereitschaft, um die Gesundheit und das Leben von Tieren zu retten.

Als Tierarzt verpflichtet man sich automatische zum Bereitschaftsdienst. Da ist das eine oder andere Wochenende nicht mehr Privatsache. Wenn der Notfall eintritt, wird rund um die Uhr Hilfe geleistet. Längst gehören Tierärzte nicht zu den Großverdienern der Branche. Es gibt zwar eine einheitliche Gebührenordnung. Doch beim Bauern, der so gerade seine Existenz aufrechterhalten kann, wird die volle Summe nicht ausgeschöpft.

Für die Tätigkeit in einer Tierarztpraxis auf dem Land sind nur wenige junge Leute zu begeistern. Rund 95 Prozent aller Absolventen des Studiums sind weiblich. Der größte Teil davon arbeitet lieber in der Kleintierpraxis. Bei Wind und Wetter unter freiem Himmel packen die männlichen Vertreter besser an, so eine Tierärztin aus Vorpommern. Doch die sind nur schwer zu finden. Hinzukommt, dass viele ältere Tierärzte auf dem Land einfach keine Nachfolger finden. Die Versorgung wird dadurch nicht besser. Insofern ist es kein Wunder, wenn viele Tierärzte – gerade auf dem Land – ihre Tätigkeit eher als Berufung ansehen. Zum Wohle aller Tierhalter, die in den ländlichen Regionen auf den Tierarzt angewiesen sind.

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